ref-id: |
7FLIYSCD |
Show creator |
Kant/Timmermann |
All creators |
Kant, Immanuel (author); Timmermann, Jens (author) |
Title |
Kritik der reinen Vernunft |
Show date |
1998 |
Type name |
book |
Ziel
- Frage: Was ermöglicht es uns, etwas zu wissen?
- These: Nicht die Eigenschaften konstituieren unsere Vorstellungen von Gegenständen, sondern die reinen Formen der Anschauung (Raum und Zeit) und die reinen Formen der Verstandesbegriffe (Kategorien).
Wichtigste Erkenntnisse
Untersuchungsherangehenweise
- Mir geht es darum, Kant grundsätzlich wohlwollend zu interpretieren. Allerdings möchte ich auch nachvollziehen, warum mir immer wieder Menschen begegnen, die ihn unverständlich finden. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, die für mich wesentlichen Kapitel zu interpretieren und eine eigene Analyse seiner Schriften durchzuführen. Ich werde nicht sein Gesamtwerk lesen, sondern ich versuche, seine Argumentation nützlich für mich selbst nachzuzeichnen.
- Gleich das erste Kapitel der Einleitung macht für mich allerdings auch sehr klar, warum Kant heute immer noch im Negativen rezipiert wird:
- Er definiert etwas grob und dann definiert er es konkreter und dann bringt er ein Beispiel und dann definiert er es noch konkreter, anstatt genau eine Definition an den Anfang zu setzen, die er dann genauer erklärt. Seine Herangehensweise führt letztendlich dazu, dass man sehr genau lesen muss, ansonsten übersieht man möglicherweise den Teil, der seine Definition so verändert, dass sie das ausdrückt, was er sagen möchte. Das führt zu einer hohen Interpretativität, weil man entweder für die frühere oder die spätere Definition argumentieren kann.
- Seine Definitionen sind gleich zum Anfang unklar. Was ist eine Erkenntnis? Eine Sinneswahrnehmung, ein Satz, eine Vorhersage, eine Regel? Oder was ist apriorisch? Von einer konkreten Erfahrung unabhängig? Oder von allen konkreten Erfahrungen unabhängig? Oder von einigen Erfahrungen unabhängig und von anderen nicht? Diese Unklarheit macht eine Rezeption so gut wie unmöglich. Schlimmer noch, sie verleitet dazu, Kants Ideen im eigenen Kopf so zu verändern, dass sie dem entsprechen, was sie aufgrund seiner elitären Stellung gern sein sollten.
- Seine Sprache ist durchsetzt von einem metaphorisch ungenauen Stil, der es sehr schwer macht, seinen Ausführungen zu folgen. Seine Sprache ist metaphorisch ungenau, weil er Wörter bildhaft benutzen möchte, sie aber keine Bilder repräsentieren. Beispiel A: "Wenn aber gleich alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anhebt, so entspringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung." (S. 43) Es ist nicht klar, wie sich "anheben" und "entspringen" genau unterscheiden. Wenn etwas aus etwas anderem entspringt, dann fängt es normalerweise damit an. Diese metaphorisch ungenaue Sprache führt zu weiteren sinnlosen Interpretationen. Ich akzeptiere, dass das nicht bei allen Beispielen oder Äußerungen der Fall ist. Dass Kants Sprache durch solche Elemente allerdings schwieriger zu entziffern ist, sollte nicht übermäßig verwundern.
- Diese drei Thesen möchte ich in den nachfolgenden Kapiteln immer wieder aufgreifen und versuchen zu belegen. Falls sie sich später als weniger relevant herausstellen, dann werde ich dazu etwas schreiben.
- Warum sollte man sich dennoch mit Kants Aussagen beschäftigen? Weil Kants Ausführungen für die Aufklärung und für die moderne Wissenschaft wichtig gewesen sind. Er wird sehr häufig genannt (Quelle) und man bezieht sich auf ihn, wenn es um klassische Kategorien oder eine Analyse der Voraussetzungen geht. Und er ist schwierig genug, dass niemand außer anderen Philosophen genau genug hinschaut, um Zitierende zu kritisieren und auf Kants Ungenauigkeiten hinzuweisen.
Generelle Konzepte
- Gegenstände: Untersuchungsobjekte jeglicher Art
- Vor der Erfahrung können wir etwas wissen: a priori [von ersterem, davor]; nachdem wir die Erfahrung gemacht haben, können wir etwas wissen: a posterio [von späterem, danach]. (S. 43)
- analytische und synthetische Urteile (S. 57ff.): Ein Prädikat [etwas Zugeordnetes] kann in einem Subjekt [Begriff, Name] enthalten sein oder es liegt außerhalb. Wenn es im Subjekt enthalten ist, nennt man Urteile analytisch, wenn es außerhalb liegt, dann synthetisch.
- Kritik der reinen Vernunft (S. 81): Eine beschränkende Auseinandersetzung mit dem Vermögen, das Prinzipien zur Erlangung von Erkenntnissen vollständig unabhängig von Erfahrung (schlechterdings [vollständigen] Erkentnissen a priori) ermöglicht.
- Transzendental (S. 83): eine Erkenntnis ist transzendental, wenn sie sich nicht mit konkreten Gegenständen, sondern mit der Erkenntnisart von Gegenständen, solange diese apriori möglich ist, beschäftigt (Erkenntnisse, die die Bedingungen beschreiben, unter denen ein Gegenstand erkannt werden kann).
- Ding an sich:
- Raum und Zeit:
- Kategorientafel:
Zusammenfassung
Ausgabe von 1787
- In eckige Klammern gesetzte Begriffe sind meine neuzeitlichen Übersetzungen für Kants Begriffe
Einleitung
I. Von dem Unterschiede der reinen und empirischen Erkenntnis
- Eine Erfahrung wird so verstanden, dass ein Gegenstand [irgendetwas] unsere Sinne so berührt, dass er entweder selbst [eigenständig] zu Vorstellungen führen kann oder aber durch eine Verstandesfähigkeit zu Vorstellungen führen kann. (S. 43)
- Jegliche Erkenntnis beginnt mit der Erfahrung. (S. 43)
- Obwohl jede Erkenntnis mit der Erfahrung beginnt, muss nicht jede Erkenntnis immer vollständig aus der Erfahrung kommen, weil unser Verstand oder Erkenntnisvermögen selbst etwas einbringen könnte, das sich mit den Erfahrungen verbindet. (S. 43)
- Das könnten wir auch nicht feststellen, weil wir ja keine Möglichkeit besitzen, außerhalb unseres Erkenntnisvermögens etwas wahrzunehmen.
- Anscheinend ist diese Frage nach dem Zusammengesetzten der Erfahrung nicht so leicht beiseitezuschieben: Wenn das aber der Fall ist, sollte untersucht werden, ob es vielleicht eine Erkenntnis gibt, die unabhängig von unserer Erfahrung ist. (S. 43)
- Diese Unterscheidung könnte so benannt werden: Vor der konkreten Erfahrung können wir etwas wissen: a priori; nachdem wir die Erfahrung gemacht haben, können wir etwas wissen: a posterio. (S. 43)
- Apriorische Erkenntnis kann möglicherweise weiter unterteilt werden: in rein oder unrein. Unreine apriorische Erkenntnis ist dann vorhanden, wenn Erfahrung in irgendeiner Weise beteiligt gewesen ist, zum Beispiel, um eine Vorhersage über ein Ereignis zu treffen, das noch nicht eingetreten ist. ("So sagt man von jemand, der das Fundament seines Hauses untergrub: er konnte es a priori wissen, daß es einfallen würde, d. i. er durfte nicht auf die Erfahrung, daß es wirklich einfiele, warten.", S. 45)
- Reine apriorische Erkenntnis ist hingegen nur dann vorhanden, wenn sie nicht durch Erfahrungen beeinflusst wurde. ("die schlechterdings von aller Erfahrung unabhängig stattfinden", S. 45)
- Selbst ein Satz wie "eine jede Veränderung hat ihre Ursache" ist unrein apriorisch, weil Veränderung ein Begriff ist, der nur aus der Erfahrung gezogen werden kann. (S. 45)
Konzepte
- Gegenstände: Untersuchungsobjekte jeglicher Art
- Vor der Erfahrung können wir etwas wissen: a priori [von ersterem, davor]; nachdem wir die Erfahrung gemacht haben, können wir etwas wissen: a posterio [von späterem, danach]. (S. 43)
Diskussion
- Die Unterscheidung von reiner und empirischer Erkenntnis ist nicht einmal theoretisch völlig geklärt. Reine Erkenntnis scheint eine apriorische Erkenntnis zu sein, die vollkommen ohne Erfahrung auskommt. Empirische Erkenntnis wiederum könnte allerdings sowohl eine apriorische Erkenntnis sein, die für ihre Aussage auf Erfahrung zurückgreift, als auch eine aposteriorische Erkenntnis sein, weil sie in beziehungsweise nach der Erfahrung erfolgt.
- Bisher ist auch unklar, was für Kant generell eine Erkenntnis [Wissen] ist. Es wirkt so, als ob das Wort für ihn vordergründig Vorstellungen von mit den Sinnen erfassbaren Gegenständen (S. 43, Z. 12/13) bezeichnet. Aber er beschreibt auch Sätze (S. 45, Z. 22/23) und Vorhersagen (S. 45, Z. 8-10) als Erkenntnisse, sodass die Verwendung des Begriffes nicht mehr eindeutig ist. Und es ist auch nicht klar, ob Erkenntnisse Vorstellungen sind oder vielleicht eher Bestandteile eines Wahrnehmungsprozesses (Siehe S. 45, Z. 17/18).
- Ein Erkenntnisvermögen scheint etwas zu machen, das anschließend zu Erkenntnissen führt? (S. 43, Z. 7/8f), aber Erkenntnisse scheinen gleichzeitig etwas zu sein, was stattfinden kann? (S. 45, Z. 17/18)
- Nachdem ich das Kapitel gelesen habe, erscheint mir der Begriff der Reinheit problematisch. Eine Erfahrung ist nicht etwas, was einen Gedanken verunreinigt. Es ist vielmehr der Startpunkt jedes möglichen Gedankens, sodass es nicht nachvollziehbar ist, wie etwas durch Erfahrung beschmutzt wird. Ein besseres Adjektiv wäre möglicherweise "unabhängig", das er ja selbst auch einführt und nutzt (S. 45, Z. 17). Reine Erkenntnisse sollten deshalb eher als Erkenntnisse verstanden werden, die unabhängig von oder über Erfahrungen hinaus bestehen.
- Problem: Gedanken werden über Sprache formuliert: wie soll ich also eine reine Erkenntnis fassen, ohne gleichzeitig bereits Sprache zu verwenden, die durch Erfahrungen geprägt wurde?
- Damit zusammenhängend erscheint es nicht nachvollziehbar, was Kant damit meint, dass Erfahrungen für jede Erkenntnis notwendig sind, aber dennoch bestimmte Erkenntnisse ohne Erfahrungen möglich sein sollen. Natürlich kann man sich eine abstrakte Ebene einer Erfahrung als Basis denken, die scheinbar ohne konkrete Erfahrungen auskommt, aber die eine Basis für jede einzelne Erfahrung ist. Dennoch benötigt diese Erkenntnis auch wiederum eine gemachte Erfahrung, selbst wenn es nur formale Überlegungen über die Beschaffenheit wären?
II. Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche
- Es muss ein Merkmal gefunden werden, was reine Erkenntnis [vollständig unabhängig von jeglicher wahrscheinlich konkreter Erfahrung] von empirischer Erkenntnis [erfahrungsabhängig] unterscheidet.
- "[1] Findet sich also Erstlich ein Satz, der zugleich mit seiner Notwendigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori; [2] ist er überdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst wiederum als ein notwendiger Satz gültig ist, so ist er schlechterdings a priori." (S. 45/47)
- 1. Wenn es einen Satz gibt, der zusammen mit seiner Notwendigkeit gedacht wird, dann ist dieser ein Urteil a priori.
- Es ist vollkommen unklar, was hier ein Urteil ausmacht oder was für ihn genau ein Zusammendenken mit der Notwendigkeit sein soll.
- Ich gehe davon aus, dass er damit meint, dass apriorische Sätze nur Sätze sein können, bei denen man ihre notwendige Bedingung mitdenkt. Aber selbst das ist nicht klar. Eine notwendige Bedingung ist eine Bedingung, die erfüllt sein muss, damit ein Satz wahr sein kann.
- Nehmen wir mal an, dass ich einen aposteriorischen Satz habe, dann denke ich seine notwendigen Bedingungen meines Erachtens nach auch mit. Wenn ich zum Beispiel denke, dass ein Haus ein Dach hat, dann denke ich mit, dass für diese Aussage das Haus ein Dach haben muss.
- 2. Ist dieser erstgenannte Satz gleichzeitig auch von keinem anderen notwendigen Satz abgeleitet, dann ist er vollständig a priori. [Hier ist unklar, inwiefern "als der" als "keinem anderen" oder "keinem außer" interpretiert werden soll. Ich habe mich für ersteres entschieden, weil es für mich nachvollziehbarer ist, dass Sätze ohne irgendeine Erfahrung wiederum von keinen anderen Sätzen abhängig sind.]
- Und jetzt sind wir in einer Situation, wo notwendige Sätze anscheinend gleichgesetzt werden mit "Sätzen, die zugleich mit ihrer Notwendigkeit gedacht werden". Es ist vollkommen unklar, worauf sich hier etwas bezieht.
- Nachdem ich das Kapitel mehrfach gelesen habe, gehe ich davon aus, dass damit gemeint ist, dass ein apriorischer Satz einfach grundsätzlich eine Voraussetzung ist, die selbst eine Notwendigkeit für andere Sätze darstellt, ohne jedpch notwendig begründet werden zu müssen.
- "Zweitens: Erfahrung gibt niemals ihren Urteilen wahre oder strenge, sonder nur angenommene und komparative Allgemeinheit (durch Induktion), so daß es eigentlich heißen muß: soviel wir bisher wahrgenommen haben, findet sich von dieser oder jener Regel keine Ausnahme." (S. 47)
- Apriorische Sätze reiner Erkenntnis haben eine strenge Allgemeingültigkeit und gelten deshalb immer.
- Wisst ihr was? Das Beispiel "eine jede Veränderung hat ihre Ursache" aus dem ersten Kapitel, bei dem Kant zuvor gesagt hat, dass es nicht rein apriorisch ist, weil Veränderung Erfahrung voraussetzt: Es ist in diesem Kapitel doch rein apriorisch. - "Daß es nun dergleichen notwendige und im strengsten Sinne allgemeine, mithin reine Urteile a priori, im menschlichen Erkenntnis wirklich gebe, ist leicht zu zeigen. [...] will man ein solches [Beispiel] aus dem gemeinsten Verstandesgebrauche, so kann der Satz, daß alle Veränderung eine Ursache haben müsse, dazu dienen" (S. 47/49) Wow. Natürlich kann er sich jetzt wieder herausreden, dass er ja "mithin" genutzt hat und das bedeuten könnte, dass er gar kein starkes Beispiel für reine Erkenntnis bringen möchte. Dann wiederum ist aber nicht klar, warum er Merkmale einführt, die dann doch nicht nur auf reine Erkenntnis, sondern auf alle apriorischen Sätze gelten.
- "Auch könnte man, ohne dergleichen Beispiele zum Beweise der Wirklichkeit reiner Grundsätze a priori in unserem Erkenntnisse zu bedürfen, dieser ihre Unentbehrlichkeit zur Möglichkeit der Erfahrung selbst, mithin a priori dartun." (S. 49)
- Die Notwendigkeit des Wahrnehmungsvermögens für eine Wahrnehmung ist eine apriorische Erkenntnis, da wir ohne dieses, keine Möglichkeit hätten, überhaupt Wahrnehmungen zu machen.
- Das akzeptiere ich als einzige bisher nachvollziehbare Äußerung in diesem Kapitel.
- "Aber nicht bloß in Urteilen, sondern selbst in Begriffen zeigt sich ein Ursprung einiger derselben a priori." (S. 49)
- Raum ist ein apriorischer Begriff, da dieser notwendig für die Beschreibung einer empirischen Sache ist, ohne dass er selbst ein Bestandteil eines Körpers ist.
- "Lasset von eurem Erfahrungsbegriffe eines Körpers alles, was daran empirisch ist, nach und nach weg: die Farbe, die Härte oder Weiche, die Schwere, selbst die Undurchdringlichkeit, so bleibt doch der Raum übrig, den er (welcher nun ganz verschwunden ist) einnahm, und den könnt ihr nicht weglassen." (S. 49, Z. 22-27)
- Um eine Substanz denken zu können, ist Raum als Begriff notwendig.
Konzepte
- Notwendigkeit: Es scheint darum zu gehen, dass ein Satz die Grundlage für die Wahrheit anderer Sätze darstellt, ohne jedoch selbst begründet werden zu müssen. Nehmen wir "Raum" als Begriff. Dieser Begriff wird für die Wahrnehmung von Körpern vorausgesetzt, ohne selbst eine Voraussetzung haben zu müssen.
- Ich würde einwenden, dass Raum seine Voraussetzung in unserem Wahrnehmungsvermögen besitzt, aber dann verschieben wir nur die Untersuchung zum Wahrnehmungsvermögen, das dann keine weitere Begründung benötigt.
- Strenge (deduktive) und angenommene (induktive) Allgemeingültigkeit: Streng: Eine Regel besitzt uneingeschränkt keine Ausnahme. Angenommen: Soweit wir bisher wahrgenommen haben, findet sich für eine Regel bisher keine Ausnahme.
Diskussion
- Kant versucht Merkmale für reine Erkenntnis zu benennen, beginnt aber damit Merkmale für jegliche apriorische Erkenntnis aufzustellen. Wieder einmal ist nicht ganz klar, was der genaue Unterschied sein soll. Ich gehe davon aus, dass der Unterschied in der vollständigen Unabhängigkeit auch von anderen Sätzen besteht, was sein Beispiel mit der Veränderung nicht zu einer reinen Erkenntnis macht.
- Generell ist das Kapitel noch stärker von Sprachschwierigkeiten durchzogen, die grundsätzlich auf das 2. Rezeptionsproblem zurückzuführen sind. Kants Ausführungen sind Rätsel, die sich grundsätzlich nicht auflösen lassen, da der Kontext zu unsicher ist. Natürlich könnte man später mit mehr Wissen wiederkommen, aber ich denke, dass das nur zu noch mehr Unsicherheiten führt.
III. Die Philosophie bedarf einer Wissenschaft, welche die Möglichkeit, die Prinzipien und den Umfang aller Erkenntnisse a priori bestimme
- Es gibt Erkenntnisse, die nicht mit der Erfahrung überprüft werden können, die für uns aber wichtig sind und deshalb mit der Vernunft überprüft werden müssen: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit.
- Die Wissenschaft, die sich mit der Klärung dieser Fragen befasst, die über das mögliche Erfahrungswissen hinausgeht, heißt Metaphysik.
- Kant sieht die Erkenntnisse der Metaphysik als "weit vorzüglicher" als die der Erscheinungen (S. 51, Z. 15)
- Die Vernunft besitzt die Möglichkeit, dass sie Begriffe zerlegt und dadurch den Anschein erweckt, eine neue Erkenntnis zu erhalten (analytische Urteile)
IV. Von dem Unterschiede analytischer und synthetischer Urteile
- Ein Prädikat [etwas Zugeordnetes] kann in einem Subjekt [Begriff, Name] enthalten sein oder es liegt außerhalb. Wenn es im Subjekt enthalten ist, nennt man Urteile analytisch, wenn es außerhalb liegt, dann synthetisch.
- analytische Urteile sind identisch mit dem Begriff, synthetische nicht
- anaytische Urteile fügen einem Begriff nichts hinzu, synthetische schon
- Erfahrungsurteile sind alle synthetisch
- Erfahrung kann nicht die Basis für synthetische Urteile a priori sein, weil sie eine strenge Allgemeinheit besitzen und es eine notwendige Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat besteht, bei der das Prädikat dem Subjekt etwas hinzufügt.
- Synthetische Urteile a priori sind die Voraussetzung für die Möglichkeit Vorhersagen zu treffen. Deshalb wollen wir herausfinden, was sie stützt.
Konzepte
- Ein Prädikat [etwas Zugeordnetes] kann in einem Subjekt [Begriff, Name] enthalten sein oder es liegt außerhalb. Wenn es im Subjekt enthalten ist, nennt man Urteile analytisch, wenn es außerhalb liegt, dann synthetisch.
V. In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urteile a priori als Prinzipien enthalten
- Mathematische Urteile sind alle synthetisch a priori. (S. 69)
- Wissenschaftlich allgemeingültige Sätze sind synthetisch a priori.
VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft
- Da konkrete Erfahrung anscheinend nicht die Basis für synthetische Urteile a priori sein kann, wie sind dann synthetische Urteile a priori sonst möglich?
- Kritik an Hume, der davon ausgeht, dass reine Erkenntnis lediglich eine vermeintliche Erkenntnis darstellt - Kant erwidert mit den Einsichten der Mathematik, die für ihn rein sind
- Wie sind unter diesen Umständen reine Erkenntnis in der Mathematik und der Naturwissenschaft möglich und warum stellen wir als Menschen ganz generell metaphysische Fragen, wenn alles aus unserer Erfahrung entstammt? Das führt wiederum zu der Frage: Wie ist Metaphysik als Wissenschaft möglich? (S. 77)
VII. Idee und Einteilung einer besonderen Wissenschaft, unter dem Namen einer Kritik der reinen Vernunft
- "Vernunft ist das Vermögen, welches die Prinzipien der Erkenntnis a priori an die Hand gibt. Daher ist reine Vernunft diejenige, welche die Prinzipien, etwas schlechthin a priori zu erkennen, enthält." (S. 81)
- Eine Kritik der reinen Vernunft beschränkt demnach die Möglichkeiten, unter denen reine Vernunft gültig ist, ansonsten wäre es keine Kritik, sondern eine Doktrin oder ein Organon. Die Kritik der reinen Vernunft beschreibt begrenzend die Prinzipien, etwas a priori zu erkennen.
- Vernunft ist etwas, was die Prinzipien zur Erkenntnis a priori ermöglicht.
- Vernunft ist ein Vermögen.
- Vermögen ist ein Potenzial für Handlungen.
- Prinzipien sind Handlungen, die zu etwas Bestimmten führen.
- transzendental: apriorische Erkenntnis über die Erkenntnisart von Gegenständen, Bedingungen der Möglichkeit von Dingen
- analytische Urteile nur so weit mittragen, wie sie uns dabei helfen, zu synthetischen Urteilen zu gelangen
- ein vollständiges System der Philosophie der reinen Vernunft ist nach Kant möglich, weil er davon ausgeht, dass weil wir diese Erkentnisse nur im Inneren unseres Verstandes suchen können, sie uns nicht verborgen bleiben sollte und deshalb auch klein genug wären, um vollständig von uns verstanden zu werden
- Die Kritik der reinen Vernunft muss alle Kategorien besprechen, aber ist noch keine vollständige Transzendental-Philosophie, da diese eine vollständige Auseinandersetzung mit allen apriorischen Erkenntnissen beinhalten würde
- Das Praktische entspringt aus der Erfahrung und ist deshalb nicht Bestandteil der Kritik der reinen Vernunft
- Das Buch gliedert sich in eine Elementarlehre (Grundsätze) und eine Methodenlehre (Prinzipien)
I. Transzendentale Elementarlehre
Erster Teil. Die Transzendentale Ästhetik
- Anschauung und Erscheinung: Die Anschauung ist eine direkte Wahrnehmung über unsere Sinnesorgane (S. 93), die Erscheinung ist ein unbestimmter Gegenstand der empirischen Anschauung (wahrscheinlich jeglicher Anschauung, da er keine Anschauung beschreibt, die nicht empirisch ist)
- Raum und Zeit sind Formen, in denen Erscheinungen für uns anschaubar werden
- Diese Formen sind subjektiv, sie würden aufhören zu existieren, gebe es uns nicht
- Form und Materie. Form ordnet die Empfindungen der Erscheinungen, Materie ist das, was mit der Erscheinung korrespondiert.
- synthetische Sätze a priori sind möglich, weil Raum und Zeit existieren (S. 127)
Diskussion
- Naive Annahme: Problem - Gefühle sind auch eine reine Anschauungsform - Ästhetik ist unvollständig
- Komplexe Zurückweisung: Problem - Raum und Zeit könnten Bestandteile derselben Sache sein - Ästhetik ist deshalb falsch strukturiert, da Raum und Zeit keine Schnittmenge besitzen
- Beschluß der transzendentalen Ästhetik? Was?
Zweiter Teil. Die Transzendentale Logik
Einleitung
- zwei Quellen der Erkenntnis: 1. Vorstellungen empfangen (Sinneseindrücke, Sinnlichkeit S. 130), 2. Vermögen, in den Vorstellungen einen Gegenstand zu erkennen (S. 129, Verstand S. 130)
- entweder können sie rein oder empirisch sein (siehe S. 43); empirisch wenn Empfindungen (S. 93/94) beigemischt sind
- Nur Begriffe oder reine Anschauungen sind a priori möglich.
- Anschauung kann niemals anders als sinnlich sein, Begriffszuordnung ist aber nicht sinnlich
- Ästhetik ist die Wissenschaft der Sinnlichkeit
- Logik ist die Wissenschaft des Verstandes, also die Wissenschaft von einer korrekten Begriffsetzung (vgl. S. 130)
- Logik entweder des allgemeinen (Elementarlehre, Elementarlogik) oder des besonderen Verstandesgebrauches (Organon dieser oder jener Wissenschaft)
- Allgemeine Logik ist entweder reine oder angewandte Logik (S. 131); in ersterer wird von allen empirischen Bedingungen abstrahiert: unabhängig von Sinnen, Gedächtnis, Einbildung, Gewohnheit, Vorurteilen, allen Ursachen (Kanon des Verstandes); in zweiterer werden die empirischen Erkenntnisse der Psychologie miteinbezogen (Karthatikon, Trennungselement des Verstandes; was ist zugänglich) (S. 132)
- Nähere Bestimmung: Transzendentale Vorstellungen. Nicht jede apriorische Erkenntnis ist transzendental, sondern nur diejenigen, durch die wir erkennen, dass Anschauungen und Begriffe apriorisch angewandt und möglich sind. Raum ist keine apriorische Vorstellung, sondern die Erkenntnis, dass Raum keinen empirischen Ursprung haben kann, ist transzendental. Dieser Unterschied zwischen mathematischen Fakten und transzendentaler Erkenntnis über Raum ist wichtig.
- Transzendentale Logik beschäftigt sich also nicht mit mathematischen Formeln des Raumes, sondern versucht den Ursprung, den Umfang und die Gültigkeit von transzendentalen Erkenntnissen zu bestimmen, die dementsprechend unabhängig vom Empirischen sind.
- Transzendentale Logik unterscheidet sich von der allgemeinen Logik dadurch, dass sie sich nur auf apriorische Gegenstände bezieht.
Erste Abteilung. Die Transzendentale Analytik
Zweite Abteilung. Die Transzendentale Dialektik
II. Transzendentale Methodenlehre
[Duration: 13 min]