4. Philosophie

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  1. Was ist Philosophie?
    1. Was sind grundlegende Fragen?
    2. Was bedeutet es, zu philosophieren?
    3. Welche Informationen zur Philosophie sind noch erwähnenswert?
  2. Wofür wird Philosophie verwendet?
  3. Wobei kann mir die Philosophie helfen?

Zurück: 3. Herangehensweise - Weiter: 4.4. Was ist Wahrnehmung?

Was ist Philosophie?

Die Philosophie ist ein Fachbereich, der sich mit den fundamentalen Voraussetzungen von Sachen beschäftigt. Dabei stellt sie grundlegende Fragen und beantwortet diese, indem ein Ausdruck bestimmt, eine ausführliche Begründung gegeben oder im Idealfall beides gleichzeitig durchgeführt wird.

In Abgrenzung zu anderen Fachbereichen beschäftigt sich die Philosophie vordergründig mit solchen grundlegenden Fragen, die viele andere Fachbereiche gleichermaßen betreffen können (zum Beispiel mit Fragen wie „Was ist eine Bedeutung?“ oder „Was ist das Gute?“). Diese können wiederum auf ein festes Wissensgebiet reduziert werden, sodass sie eine konkrete Anwendung in der Welt erhalten.

Es folgt eine ausführliche Beschreibung dieser Auffassung. Dazu möchte ich zunächst erläutern, warum Voraussetzungen für mich das wesentliche Merkmal der Philosophie sind.

Was sind grundlegende Fragen?

Innerhalb der Philosophie als institutionalisiertem Fachbereich begegnen mir immer wieder zwei wesentliche Verwendungsmöglichkeiten1 des Begriffs: zum einen eine Philosophie, die sich mit der Bestimmung von Ausdrücken beschäftigt und danach fragt, was das Wesen einer Sache ausmacht und zum anderen eine Philosophie, die sich mit der Begründung von Meinungen und Handlungen beschäftigt und dementsprechend Argumente für unterschiedliche Entscheidungsmöglichkeiten bespricht. In der Philosophie wird bei dieser Aufteilung hin und wieder eine Grenze zwischen theoretischer und praktischer Philosophie oder zwischen Sein und Sollen gezogen. Beide Grenzen sind jedoch nicht ganz identisch mit der zwischen Bestimmung und Begründung.

Trotz dieser relativ strikten Zweiteilung gehe ich davon aus, dass beide Verwendungsmöglichkeiten ineinander verwoben sind, was dazu führt, dass ich die beiden Varianten der Philosophie nicht deutlich voneinander trennen möchte. Das zeigt sich für mich an folgendem Zusammenhang: Innerhalb einer Ausdrucksbestimmung muss man die Verwendung einer konkreten Definition wenigstens immer vor sich selbst begründen, während andersherum eine Begründung nicht ohne die Verwendung bestimmter Ausdrücke möglich ist.

Wenn ich zum Beispiel Freiheit definieren möchte, besteht die Möglichkeit, dass ich begründe, wie ich dazu komme, Freiheit so zu definieren. Ansonsten besteht auch für mich selbst die Frage, warum ich diese Definition überhaupt gewählt habe und was mich dahingehend beeinflusst hat.

Diese Situation führt dazu, dass die Philosophie zwei Aspekte beinhaltet, die schwierig zusammenzuführen sind, da sie unterschiedliche Handlungen beschreiben. Noch einmal kurz zur Wiederholung: Der eine Aspekt beschäftigt sich mit der Herausarbeitung der Definition von Ausdrücken, der andere mit der Begründung von Meinungen und Entscheidungen. Der eine Aspekt ist eher abstrakt, der andere eher konkret. Was beide jedoch meiner Ansicht nach verbindet, ist die Suche nach den Bedingungen, nach den fundamentalen Voraussetzungen, unter denen die Verwendung eines Konzepts oder eine konkreter konkreten Entscheidung gerechtfertigt ist. Und ich denke, dass auf dieser Grundlage eine Bestimmung des Ausdrucks Philosophie möglich wird.

Die Philosophie ist demnach ein Fachbereich, der sich mit den grundlegenden Aspekten einer Sache beschäftigt. Diese grundlegenden Aspekte können zu Fragen umformuliert werden, um einen intuitiveren Zugang zu erhalten: so lässt sich der Ausdruck „Philosophie“ in grundlegende Fragen wie zum Beispiel „Was ist Philosophie?“, „Wofür wird Philosophie verwendet?“ und „Wie begründe ich mein Philosophie-Verständnis?“ übertragen. Grundlegende Fragen sind in diesem Zusammenhang Fragen, die sich nicht direkt mit der konkreten Sache auseinandersetzen, sondern eher indirekt, indem sie sich auf die Voraussetzungen der Sache konzentrieren.

Aus diesem Grund befasst sich eine Philosophin zum Beispiel eher damit, was mit dem Ausdruck „Frühstück“ verbunden wird und was man darunter versteht, als damit, was man heute selbst zum Frühstück hatte. Hier wird versucht, die Voraussetzungen für die Verwendung des Ausdrucks Frühstück zu klären, indem die Beziehungen zu anderen Ausdrücken und die Verwendungsart thematisiert werden, anstatt direkt nach dem Inhalt einer konkreten Anwendung des Ausdrucks zu fragen.

Weiterhin wird aber zum Beispiel auch danach gefragt, warum ich zu einer bestimmten Zeit zum Beispiel nach Hause gegangen bin, anstatt danach, wann ich nun genau nach Hause gegangen bin. Hier wird die philosophische Fragestellung vielleicht nicht sofort deutlich, aber es geht um die Begründung einer konkreten Entscheidung, so wie es auch bei anderen Handlungen eines gelungenen Lebens der Fall wäre. Es wird versucht, die Voraussetzungen zu klären, die zu meiner Handlung geführt haben, indem nach den Gründen dafür gefragt wird, anstatt nach dem Inhalt eines Teils meiner Handlung. In diesem Fall wäre der Inhalt eines Teils meiner Handlung die Uhrzeit, die aber für die Beantwortung der Frage nach meinen Gründen nur ein Indiz, aber nicht ohne Kontext die Begründung darstellt. Eine Antwort wie „Ich bin nach Hause gegangen, weil es 20 Uhr war.“ lässt offen, warum die Uhrzeit für den Sprecher relevant gewesen ist.

Innerhalb der Philosophie wird versucht, festzustellen, wie solche grundlegenden Fragen genau formuliert werden können und auf welche Weise man sie beantworten kann, da es eben nicht immer eindeutig ist, ob es sich überhaupt um eine grundlegende Frage handelt. Den Fachbereich innerhalb der Philosophie, der sich dieser Aufgabe widmet, nennt sich Metaphilosophie.

Während sich andere Fachbereiche ebenfalls mit grundlegenden Fragen beschäftigen können und dadurch einen gewissen philosophischen Charakter erhalten, konzentriert sich die Philosophie vordergründig auf solche Begriffe, die die Voraussetzungen aller Bereiche betreffen könnten: zum Beispiel mit Fragen danach, was unter Sinn zu verstehen ist, was Wissen ausmacht oder was es bedeutet, etwas wahrzunehmen? Diese Universalität ist der Grund dafür, warum ich die Philosophie in diesem Text an die erste Stelle der Fachbereiche gesetzt habe.

Was bedeutet es, zu philosophieren?

Der wichtigste Aspekt der Philosophie besteht für mich in der Tätigkeit des Philosophierens, das heißt: selbstständig grundlegende Fragen stellen und diese mit dem eigenen Denken in ihrem vollen Umfang erschließen. Man sucht nicht eine bestimmte Antwort und gibt sich mit ihr zufrieden, sondern man versucht, alle Perspektiven zu erfassen, sie gegeneinander abzuwägen und sie anschließend in einer einfachen, verständlichen Sprache zu verinnerlichen. Philosophie wird damit zu einem Organisationswerkzeug für unser Wissen und dadurch zu einem alltäglichen Begleiter. (Selbst grundlegende Fragen stellen und umfangreiche Antworten finden)

Ein weiterer wichtiger Aspekt philosophischer Arbeit besteht darin, die verschiedenen Antworten zu den Fragen den entsprechenden Kontexten zuzuordnen, sodass ein Ausdruck in einem anderen Zusammenhang etwas anderes bedeuten kann. Ein Ausdruck wie „Liebe“ kann zum Beispiel in unterschiedlichen Kontexten sowohl ein positives emotionales Geständnis gegenüber einem anderen Individuum („Ich liebe dich.“) oder aber lediglich ein positives Gefühl bei der Bewertung von Essen („Ich liebe Spaghetti!“) sein.

In diesem Zusammenhang lässt sich auch ein allgemeinerer Aspekt des Philosophierens erkennen. Dieser besteht in der Frage danach, welche Strukturen eine Definition nutzt, um etwas zu vermitteln. Diese Frage ist für mich so wichtig, dass ich sie gesondert noch einmal im Philosophie-Bereich aufgreife. Aufgrund des Umfangs des Themas verzichte ich jedoch an dieser Stelle auf eine vollständige Beschreibung und möchte zunächst nur auf einige der Fragen hinweisen, die mit diesem Aspekt in Beziehung stehen:

Antworten auf solche Fragen beschränken mögliche Interpretationsansätze einer Definition. Sie helfen auch dabei, bestimmte Interpretationen von anderen Interpretationen abzugrenzen und damit verschiedene Perspektiven besser zu verstehen. Grundsätzlich sind diese Definitionskomponenten wichtige Ansatzpunkte, um Vorstellungen für sich selbst zugänglich zu machen. (Unterschiedliche Perspektiven in ihrer Struktur verstehen)

Eliezer Yudkowsky spricht darüber hinaus von der Aufgabe der Philosophie, herauszufinden, weshalb die gefundenen grundlegenden Fragen überhaupt gestellt wurden und warum diese Fragen trotz guter Begründungen immer wieder gestellt werden.2 Dieser Schritt kann dabei helfen, der Gefahr zu entgehen, intensiv über Begriffe zu diskutieren, ohne eine sinnvolle Anwendung für sie zu besitzen. (Grundlegende Fragen hinterfragen)

Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, sich zu fragen, welche Informationen notwendig wären, damit sich die eigenen Überzeugungen verändern ließen und wenn es keine gibt, welche konkreten Gründe man dafür anführen kann, auf einer nicht widerlegbaren Meinung zu bestehen. Dieser Schritt verhindert, dass eine Überzeugung überproportional großen Raum im eigenen Denken einnimmt, ohne dass sie regelmäßig herausgefordert wird. (Falsifizierbarkeit der eigenen Überzeugung überprüfen und gegebenenfalls begründen)

Unabhängig von diesen Angeboten, über das Philosophieren kritisch nachzudenken, besteht die Befürchtung, dass das menschliche Denken auf biologischer Ebene so eingeschränkt ist, dass es nicht in der Lage dazu ist, bestimmte Fragen überhaupt zu verstehen oder zu beantworten.

Diese Möglichkeit wird in meinen Ausführungen zur Wahrnehmung umfangreicher besprochen. Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, sie hier bereits deutlich hervorzuheben: Es ist möglich, dass eine Frage für Individuen fundamental nicht abschließend beantwortbar sein könnte, ohne dass man sich sicher sein kann, auf was für Fragen das generell zutrifft und ob das in diesem Fall so ist oder nicht. (Fragen könnten fundamental nicht beantwortbar sein, ohne dass man weiß, ob es sich um eine solche Frage handelt)

Der Wunsch, eine Frage abschließend zu klären, kann eine starke Motivation sein, sich überhaupt erst einmal mit philosophischen Konzepten zu beschäftigen. Und auf einer individuellen Ebene ist es vielleicht sogar möglich, für Fragen wie zum Beispiel nach der Identität oder nach moralischen Werten in einer Gesellschaft zu sinnvollen vorübergehenden Antworten zu gelangen.

Grundsätzlich erscheint es für mich allerdings so, dass die exponentiellen Möglichkeiten einer Begriffsdefinition (welche Konzepte können wie miteinander verbunden werden) in einer sich sprachlich ständig verändernden Welt die abschließende Beantwortung einer philosophischen Frage eher unzugänglich gestalten. Dennoch kann man darlegen, welche Antworten man in seinen bisherigen Überlegungen am wahrscheinlichsten erachtet und dafür entsprechend argumentieren.

Welche Informationen zur Philosophie sind noch erwähnenswert?

Philosophie ist ein ursprünglich griechisches Wort und bedeutet übersetzt: Liebe zur Weisheit3. Der Begriff entstand in Griechenland ca. um 500 v. u. Z. am Übergang von Mythos (Erzählungen) zu Logos (hier: auf Vernunft basierenden Erklärungen). Am Anfang der Philosophie stand die Frage nach der Beschaffenheit der Natur und die Disziplin als Ganzes war identisch mit unserem heutigen Verständnis von Wissenschaft.

Thales von Milet befasste sich als erster überlieferter westlicher Philosoph damit, wie sich die Welt aus nur einem einzigen Prinzip (Urstoff) heraus entwickeln könnte. Diese Art des Denkens bestand über mehrere Jahrhunderte und änderte sich erst mit den Sophisten, Wanderlehrern, die ihr Wissen für Geld verkauften.

Diese dachten darüber nach, dass jede Überzeugung vom Individuum abhängig sein könnte und es deshalb keine objektive Wahrheit über die Welt gibt. Dies führte zu einer stärkeren Beschäftigung mit dem Menschen und seiner Sprache. Und einige Sophisten veranlasste das dazu, die gesamte Philosophie lediglich als ein geschicktes Überreden zu begreifen. Diese Vorstellung wurde jedoch mit dem Erstarken des sokratischen Denkens abgelegt, obwohl die Frage, ob es eine subjektive oder eine objektive Wahrheit gibt, nicht gelöst wurde. Diese Uneinigkeit in den selbst grundlegendsten Überzeugungen hat dazu geführt, dass sich die Philosophie auch heutzutage noch mit denselben Fragen beschäftigt und versucht, sie zu deuten, um darüber möglicherweise der Wahrheit wenigstens zu einem kleinen Teil näherzukommen.

Siegfried König grenzt die Philosophie von der Religion ab, indem er sagt, dass Religionen konkrete Antworten auf bestimmte grundlegende Fragen liefern, während die Philosophie nur mögliche Antworten anbieten kann. In einigen Religionen wird zum Beispiel die Frage nach dem Ursprung des Lebens mit Gott beantwortet, der uns zum Beispiel erschaffen haben soll. Die Philosophie würde hingegen sagen, dass es bisher keine eindeutige Antwort auf die Frage gibt und zwischen den verschiedenen Möglichkeiten verhandeln.

Weiterhin geht König von einem familiären Verhältnis zwischen Wissenschaft und Philosophie aus, welches darin besteht, dass die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen durch die Philosophie in ihren Grundannahmen hinterfragt werden: Wenn etwas aus der Wissenschaft unklar ist, wird es dementsprechend zu einer grundlegenden Fragestellung. Während der umgekehrte Prozess meist über Nützlichkeit erfolgt: Wenn etwas aus der Philosophie in der Welt effektiv angewendet werden kann, wird es zu einem empirischen wissenschaftlichen Bereich.

Abschließend erklärt König, dass der „gesunde Menschenverstand“ und das pragmatische Handeln kein Ersatz für die Philosophie darstellen, da sie sich mit der plausibelsten Antwort zufriedengeben, während die Philosophie alle möglichen Antworten anstrebt.4

Jonas Pfister5 unterscheidet die Philosophie in Bedeutungs- und Begründungsfragen. Bedeutungsfragen möchten klären, wie Begriffe definiert werden, während Begründungsfragen sich für die Argumente bestimmter Meinungen interessieren. Diese Unterscheidung konzentriert sich darauf, welche Aufgaben von der Philosophie erfüllt werden können. Ich halte sie jedoch für unnötig, da sich die beiden Kategorien teilweise überschneiden können, was Pfister in seiner Aufteilung auch selbst bemerkt und deshalb die beiden Kategorien voneinander abhängig macht . Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man erläutern soll, welchen Grund man hat, bestimmte Begriffsdefinitionen zu bevorzugen bzw. welche Begriffsdefinition man verwendet, um eine bestimmte Meinung zu begründen.

Im nachfolgenden Abschnitt möchte ich auf eine konkrete Vorstellung der Philosophie eingehen, die ich teilweise kritisiere, die aber so an heutigen Institutionen gelehrt wird. Bevor ich jedoch meine Kritik ausführe, möchte ich die Gedankengänge kurz skizzieren: Das Philosophie-Institut in Leipzig am Anfang des 21. Jahrhunderts trennt in einer ihrer Einführungsvorlesungen nicht stark zwischen Philosophie und Philosophieren. Für sie bezeichnet das Philosophieren und damit die Philosophie als Ganzes die Beschäftigung mit dem Sein (wahrscheinlich in Anlehnung an Heidegger) und stellt darüber hinaus einen Versuch dar, vor allem über das Denken zu Erkenntnis zu gelangen. Es soll keine Beschäftigung mit dem, was konkret existiert sein, sondern mit der Fragestellung, was es heißt zu sein. Darunter fällt auch die Frage, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts? Die Forschung in dieser Art der Philosophie findet dann über die Frage statt, was es bedeutet, wenn eine bestimmte Sache ist. Die Methode in dieser Forschung ist das Nachdenken und das Reflektieren. Der Test für die Richtigkeit einer philosophischen Argumentation besteht dann im Verständnis und der Zustimmung zur vorgebrachten Argumentation. Wenn etwas in der Philosophie richtig ist, soll es für alle zu jeder Zeit gleich richtig sein. Der Streit über die Richtigkeit ist dann häufig sehr intensiv, weil es in diesem Zusammenhang kein bisschen Rechthaben gibt. Standards der Naturwissenschaft sollen sich nicht auf die Philosophie übertragen lassen, weil sie eine andere Disziplin bezeichnen und von außen versuchen, etwas zu erläutern. Die Standards der Philosophie sind angeblich das Verstehen, die Schärfe und Kohärenz der Argumente sowie der eigene Ausdruck. Weiterhin sollte das bereits oben genannte Prinzip der wohlwollenden Interpretation im Vordergrund stehen (dem Text, solange man kann, eine Richtigkeit unterstellen). Einige Methoden beim Widersprechen einer Überzeugung sind zum Beispiel der Nachweis, dass ein Autor etwas sagt, was er gar nicht hätte sagen müssen oder dass im Text möglicherweise ein Missverständnis vorlag oder etwas nicht richtig zu Ende gedacht wurde.

Mein Hauptproblem mit dieser Perspektive liegt vordergründig in der Überbetonung der Sonderstellung der Philosophie. Ich denke ebenfalls, dass es nicht sinnvoll wäre, die Durchführung empirischer Forschungsmethoden bei der Philosophie zu erzwingen, da ich ihre Aufgabe nicht darin sehe, physikalische Theorien zu formulieren. Wenn die Philosophie allerdings versucht, eine abgeschlossene begriffsinterne Alternative zur wissenschaftlichen Erklärung der Welt zu schaffen, dann frage ich mich, wie diese Überzeugung innerhalb einer sich ständig verändernden Sprache gerechtfertigt werden kann. Möglicherweise ist diese Argumentation auch auf eine Stärkung des Selbstvertrauens der angehenden Philosophinnen ausgerichtet. Dennoch möchte ich deutlich machen, welche Probleme ich darin sehe, wenn dieses Argument ernstgenommen wird.

Der Versuch, eine kohärente, idealisierte und damit absolute Sprache mit wohldefinieren und ewig gültigen Begriffen schaffen zu wollen, scheitert für mich an zwei Stellen, 1. dem Problem des Sprachwandels, da die zukünftige Erweiterung der Sprache in der heutigen Definition des Begriffs nicht eingearbeitet werden kann, da sie ja noch nicht existiert und 2. an der begrenzten Wahrnehmung des Menschen, der sich niemals sicher sein kann, ob seine verwendete Sprache, die Wirklichkeit richtig erfasst. Dagegen ließe sich natürlich anführen, dass man sagt, dass die konkreten Begriffe nur in ihrem heutigen Verständnis und nach möglichst objektivem Maßstab erfasst werden sollen und dann entsprechend übersetzt werden müssen. Doch das Problem ist grundsätzlicher, als dass es eine Lösung durch Übersetzungen zulässt, denn die Veränderung eines Begriffs durch den Sprachwandel kann in manchen Fällen auch deshalb umgesetzt werden, weil neue Erkenntnisse die alten Vorstellungen aufgrund einer größeren Nähe zur Wahrheit verdrängen. Die alten Begriffe müssten dann nicht nur übersetzt werden, sie wären aufgrund ihrer Vorstellungen auch nicht mehr zeitgemäß (ähnlich zu den Vorstellungen der Griechen, bei denen Spekulationen darüber angestellt wurden, dass der Mensch nur aus einem Element heraus entsteht). Begriffe lassen sich in diesem Fall nur abschließend klären, wenn sie sich in einem abgeschlossenen System befinden. Ein solches System kann jedoch niemals alles erklären, weil darüber hinaus eben neue Entdeckungen gemacht werden können, die das System nicht berücksichtigen kann. Aus diesem Grund halte ich den Versuch, einen Begriff nur aus sich selbst heraus zu verstehen, ohne andere Methoden und Sichtweisen zu berücksichtigen, immer für den Startpunkt einer zeitlich und traditionell gebundenen Überzeugung, einem Dogma.

An einer solchen Überzeugung festzuhalten, möchte ich jedoch vermeiden, weil es durch neue Erkenntnisse möglicherweise einfacher und effizienter beschrieben werden könnte. Weiterhin würde das Festhalten an der Vergangenheit dazu führen, dass uns nicht daran gelegen ist, Antwortmöglichkeiten zu untersuchen, sondern der Welt eine konkrete Antwort überzustülpen. Das ist für eine konkrete praktische Anwendung sicherlich sinnvoll, allerdings meiner Ansicht nach nicht für eine philosophische Untersuchung. Ich plädiere deshalb für eine begrenzte Definition eines Begriffs, bei der einem die Vorläufigkeit seiner Anwendung bewusst ist.

Würde man sich wiederum scheuen, überhaupt eine Definition für etwas setzen zu wollen, weil man sich ja niemals nicht sicher sein kann, dann ergibt sich das Problem, dass man grundsätzlich auch nicht handeln dürfte, da keine der eigenen Handlungen in irgendeiner Weise wirklich abgesichert sein könnte. Aus diesem Grund entscheide ich mich für die Methode der Vorläufigkeit bei Begriffsdefinitionen.

Ein wichtiger Aspekt, der mit der Definition von Begriffen zusammenhängt, beschäftigt sich mit der Frage nach der Geschichte eines Begriffs. Bei dieser konkreten Überzeugung werden Begriffe in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe beinhaltet alle Wörter, die sich über die Zeit hinweg verändern können, zum Beispiel Wörter wie Literatur, Freiheit, Glück. Die zweite Gruppe beinhaltet alle Wörter, die sich nicht über die Zeit hinweg verändern können, Wörter wie Zahlen oder konkrete Namen. Auch wenn ich den Sinn einer solchen Einteilung nachvollziehe, weise ich diese Vorstellung jedoch zurück, da jedes Wort durch den Sprachwandel einer Historie unterworfen ist. Ich gehe jedoch davon aus, dass manche Wörter eine praktisch allgemeiner verwendbarere Verknüpfung zur Wirklichkeit besitzen, sodass sie einem geringeren Wandel ausgesetzt sind. Dieses Argument möchte ich jedoch nicht in meinen Grundlagen, sondern irgendwann in meinem Philosophie-Bereich weiter ausbauen.

Eine weitere Möglichkeit, Philosophie zu denken, besteht darin, Philosophie als einzigen Fachbereich zu betrachten, in dem Theorie und Praxis zusammenfallen, da die Praxis der Philosophie das Denken ist, obwohl ein Nachdenken im Normalfall ein wesentlicher Bestandteil der Theorie ist. Es könnte sein, dass es deshalb keine Theorie in der Philosophie gibt. Ich halte diese Überzeugung für nett, aber nur begrenzt sinnvoll auf anderes übertragbar.

Wofür wird Philosophie verwendet?

Die Philosophie strukturiert mögliche Perspektiven eines Begriffs (und den dazugehörigen grundlegenden Fragen), damit man sie einfach erfassen, sie gegeneinander abwägen und sich dann in einem konkreten Kontext sinnvoll für eine der Perspektiven entscheiden kann. (Strukturierung von möglichen Perspektiven)

Mit dieser Arbeit unterstützt die Philosophie die Suche nach Wissen, weil sie sowohl neue Kategorien eröffnet, als auch vorhandene Kategorien miteinander verbindet und hinterfragt.

Sie unterstützt damit aber auch den politischen Entscheidungsprozess, da sie sich ebenfalls mit der Angemessenheit verschiedener Antworten auseinandersetzt. In welcher Weise ist es zum Beispiel vertretbar, wenigen Menschen für das Wohlergehen der Mehrheit zu schaden? (Handlungen begründen)

Darüber hinaus ermöglicht es der philosophische Austausch, dass man seine eigenen Vorstellungen infrage stellen kann, um darüber zu einer besser begründeten Überzeugung zu gelangen.

Eine argumentativ begründete Überzeugung ist ein Mittel dafür, anderen Menschen nachvollziehbar zu machen, warum wir so handeln, wie wir handeln, um darüber ein friedliches Zusammenleben besser organisieren zu können. Oder aber die Überzeugungen helfen dabei, das eigene Selbstbewusstsein auszubauen und damit zu einem größeren Selbstvertrauen zu gelangen. (Überzeugung von Menschen und Hinterfragung von Vorstellungen)

Wobei kann mir die Philosophie helfen?

Die folgenden Antworten sind vereinfachte Möglichkeiten, die nicht immer zutreffen müssen, aber Anhaltspunkte für die Auseinandersetzung mit der Philosophie geben können. Sie sind deshalb aus der Ich-Perspektive geschrieben.

Ich kann glücklich werden, indem ich mir durch die Beschäftigung mit schwierigen Problemen bewusst werde, was ich mir wünsche und was mich interessiert.

Das Nachdenken über philosophische Themen führt zu größerem Selbstbewusstsein und größerem Selbstvertrauen, da ich mich in unterschiedliche Situationen hineinversetze und ohne Druck schwierige Entscheidungen üben kann.

Logisches Denken ermöglicht es, andere Menschen von meinen Gedanken zu überzeugen, da ich besser darin werde, meine Vorstellungen nachvollziehbar zu begründen.6

Ich kann meinen Alltag, mein Lernen und mein Denken sinnvoll strukturieren, da ich lerne, mein Wissen als Konzepte und Theorien über die Welt auszuformulieren.

Anmerkungen

  1. Ein möglicher Vergleich: Pfister 2015, S. 17ff. ↩︎
  2. Yudkowsky 2008 ↩︎
  3. Vgl. König 2013, S. 8. Und vgl. Pfister ↩︎
  4. Vgl. König 2013, S. 10ff. ↩︎
  5. Vgl. Pfister 2015, S. 17ff. ↩︎
  6. Weimer 2005, S. 5. Dieser Grund ist nur unter der Voraussetzung gültig, dass Argumente universell verstanden werden können. ↩︎

Literatur