Universalphilosophie

Created: 2012-03-18 Updated: 2019-05-24

Gesammelte philosophische Überlegungen und Denkansätze

für Dorothea

Vorwort

Mein ganzes Leben über suche ich schon nach den richtigen Worten. Nach Worten, die Sinn ergeben, die die Welt so beschreiben, wie sie ist. Nach Worten, die mir dabei helfen, das zu sagen, was ich möchte. Ich suche nach ihnen, weil ich davon überzeugt bin, dass sie das Leben einfacher machen. Aber auch weil ich selbst ein sehr zerstreuter Mensch bin. Schüchtern, traurig, naiv und arrogant. Ich bin am Leben und ich weiß nicht einmal, was das genau bedeutet. Ich schreibe dieses Buch, vielleicht weil mich gerade diese Ungewissheit fasziniert. Weil dieses Buch mir möglicherweise dabei hilft, zu verstehen, wer ich bin. Oder sogar noch eher, was es überhaupt bedeutet, jemand oder etwas zu sein. Ja, das ist es wohl.

Diese Aufzeichnungen sind in sieben Kapitel unterteilt und auch wenn sie keinen zusammenhängenden Text ergeben, so sind sie dennoch miteinander verknüpft. Deshalb rate ich dazu, die einzelnen Kapitel nacheinander zu lesen, auch wenn das nicht unbedingt erforderlich ist.

Meine Ausführungen sind dabei so präzise wie nur möglich gehalten, damit man sich dadurch auf das konzentrieren kann, was wichtig ist. Schließlich geht es mir hier nicht darum, mich unangreifbar zu machen, sondern es geht mir darum, mich selbst mit meinen Gedanken zu beschäftigen.

Kommentar: Das Buch dient dazu, unterschiedliche Ideen über die Funktionsweise der Welt vorzustellen. Es geht darum, sich auszutauschen und über unsere Wahrnehmung nachzudenken. Das Buch dient nicht dazu, die vorgestellten Ideen als aktuellen Stand der Wissenschaft zu präsentieren.

Gliederung

  1. Verständliche Philosophie
  2. Vollkommener Zweifel
  3. Das Universum aus dem Nichts
  4. Unendliche Bewegungen
  5. Idealvorstellungen
  6. Verrückte Individualität
  7. Antidepressiv

Verständliche Philosophie

Philosophie ist schwierig. Ja, das war sie schon immer. Doch muss sie das denn wirklich sein? Ich denke nicht. Und aus genau diesem Grund versuche ich es anders zu machen. Ich möchte eine verständliche Vorstellung von der Philosophie entwickeln, eine Vorstellung, die es jedem ermöglicht, Philosophie als etwas Alltägliches zu begreifen. Genau deshalb ist es mir so wichtig, dass die Grundlagen des Philosophierens so zugänglich wie nur möglich gehalten sind. Ich weiß nicht, ob drei Kapitel dafür ausreichen, aber all meine anderen Herangehensweisen erschienen mir zu unverständlich.

1.1 Was ist Philosophie?

Die Philosophie hinterfragt und strukturiert die eigene Wahrnehmung.

Man füllt mit ihr eine Lücke in seinem Wissen und versucht dadurch dem Verständnis der Welt näher zu kommen.

Es geht vordergründig darum:

Kommentar: Während die Wissenschaft versucht ein konkretes Problem zu lösen, hinterfragt die Philosophie das Problem. Handelt es sich überhaupt um ein Problem, was gelöst werden muss? Ist die Lösung ausreichend? Nach welchen Prinzipien können wir die Lösung zulassen? Ergeben sich daraus andere Probleme?

Im Gegensatz zur Wissenschaft entwickelt die Philosophie dabei eine genaue Rangfolge von Überzeugungen, auf deren Grundlage sich Menschen vermeintlich am besten weiterentwickeln können.

1.2 Wie kann Philosophie unterteilt werden?

Da sich die Philosophie mit allem beschäftigen kann, ist es sehr schwierig, sie richtig aufzuteilen. Das hält mich aber nicht davon ab, es dennoch zu versuchen, um damit die aus ihr hervorgehenden Fragen verständlich nacheinander abarbeiten zu können. Meine Reihenfolge orientiert sich dabei an der alltäglichen Anwendung der philosophischen Bereiche (vom theoretischsten bis zum praktischsten):

  1. Metaphilosophie (Was ist Philosophie?) - Die Metaphilosophie (Über-Philosophie) bildet die Grundlage zum Verständnis der Philosophie, indem sie erklärt, was Philosophie ist, wie sie unterteilt werden kann und was mit ihr erreicht wird.
  2. Logik (Wie arbeitet Philosophie?) - Die Logik dient dazu, zu erklären, wie wir von einer Überlegung zu einer Schlussfolgerung kommen und beschreibt die genauen Regeln dafür. Sie betrachtet dafür nicht unbedingt den Inhalt, sondern vielmehr den Aufbau.
  3. Sprache (Was ist wie gemeint?) - Die Sprache dient dem Austausch von Informationen. In ihr werden Wörter definiert und ihre unterschiedlichen Bedeutungen erschlossen. Wörter sind dabei die Grundgerüste einer Aussage. Die Anordnung der Wörter wird durch die Logik bestimmt.
  4. Erkenntnis (Wie kann ich mir sicher sein?) - Die Erkenntnis beschäftigt sich mit der Wahrheit und fragt nach der Glaubwürdigkeit von Aussagen und Ereignissen. Die Erkenntnis verbindet Logik und Sprache.
  5. Metaphysik (Was existiert wieso?) - Die Metaphysik beschäftigt sich mit den grundlegenden Fragen nach dem Ursprung, dem Sinn und dem Ende allen Seins. Dazu nutzt sie die aus der Erkenntnis hervorgegangene Wahrheit.
  6. Ästhetik (Wie nehme ich etwas wahr?) - Die Ästhetik versucht zu analysieren, wie wir die (in der Metaphysik aufgebaute) Welt wahrnehmen und was in dieser Welt als schön angesehen werden kann.
  7. Anthropologie (Wer sind wir?) - Die Anthropologie versucht zu erklären, wie die philosophischen Bereiche den Menschen und seine Entwicklung beeinflussen. Die Psychologie und das Lernen sind dabei wichtige Themen.
  8. Ethik (Was ist richtiges Handeln?) - Die Ethik fragt danach, wie Menschen handeln sollten.
    1. 8.1 Moralische Philosophie (Wie handle ich richtig?) - Die moralische Philosophie setzt die Handlungen des Einzelnen in den Vordergrund.
    2. 8.2 Rechtsphilosophie (Was ist Gerechtigkeit?) - Die Rechtsphilosophie beschäftigt sich mit den aus der moralischen Philosophie hervorgegangenen Überlegungen und versucht sie auf einen Konflikt zwischen mehreren Menschen anzuwenden.
    3. 8.3 Politische Philosophie (Was ist die perfekte Gesellschaft?) - Die politische Philosophie ist bemüht, die Rechtsphilosophie auf eine beliebig große Menge von Menschen zu übertragen und dabei die aus der Masse entstehenden Probleme zu berücksichtigen.

1.3 Wie kann philosophiert werden?

Es gibt keine richtige Art zu philosophieren. Mein Ansatz orientiert sich daran, Fragen zu stellen, zu denen die Wissenschaft für mich keine ausreichend genaue Antwort liefert und umzuschwenken, falls ich mich getäuscht haben sollte. Meine Argumentation stützt sich dabei hauptsächlich auf eine naturwissenschaftliche Perspektive, weil ich denke, dass dieser Ansatz die stärkste Beweisgrundlage bietet. Denn bevor eine Theorie in der Naturwissenschaft anerkannt wird, muss sie die härtesten Kontrollen über sich ergehen lassen. Das steht in Einklang mit meinen Überzeugungen zum Hinterfragen. Und deshalb denke ich, dass die Wissenschaft eine ausgezeichnete Grundlage für eine Philosophie ist.

Die Philosophie besitzt allgemein betrachtet allerdings überhaupt keine Vorschriften. Es gibt keine oberste Instanz, die vermittelt, wie richtig philosophiert werden sollte. Und es gibt auch keine gemeinschaftliche Übereinkunft, die besagt, was richtiges Philosophieren ausmacht. Vielmehr ist die Philosophie von jeglicher Norm losgelöst. Und es gibt auch keinen Grund eine einzuführen. Die Philosophie dient ja schließlich gerade dazu, neue Wege zu entdecken, um die Welt besser erklären zu können. Ein Rahmen würde nur dazu führen, dass man sich selbst begrenzt und anfängt, Ideen abzulehnen, nicht weil ihre Argumentation schlecht wäre, sondern weil sie das eigene Konzept der Welt zu sehr erschüttern.

Vollkommener Zweifel

Wie kann ich mir sicher sein, dass die Welt, die ich sehe, der Welt entspricht, die sie in Wirklichkeit ist? - Ich weiß es nicht. Wirklich. Und es gibt meiner Meinung nach keine Möglichkeit, diese Frage für alle auch nur annähernd zufriedenstellend zu beantworten. Argumente für eine bestimmte Auffassung finden sich relativ schnell. Aber Einwände wird es immer geben. Deshalb kann ich niemals mit vollständiger Sicherheit wissen, ob das, was ich wahrnehme, wirklich so ist, wie es zu sein scheint. Ob das, was ich zu glauben weiß, überhaupt nur ein wenig dem entspricht. Was ich aber tun kann, ist zu zweifeln. Zu überlegen, ob das, was andere behaupten, nachvollziehbar ist. Und wenn es nachvollziehbar ist, ob es gleichzeitig auch wahrscheinlich ist?

2.1 Alles anzweifeln

Ergänzung (2013-12-26): Ich habe die Anerkennung eines Gedankengangs hinzugefügt, um das Einfühlen und das intensive Überprüfen noch deutlicher hervorzuheben.

Das Zweifeln ist das wichtigste Prinzip meines Lebens, weil es mir dabei hilft, andere Menschen und mich selbst immer wieder zu hinterfragen und damit die kompliziertesten und schwierigsten Überzeugungen verstehen zu lernen. Und obwohl es so grundlegend und einfach erscheint, ist es gleichzeitig eine der umfangreichsten geistigen Tätigkeiten überhaupt. Denn das Zweifeln ist keine strikte Ablehnung einer Meinung, es ist vielmehr der Versuch, einen Gedankengang anzuerkennen, ihn bis zum Ende zu gehen und zu überprüfen, ob alle vorgebrachten Argumente schlüssig und verständlich sind.

Ich für meinen Teil hinterfrage alles, weil ich mir bei nichts sicher sein kann. Und ich werde auch mit einer Erklärung niemals vollständig zufrieden sein können, weil diese Erklärung eben nicht alle Betrachtungsweisen mit einbeziehen kann. Das bedeutet nicht, dass ich nicht dennoch mit Vereinfachungen zurechtkomme. Ohne sie könnte ich gar nicht leben. Ich weiß aber, dass meine Erfahrungen und mein Wissen dadurch sehr beschränkt sind, und ich mir niemals sicher sein kann, ob meine Entscheidungen begründbar sind. Aus diesem Grund nutze ich ein System von Wahrscheinlichkeiten.

2.2 Wahrscheinlichkeiten

Wahrscheinlichkeiten geben mir einen Wert für die Möglichkeit, dass ein bestimmtes Ereignis eintreten könnte. Sie stützen sich auf meine Vermutungen und meine Erfahrungen über die Funktionsweise der Welt.

Wahrscheinlichkeiten werden zwischen 0 und 1 (zum Beispiel: 0% - 100%) angegeben, wobei die 0 für das Nicht-Eintreten und die 1 für das Eintreten eines Ereignisses steht.

Wir können niemals ohne Zweifel sagen, dass ein Ereignis in der Zukunft eintreten wird oder nicht, weil unsere Vorstellung vom Universum immer unvollständig und dadurch unsere Wahrnehmung immer eingeschränkt sein wird.

Dies führt dazu, dass Wahrscheinlichkeiten aufgrund von Beobachtungen über die Zeit hinweg nur zu 0 oder 1 tendieren können. Dass das Universum morgen also weiterhin existieren wird, besitzt eine Wahrscheinlichkeit, die aufgrund unserer Beobachtungen gegen 1 tendiert. Damit handelt es sich um eine wahrscheinliche Aussage. Ob es morgen jedoch wirklich noch existiert, kann nicht einwandfrei geklärt werden.

Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses oder einer Aussage wird von jedem Menschen selbst bestimmt, da jeder nur seine eigene Wahrnehmung besitzt und damit seine Umwelt unterschiedlich einschätzt.

Um Wahrscheinlichkeiten bestimmen zu können, muss überlegt werden, welche Faktoren ein Ereignis oder eine Aussage wie stark beeinflussen.

Die Wahrscheinlichkeit einer Aussage lässt sich überprüfen, indem die Aussage mit Beobachtungen und Erfahrungen abgeglichen wird: Wenn eine Wahrnehmung oder ein Ereignis durch eine bestimmte Aussage wiederhergestellt werden kann, dann ist diese Aussage wahrscheinlich. Nicht wiederholbare Ereignisse führen hingegen zu unwahrscheinlicheren Aussagen.

Person A sagt: „Der Tisch ist rot.“ Person B schaut sich den Tisch an und sieht einen roten Tisch. „Der Tisch ist rot“ ist damit eine reproduzierbare Aussage über eine Wahrnehmung. Die Aussage von Person A ist demnach für Person B wahrscheinlich.

Die Wahrscheinlichkeit einer Aussage wird darüber hinaus auch über das Vertrauen zu anderen Menschen beeinflusst. Wenn wir anderen Menschen vertrauen, sind ihre Aussagen für uns wahrscheinlicher (glaubhafter).

Die Sprache bildet eine bemerkenswerte Ausnahme in diesem System, weil gesagt werden kann, dass der oben erwähnte Tisch eigentlich blau ist, wenn nur alle anderen ebenfalls davon überzeugt wären. Der Tisch hat sich nicht verändert, nur das Wort um den Tisch zu beschreiben. Sprache ist eine Übereinkunft aller Sprecher, und wenn alle Sprecher denken, dass „blau“ das richtige Wort für die Farbe des Tisches ist, dann ist der Tisch blau und Blau wäre in dieser Sprache eine Übersetzung für unsere Wahrnehmung von Rot. Wenn wir also ein Wort definieren und damit eine Aussage formulieren, dann wird diese Aussage wahrscheinlicher, je mehr Menschen dasselbe unter dem Wort verstehen.

Wahrscheinlichkeiten und Gefühle bilden zusammen die Basis all meiner Entscheidungen.

Das Universum aus dem Nichts

Unser Verständnis der Wirklichkeit ist von der Begründbarkeit von Ereignissen geprägt. In unserem Universum hat jedes Ereignis einen Ursprung und einen bestimmten Platz auf einer Zeitachse. Da wir also in einem Universum leben, in dem für uns alles zeitlich nach vorn gerichtet passiert, entsteht natürlich die Frage nach dem Anfang dieser Zustände. Und es erscheint einfach, diesen Anfang zurückzuverfolgen, weil wir ja uns immer nur fragen müssen, was vor einem bestimmten Ereignis geschehen ist.

Doch spätestens wenn wir den zeitlichen Anfang unseres Universums erreichen, stoßen wir an die Grenze dieser Überlegung. Denn es kann nicht überprüft werden, was vor dem Universum existierte, weil wir nicht wissen, ob wir dort dieselben Methoden anwenden können, die in unserem Universum funktionieren. Ich versuche es dennoch: Mein Denkansatz geht in dieser Hinsicht davon aus, dass das Universum nach unbestimmt langer Zeit aus dem Nichts heraus entstanden sein könnte.

3.1 Absolutes Nichts

Bevor sich das Universum oder Naturgesetze herausbilden konnten, muss es Bedingungen gegeben haben, die das Universum und Naturgesetze entstehen lassen haben. Diesen Urzustand nenne ich das absolute Nichts. Das hat den Vorteil, dass nicht begründet werden muss, woher das Nichts stammt, weil es sich ja um den Zustand vollkommener Abwesenheit von Ereignissen handelt. Würde man von einer Urmaterie oder einem Chaos sprechen, die schon immer vorhanden waren, was auch vorstellbar ist, dann müsste wiederum erklärt werden, wie es zu diesen allumfassenden Zuständen gekommen ist. Mit dem Nichts muss man das nicht tun. Das absolute Nichts bezeichnet ein Nichts, das durch kein anderes Ereignis ausgelöst wurde. Das Nichts ist hierbei lediglich die Vorstellung völliger Nichtexistenz.

3.2 Keine Naturgesetze → Alles ist möglich

Im absoluten Nichts existieren keine Naturgesetze. Demnach gibt es auch keine Logik, da Logik auf den Naturgesetzen unseres Universums beruht. Es ist deshalb möglich, dass wir die Prozesse außerhalb unseres Universums niemals erfassen werden.

Im absoluten Nichts verschmelzen unsere Vorstellungen von Nichts und Sein, weil durch die fehlenden Naturgesetze keine Einschränkungen vorhanden sind. Es ist alles möglich, obwohl nichts vorhanden ist.

Ab jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit: Wir befinden uns in einem Zustand, in dem alles möglich ist und wir unendlich lange warten können. Die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses tendiert also zu 1.

Es ist allerdings gedanklich nicht überprüfbar, warum sich nun ein Ereignis durchsetzt, da die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses gegen 0 tendiert, weil unendlich viele Auswahlmöglichkeiten existieren.

Dieses Ereignis führt jedoch zum Herausbilden der Naturgesetze, die wiederum den Ursprung des Universums markieren. Hier beginnen die physikalischen Konzepte.

Unendliche Bewegungen

Bewegungen sind für mich das wesentliche Merkmal jedes Wesens und Objektes im Universum. Wenn ich also Bewegungen beschreiben kann, dann beschreibe ich gleichzeitig auch die Grundlage zum Verständnis des Universums.

Bewegungen und Veränderungen haben dabei eine ähnliche Bedeutung. Ich nutze allerdings den Begriff der Bewegung, um eine wahrnehmbare Veränderung zu beschreiben, weil das Wort „Bewegung“ etwas Aktives und Gerichtetes vermittelt. Wenn sich etwas bewegt, dann ist man meist stärker davon überzeugt. Wenn sich etwas nur verändert, dann sind die Auswirkungen häufig ungewiss.

Es existiert darüber hinaus eine praktische Mehrdeutigkeit, da eine Bewegung sowohl physikalisch als auch als Synonym für eine Gruppe definiert werden kann. Das kann dabei helfen, die physikalischen Grundlagen auf unseren Alltag zu übertragen und damit meine Sichtweise verständlicher zu machen. Die im Titel erwähnte Unendlichkeit der Bewegungen ergibt sich aus der Tatsache, dass die Vorstellung von wahrnehmbaren Veränderungen immer existieren wird.

4.1 Bewegungen sind von ihren Trägern abhängig

Eine Bewegung ist eine gerichtete Veränderung.

Bewegungen können nur über die Zustandsänderung eines Trägers der Bewegung wahrgenommen werden.

Zum Beispiel können wir die Bewegung eines Atoms nur wahrnehmen, wenn wir beobachten, wie es seinen Ort nach einer gewissen Zeit verändert.

4.2 Bewegungen streben danach, sich selbst zu erhalten

Bewegungen haben das Bestreben, ihre Richtung und ihre Geschwindigkeit nicht zu verändern. Ohne eine äußere Einwirkung setzen sich Bewegungen daher immer fort.

Bewegungen neigen zu stabilen, reaktionsarmen Trägern, weil sie dort weniger beeinflusst werden.

4.3 Systembewegungen > Einzelbewegungen

Eine Systembewegung ist der Zusammenschluss von einzelnen Bewegungen.

Jede Bewegung kann eine Systembewegung sein, weil sie möglicherweise noch nicht entdeckte untergeordnete Bewegungen beinhaltet. Der Mensch zum Beispiel kann als Einzelbewegung aufgefasst werden, weil er ein abgeschlossenes Individuum darstellt. Er kann aber auch eine Systembewegung darstellen, weil er aus Millionen von sich bewegenden Zellen besteht.

Wenn eine Bewegung eine andere Bewegung beeinflusst, dann entsteht eine neue Bewegung für beide Einzelbewegungen. Die neu entstandene Bewegung kann eine Systembewegung sein, wenn sich die einzelnen Bewegungen dieselbe Richtung teilen.

Das grundlegende Ziel einer Bewegung ist es, sich so wenig wie möglich selbst zu verändern. Dieses Ziel wird in Form von Systembewegungen besser erreicht, als in Form von einzelnen Bewegungen:

Systembewegungen können als Folge der Grundkräfte der Physik aufgefasst werden.

Ein Atom besitzt zum Beispiel eine Masse sowie ein elektrisches und ein magnetisches Feld. Bei einem Zusammenstoß von mehreren Atomen entstehen daher unterschiedliche Ausprägungen dieser Eigenschaften, was dazu führt, dass sich die Atome auf unterschiedliche Art gegenseitig beeinflussen oder neu zusammenschließen können. Diese Vorstellung von Neuausrichtung und Zusammenschluss ist nicht auf Atome beschränkt, sondern gilt für alle Formen der Bewegung.

Idealvorstellungen

Idealvorstellungen sind für mich der stärkste Einflussfaktor unserer Wahrnehmung, weil sie angeben, wonach wir als Menschen streben und was wir als wichtig erachten.

Ideale sind die besten Ausprägungen unserer Ideen.

Dadurch dass wir so eine starke Verbundenheit zu unseren Idealen besitzen, befinden wir uns mit ihnen in einer wechselseitigen Beziehung. Unsere Ideale beeinflussen unsere Sicht auf die Welt, während unsere Sicht auf die Welt wiederum zum Teil die Auswahl unserer Ideale beeinflusst.

Unsere ursprünglichen Auffassungen wurden durch unsere Erbanlagen und unsere ersten Bezugspersonen geprägt.

5.1 Gefühle

Gefühle sind die spürbaren Reaktionen des Körpers und damit Teil jeder Wahrnehmung.

Wir fühlen immer etwas, auch wenn wir mit der Zeit lernen, gewisse Gefühle auszublenden.

Gefühle helfen dabei, Erfahrungen besser abzuspeichern, weil wir Erfahrungen mit Gefühlen verknüpfen.

Je stärker das Gefühl und je offensichtlicher die Auswirkung, desto besser können wir uns erinnern.

Erinnerungen sind dafür verantwortlich, dass wir unsere Umgebung besser verstehen und wir dadurch unsere Überlebenschancen steigern können.

5.2 Schönheit

Etwas, das schön ist, entspricht unserer Idealvorstellung.

Schönheit hinterlässt besonders gravierende Gefühle und Erfahrungen.

Da unsere Wahrnehmung eingeschränkt ist, kann sich unser Verhältnis zu etwas Schönem verändern, sobald wir uns damit näher beschäftigen.

Dennoch gilt, dass je mehr Zeit wir in eine Sache investieren, sie umso schöner finden, da wir ja auch mit dieser Sache mehr Erfahrungen sammeln und uns verändern, was wiederum unsere Idealvorstellungen prägt.

5.3 Komposition

Menschen können etwas nur erschaffen, indem sie Materialien oder Ideen neu anordnen.

Sie können nichts schöpfen, weil sie an die Rohstoffe dieser Welt gebunden sind.

Die Zusammenstellung einer Komposition ist immer die Suche nach Schönheit (nach einem Idealzustand).

Jeder Mensch, der Schönheit für sich auswählt, ist demnach kreativ.

In einer Zukunft, in der alle Lieder schon einmal von Menschen komponiert wurden, ist derjenige kreativ, der die Lieder auswählt, die ihm schön erscheinen.

Heutzutage sind alle Lieder bereits durch Naturgesetze komponiert, wir wählen nur noch den Weg, der uns zu ihnen führt.

Verrückte Individualität

Was bedeutet es, ein Individuum zu sein? - Für mich heißt das vordergründig, dass ich mir bewusst mache, dass ich faul bin, dass ich Fehler begehe und dass ich einen selbstgewählten Standpunkt vertrete. Das macht mich aus.

6.1 Faulheit

Faulheit entsteht, weil unser Körper es unserem Bewusstsein nicht zutraut, auf seine Energieversorgung selbst zu achten. Unser Körper versucht auf primitive Weise seine Bewegung so gut wie möglich zu erhalten und er kann nicht einschätzen, ob unser Bewusstsein dieses Prinzip genauso gut verinnerlicht hat.

Faulheit ist eine Reaktion, die im Gegensatz zum Schmerz nicht starkes Unwohlsein herbeiführt, sondern uns durch einen indirekten Zwang zur Ruhe bringt.

Faulheit entsteht bei Langeweile, weil wir zu viel Energie beim Abwägen mehrerer Aktionen verbrauchen und daraufhin versucht wird, uns von diesem Stress zu befreien.

Langeweile entsteht aus fehlender Vielfalt.

Die Faulheit ist sowohl ein Katalysator als auch eine Beschränkung für jede Gesellschaft, da sie auf der einen Seite die Grundlage aller Erfindungen ist, indem versucht wird, alles zu vereinfachen, aber auf der anderen Seite dazu führt, dass viele Ideen niemals umgesetzt werden.

6.2 Natürliches Fehlverhalten

Ein natürliches Fehlverhalten ist eine Handlung, die aufgrund von Faulheit einen Fehler verursacht.

Dieses Fehlverhalten ist meiner Ansicht nach natürlich, weil Faulheit einen wesentlichen Bestandteil unseres Lebens ausmacht.

Fehler sind unterlassene oder falsche Aktionen, die mehr Nachteile als Vorteile besitzen.

Jede als Fehler eingeschätzte Erfahrung führt zu einem Nachdenken.

Fehler lassen sich entweder beheben oder überwinden, aber niemals völlig ausschließen, da der Mensch eine eingeschränkte Wahrnehmung besitzt.

Fehler sind allerdings zeitlich beschränkt und an die eigene Auffassung gebunden. Was wir jetzt als Fehler wahrnehmen, kann sich in der Zukunft oder für andere Menschen als richtige Handlung herausstellen.

Faulheit muss kein direkter Auslöser eines natürlichen Fehlverhaltens sein. Sie kann aber zu Gewohnheiten führen, die Fehler wahrscheinlicher machen.

Wenn wir uns zum Beispiel dazu entscheiden, eine Aufgabe, die uns ein Vorgesetzter gestellt hat, aufgrund von Faulheit nicht zu erledigen, weil wir aus Gewohnheit wissen, dass wir dafür nicht bestraft werden, dann hat das den Vorteil, dass wir uns auf etwas konzentrieren können, das für uns wichtiger ist. Im Nachhinein kann es aber sein, dass wir doch dafür bestraft werden, weil das Unternehmen aufgrund unserer unterlassenen Handlungen keinen Gewinn gemacht hat und wir daraufhin entlassen werden.

Solche gesellschaftlichen Zwänge führen dazu, dass wir gemeinsam mit unserer Faulheit auch eine Schuld aufbauen, die uns bewusst macht, dass unser natürliches Fehlverhalten möglicherweise zu schlechteren Lebensbedingungen führt.

Das Abwägen zwischen Gewohnheit und Schuld macht einen Großteil unseres Lebens aus.

6.3 Verrücktheit

Verrücktheit ist die Abweichung von einem ursprünglichen oder allgemein gültigen Zustand.

Jeder Mensch kann sich als verrückt oder als normal begreifen, weil seine Gedanken von denen einer Gruppe abweichen und denen einer anderen Gruppe entsprechen können. Beide Einschätzungen sind in diesem Zusammenhang gleichberechtigt.

Ich gehe allerdings davon aus, dass Menschen lieber verrückt als normal sein möchten, weil in der Verrücktheit wenigstens zu einem kleinen Teil die Wörter Freiheit und Individualität eine Rolle spielen. In der Verrücktheit entscheiden wir uns dazu, so zu sein, wie wir sind. Wir entscheiden uns dazu, anders zu sein, weil wir im Inneren anders empfinden oder anders handeln wollen.

Auch wenn wir das vielleicht nicht wirklich können, weil wir uns immer einer Gruppe von Meinungen annähern werden. Selbst Menschen, die vor ein völlig neues Problem gestellt werden, orientieren sich an ihrer Erziehung und ihren Vorbildern und formulieren damit ähnliche Lösungen. Dennoch ist der Versuch, einen individuellen Standpunkt zu finden, etwas ungemein Hilfreiches, denn ohne eigene Überzeugungen wären wir den Vorgaben der Gesellschaft ausgeliefert. So wissen wir jedoch, warum wir uns für etwas entschieden haben.

Normalität und Angepasstheit verschwinden dabei nicht, sie sind nur nicht mehr so offensichtlich.

Die Verrücktheit entsteht aus dem natürlichen Fehlverhalten und den Idealvorstellungen eines Menschen, indem das Abwägen von Gewohnheit und Schuld dazu führt, dass wir eigene Herangehensweisen an die Welt entwickeln, während uns unsere Ideale zeigen, wie diese Welt dann betrachtet werden kann.

Unsere Persönlichkeit ist demnach maßgeblich vom Streben nach der Erhaltung der eigenen Bewegung und von unserer Vorstellung von Schönheit beeinflusst.

Antidepressiv

Wir befinden uns in einer Gesellschaft, in der versucht wird, allen ein angenehmes Leben zu ermöglichen, wobei jedoch die Wünsche jedes Einzelnen nur bedingt berücksichtigt werden. Das hat zur Folge, dass wir ständig danach streben, das Beste für uns selbst herauszuholen, anstatt darüber nachzudenken, ob unser Handeln nicht vielleicht auch negative Konsequenzen haben könnte.

Aus diesem Egoismus entwickelt sich ein gesellschaftliches Ungleichgewicht, in dem einige Menschen von ihrem Einfluss profitieren, während andere Menschen darunter leiden müssen. Mich deprimiert dieser Zustand, weil ich ihn nicht generell verändern kann. Weil ich weiß, dass mein Leben über den Schmerz so vieler anderer Menschen finanziert wird. Und weil ich weiß, dass das nicht sein müsste, ich aber trotzdem keine der damit verbundenen Annehmlichkeiten vermissen möchte.

Aber auch das gegenseitige Unverständnis, die Arroganz und die Naivität führen dazu, dass es uns allen schlechter geht. Wir fühlen uns ausgeschlossen. Und unser einziger Trost scheint darin zu liegen, diesen Zustand anzuerkennen, scheinbar den Untergang der Gesellschaft gedanklich unausweichlich zu machen und unseren Luxus zu feiern, solange er uns noch zur Verfügung steht.

Ab einem gewissen Punkt konnte ich so nicht mehr weitermachen. Ich habe aufgehört, die Welt verzweifelt hinzunehmen, und ich habe angefangen, mein Leben zu genießen. Ob ich nun traurig oder glücklich bin, es spielt absolut keine Rolle. Also kann ich auch verdammt noch mal glücklich sein. Dass ich weiß, dass so viel Falsches auf der Welt passiert, lässt mich jedenfalls nur noch stärker daran glauben, dass es Möglichkeiten geben muss, dieses Unrecht zu bekämpfen.

7.1 Menschlichkeit

Ich bin der Überzeugung, dass heutzutage viele Menschen mit ihrem Leben überfordert sind, weil von ihnen Fähigkeiten erwartet werden, auf die uns die Natur nicht vorbereitet hat.

Wir werden schon am Anfang ohne willentliche Erklärung in ein System geboren, über das wir keine Kontrolle ausüben können. Wir können uns nicht auf unseren Instinkt verlassen, sondern müssen uns einem Regelwerk unterordnen, das nur wenige wirklich verstehen.

Uns ist aber auch bewusst, dass wir sterben werden und dass uns nur ein sehr begrenzter Teil der Welt zur Verfügung steht. Also müssen wir uns sogar entscheiden, womit wir möglicherweise glücklich werden könnten, obwohl wir absolut keine Ahnung haben, ob wir dafür geeignet sind oder ob es uns überhaupt erfüllt.

Und zum Schluss bleibt uns dabei nur unsere eigene Perspektive, aus der wir alles nur als ein Abbild unserer Vorstellungen betrachten. Ob es dann wirklich diesen Vorstellungen entspricht, ist nicht zu klären. Wir wissen nichts mit Sicherheit.

Dennoch denke ich, dass wir grundsätzlich danach streben, ein glückliches Leben zu führen, weil wir eben nicht wissen, ob der Tod besser oder schlechter, oder was überhaupt ist.

Deshalb versuche ich, jeden Menschen neutral zu betrachten und zu analysieren. Ich möchte herausfinden, wie er es geschafft hat, ein glückliches Leben zu führen, oder was in seinem Leben geschehen ist, dass ihn dazu gebracht hat, andere dafür verantwortlich zu machen, dass es ihm schlecht geht.

Ich schaffe es natürlich nicht immer, meine Bewertungen hinten anzustellen, aber ich versuche es, weil ich davon überzeugt bin, dass ich dann eine Idee nicht ausschließe, weil ich Vorurteile habe, sondern weil mich die Argumente nicht überzeugt haben.

Das halte ich für einen wichtigen Grundsatz, den man als Mensch befolgen sollte, um zu zweifeln, aber gleichzeitig auch, um Verständnis für eine Idee aufzubringen. Das bedeutet nicht, dass man jede Idee akzeptieren muss. Es bedeutet, dass man jeder Idee eine Chance gibt.

7.2 Unterstützung

Wer helfen möchte, steht vor einer Situation, die er niemals richtig bewerten kann, weil es unzählbar viele Variablen gibt, die das Leben beeinflussen.

Wer sagt zum Beispiel, dass nicht eine Person, die sterben wird, dafür sorgen könnte, dass wir insgesamt vorankommen? Und wer sagt, dass eine Person, die überlebt, nicht für den Untergang der Welt verantwortlich sein wird? Es lässt sich nicht bestimmen.

Nach welchen Grundsätzen sollen wir dann aber entscheiden, wem wir wie viel helfen, wenn es anscheinend egal ist, weil wir ja eh keine Ahnung haben?

Es gibt keine gute Antwort darauf.

Ich persönlich gehe davon aus, dass jeder Mensch das Potenzial besitzt, Gutes zu vollbringen, wenn ihm nur die entsprechenden Möglichkeiten dazu geboten werden. Aus diesem Grund hat es für mich jeder Mensch verdient, dass man ihm hilft, wenn dadurch andere Menschen nicht zu Schaden kommen.

Allerdings ist noch zu klären, wie viel man dann dieser Person hilft? Das wird meiner Meinung nach danach bestimmt, wie gut seine Argumente sind und was für eine Beziehung wir zu dieser Person haben.

Wenn wir daraufhin also davon überzeugt sind, einer Person helfen zu können, müssen wir als nächstes überlegen, wie wir vorgehen. Wir müssen wissen, was der Person genau hilft. Und wir müssen uns verdeutlichen, dass große Unterstützung zwar einen größeren möglichen Erfolg mit sich bringt, aber kleine Unterstützung wesentlich wahrscheinlicher funktioniert.

Wenn diese Voraussetzungen geklärt wurden, sind wir in der Lage zu helfen.

7.3 Was vom Leben übrig bleibt

Unser Leben erscheint uns vielleicht jeden Tag etwas betrübter, und jeden Tag werden wir vor neue Probleme gestellt. Wir streifen allein durch die Welt, suchen unseren Platz, werden häufig abgewiesen, nicht beachtet, meist belächelt. Wir leben, haben aber immer noch absolut keine Ahnung davon, warum und wieso überhaupt. Wir machen Fehler, müssen dafür büßen. Wir strengen uns an, scheitern viel zu häufig. Wir fallen durch. Wir sind eitel, haben Angst, verstehen nichts. Und dennoch.

Ich liebe das Leben. Weil ich mich mit den unterschiedlichsten Dingen beschäftigen kann. Weil ich dazulerne. Weil ich mit Menschen zusammen sein kann, die mir neue Sichtweisen aufzeigen, die mich akzeptieren, die mich lieben. Weil ich selbst lieben kann. Weil ich weinen kann. Weil es Regen gibt. Musik. Computer. Internet. Weil jedes Blatt, das zum Boden gleitet, und jedes winzige Teilchen, das sich bewegt, einem nach Perfektion strebenden System entspricht. Weil wir ein Teil dieses Systems sind, ein Teil des Universums. Weil alles, was jetzt passiert, genau jetzt passiert, weil wir dabei sein können.

Danksagungen

Ich möchte mich bei folgenden Personen für ihre Unterstützung an diesem Buch bedanken: Marcel Behning, Martin Gassan, Loisa Jakob, Rodger Ulbrich, Hermann Ziege, Juliane Rehfeld, Andreas und Ines Herkula, Christopher Brauer, Benjamin Erdnüß und Johann Redlow.