Wie setzt man eine Planung um?

Created: 2019-11-19 Updated: 2020-07-07 History Videos

Ziele

Situation

Als Menschen nehmen wir ständig Informationen auf und lernen darüber etwas Neues. Davon unterscheidet sich hingegen die Lernsituation zwischen Lehrperson und Lernenden. In dieser lassen sich Lernende entweder freiwillig oder gezwungen darauf ein, dass ihnen eine Lehrperson etwas vermittelt. Dieser Unterschied verändert die Grundlage dafür, wie Menschen das Lernen in diesen Situationen betrachten, weil nicht mehr offensichtlich ist, woher eine Information ihre Berechtigung erhält.

Wenn man zum Beispiel im Straßenverkehr ein Auto auf einen zufahren sieht, dann weiß man, dass diese Information wichtig ist, weil man versteht, dass einen das Auto verletzen könnte. Man nutzt dementsprechend diese Information sofort, indem man sich dazu entscheidet, am Straßenübergang zu warten. Im Gegensatz dazu ist die Anwendung einer Information innerhalb einer Lernsituation nicht so offensichtlich. Wir können nicht einschätzen, inwiefern uns der Aufbau der DNA irgendeine Einsicht in unser Verständnis der Welt liefert.

Als Lehrperson steht man deshalb vor der Aufgabe, die Relevanz des Wissens im Unterricht so deutlich wie möglich herauszuarbeiten, damit die Lernenden eine Verknüpfung herstellen können, die über die Lernsituation im Unterricht hinausgeht.

Angebots-Nutzungs-Modell

Das Angebots-Nutzungs-Modell (Fend, Helmke) beschreibt eine Vorstellung von Unterricht, nach der Lehrerinnen und Lehrer nur indirekt etwas vermitteln können, indem sie den Lernenden ein Angebot anhand von Lerngelegenheiten machen, das sie nach dem Prinzip des konstruktivistischen Lernens aktiv und selbstgesteuert nutzen können, um eigenes Wissen aufzubauen. Wirkungen und Erträge in Form von erlernten fachlichen, überfachlichen und sozialen Fähigkeiten sowie bestimmten Erziehungszielen sind dabei nur zu erwarten und können nicht garantiert werden, da die Veränderung von den Lernenden durchgeführt wird.

Bei diesem Modell wirken die Lehrperson, die Familie, die damit einhergehenden Lernpotenziale (Vorwissen, Sprache, Intelligenz, Strategien, Motivation) sowie der Kontext (Kultur, Schulform, Klassenzusammensetzung, Klassenklima) mit in den konkreten Nutzungsprozess hinein und begrenzen die möglichen Handlungen eines Lernenden.

Ein guter Unterricht versucht dementsprechend, die jeweils individuellen Lerngelegenheiten in ihrer Wirkung zu maximieren. Das beinhaltet, dass Lehrerinnen und Lehrer versuchen, die Unterrichtssituationen so zu gestalten, dass sie (1.) normativen gesellschaftlichen Kriterien entsprechen (zum Beispiel die Eigeninitiative der Lernenen verbessern) und dass sie (2.) effizent sind und über die Zeit hinweg auch zu den gewünschten Ergebnissen führen.

Hierarchie

Eine Lernsituation zwischen Lehrenden und Lernenden erzeugt eine Hierarchie, da Lernende von den Einschätzungen des Lehrenden abhängig sind. Wenn eine Lehrperson entscheidet, dass die Lernenden etwas nicht verstanden haben, dann ist die Lehrperson in einer Machtposition, weil diese über das Wissen oder Nichtwissen entscheidet.

Diese hierarchische Struktur führt zu Problemen, weil die Lernenden zurecht nicht verstehen können, inwiefern eine Autorität über die Richtigkeit von Wissen entscheiden kann.

Um das Problem zu beheben, müssen Überprüfungen konzipiert werden, die ihre Richtigkeit unabhängig von einzelnen Individuen über die Wirklichkeit erhalten. Wie solche Überprüfungen aussehen könnten, muss für jeden Lerngegenstand einzeln erarbeitet werden.

Lernumgebung

Die Umgebung einer Lerngelegenheit beeinflusst eine Person, weil der Körper darauf ausgerichtet ist, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Um eine Umgebung zu schaffen, die beim Lernen unterstützt, muss man deshalb herausfinden, was man überhaupt für ein Lernziel hat, um danach beurteilen zu können, was für eine Art von Umgebung man anstreben sollte.

Verhaltensweisen

Verhaltensweisen beschreiben den Umgang einer Lehrperson mit den Lernenden. Aus dem Wissen über die Lernsituation heraus entsteht dementsprechend ein Verhalten, das sich den daraus ergebenden Fragestellungen annimmt und sie versucht aufzulösen.

Menschlichkeit

Als zentraler Aspekt des Umgangs zwischen einer Lehrperson und einem Lernenden sehe ich Menschlichkeit. Für mich bezeichnet Menschlichkeit die Fähigkeit des Lehrenden, im Lernenden sich selbst zu erkennen und sich zu fragen, was man selbst erwarten und sich wünschen würde, wäre man in der Position des Lernenden.

Konzentration auf Tiefenstrukturen

In der pädagogischen Psychologie unterscheidet man zwischen Sichtstrukturen und Tiefenstrukturen (Kunter & Trautwein). Sichtstrukturen beziehen sich dabei auf alle Merkmale eines Unterrichts, die von außen relativ einfach zu erfassen sind. Das beinhaltet die Organisationsstruktur (Klassenunterricht, Lerngruppen, Förderunterricht), die Unterrichtsmethoden (Direkte Instruktion, Frontalunterricht, Projektunterricht, offener Unterricht) und Sozialformen (Plenum, Gruppen-, Partner-, Einzelarbeit). Davon grenzen sich Tiefenstrukturen ab, indem sie sich auf die Qualität der Auseinandersetzung zwischen Lernenden und Lerninhalten, auf die Interaktionen unter den Lernenden und damit grundsätzlich auf die Lehr-Lern-Prozesse beziehen. Wichtige Tiefenstrukturen sind der Umgang mit Lernzeit und Störungen, der Grad kognitiver Aktivierung, die individuelle Förderung und die Qualität der Rückmeldungen der Lehrperson.

Innerhalb dieser Ausführung konzentriere ich mich verstärkt auf Verhaltensweisen, die sich auf die Tiefenstrukturen ausrichten, da Sichtstrukturen möglicherweise durch bestimmte Kontexte vorgegeben sind und damit unter Umständen durch eine Lehrperson nicht verändert werden können. Darüber hinaus können Sicht- und Tiefenstrukturen unabhängig voneinander variieren, sodass sich eine Tiefenstruktur auch ohne einen starken Einfluss der Sichtstruktur herausbilden kann (das gilt meiner Ansicht nach nur für Sichtstrukturen innerhalb eines klassischen hierarchischen Systems).

Kognitive Aktivierung und kognitive Strukturierung

Unterricht soll zu einer hohen kognitiven Aktivität anregen (Kleickmann 2012). Das bedeutet, dass Lehrkräfte herausfordernde, problemorientierte Aufgabenstellungen formulieren, die von den Lernenden selbstständig erfasst und bearbeitet werden können. Kognitive Aktivierung konzentriert sich auf eine Verstehen abzielende Aktivität und versucht, das Nachdenken über Probleme und das eigenständige Experimentieren mit Lösungsmöglichkeiten in den Vordergrund zu stellen.

Die kognitive Strukturierung beinhaltet wiederum eine Ausrichtung der Inhalte auf die inividuellen Anforderungen der Lernenden, indem Inhalte für die konkrete Lerngruppe in ihrer Komplexität reduziert werden, indem das Gesamtthema so gegliedert wird, dass es von den Lernenen leicht aufgegriffen werden kann und indem darüber nachgedacht wird, welche Lernstufen für einen bestimmten Inhalt erreicht werden müssen, damit ein Verstehensprozess in Gang gesetzt wird.

Beide Verhaltensweisen stehen dabei in Konflikt zueinander, da eine zu hohe kognitive Aktivierung überfordern kann, während eine zu hohe kognitive Strukturierung, die Lernenden langweilen und vom Erforschen eines Sachverhalts abhalten kann.

Formative Überprüfungen

Lern- und Leistungsemotionen