2020
Dieses Jahr war vor allem dadurch geprägt, dass ich mich mit meinem Universitätsabschluss beschäftigt habe. Meine Abschlussarbeit habe ich dabei über die Frage geschrieben, ob und wie Computerspiele dazu in der Lage sind, etwas zu erzählen. Für mich ist diese Frage wichtig, weil sie direkt in meine künstlerische Arbeit an meinem Computerspiel hineinwirkt. Darüber hinaus habe ich mich sehr intensiv mit Lösungen zu sozialen Problemen beschäftigt. Daraus ist unter anderem die Idee einer Alltagshilfe entstanden.
Projekte
- Erzählerische Mittel in Davey Wredens "The Beginner's Guide": Meine Abschlussarbeit beschäftigt sich mit den Fragen, ob und wie Computerspiele etwas erzählen können. Mich interessieren diese Fragen, weil ich gern bessere Computerspiele entwickeln möchte und ich davon ausgehe, dass eine Erzählung zu einprägsameren Erfahrungen beim Spielen führt.
- Alltagshilfe: Bei der Alltagshilfe handelt es sich um das Konzept einer Einrichtung, die Menschen bei der Bewältigung alltäglicher Probleme helfen soll, indem sie diese an entsprechende Stellen weitervermittelt und sich darum kümmert, dass diesen Menschen dort geholfen wird (1). Darüber hinaus soll die Alltagshilfe einen Ort für die Gemeinschaft bieten, sich auszuleben und sich gegenseitig zu helfen (2). Es ist in dieser Hinsicht eine Unterstützung eher religiöser Aufgaben durch eine nicht-religiöse Institution.
- FastWriter: Ein Programm für schnelles, strukturiertes Schreiben mit Countdown-Funktion und verschiedenen Teilabschnitten.
- TiddlyWiki für die Schulorganisation: TiddlyWiki ist eine einzelne HTML-Datei, die auf dem eigenen Computer gespeichert und im Browser bearbeitet werden kann. Das Programm zeichnet sich dadurch aus, dass es alle Informationen in sich selbst abspeichert. Dadurch lässt sich die Datei gut synchronisieren und archivieren, was dabei hilft, das Programm in verschiedenen Situationen wiederzuverwenden. Gleichzeitig lassen sich die Informationen schnell bearbeiten, durchsuchen und teilen, sodass sich das Programm vor allem dafür eignet, nicht-persönliche Daten abzuspeichern. Ich möchte Lehrende dazu anregen, TiddlyWiki für die eigene Unterrichtsvorbereitung zu nutzen und damit Lernsituationen zu erstellen. Gleichzeitig möchte ich sie auch dazu anregen, eigene Unterrichtsvorbereitungen für andere Lehrer zugänglich zu machen, da diese offene Formate nutzen und damit einfach übernommen und importiert werden können. TiddlyWiki als System zum Teilen von Unterrichtsvorbereitungen hat damit großes Potenzial, das über das Programm selbst hinausgeht.
Erkenntnisse
- Gutes Lernen sollte keine schlechten Gefühle hervorrufen: Piotr Wozniak, der Entwickler von SuperMemo und Incremental Reading, macht deutlich, dass Lernen nur dauerhafte und positiv nutzbare Erinnerungen erzeugt, wenn damit keine schlechten Gefühle verbunden sind. Dies führt er darauf zurück, dass der Mensch mit dem Learn Drive eine angeborene Tendenz dazu hat, neue Informationen abzuspeichern. Wenn diese Tendenz nicht vorhanden ist, wird die Information nicht als wichtig erachtet und dementsprechend auch nicht abgespeichert. Zu diesem Thema hat er ein Buch [en] geschrieben, das ich in den nächsten Jahren wahrscheinlich ausführlicher studieren werde.
- Fakten sind eine subjektive Annäherung an eine objektive Wirklichkeit, sollten aber nicht mit dieser verwechselt werden: Mike Elias beschreibt Fakten als Verbindung aus Beobachtung, Kontextaussparung und der Überzeugung in diese beiden Prozesse [en]. Da die Kontextaussparung aber für jeden unterschiedlich ist, entsteht ein gewisses Relevanzproblem, da nicht klar ist, auf welcher Grundlage man entscheiden kann, welcher Kontext in jeder Situation ausgelassen werden soll. Elias schlägt deshalb vor, eher der Wahrheit näher kommen zu wollen, anstatt davon auszugehen, dass man sie mit Fakten eindeutig bestimmen kann. Ein Fakt ist dementsprechend eher als eine vorläufige Übereinstimmung mit der Wirklichkeit zu betrachten, anstatt als feststehender Teil der Wirklichkeit.
- Soziale Medien mit ihrer Follower-Kultur lassen eine Parallelgesellschaft entstehen: Die Sozialisierung von Kindern wird durch Trends auf TikTok und Instagram so stark beeinflusst, dass es notwendig wird, sich Gedanken darüber zu machen, was diese Trends aus unserer Gesellschaft machen. Im Gegensatz zu Paymoneywubbys Meinung [en] gehe ich nicht davon aus, dass diese Trends alle schlecht sind. Es kommt für mich allerdings vordergründig darauf an, was für Überzeugungen überhaupt von diesen Kulturen zugelassen werden. Und daran, denke ich, muss man entsprechend anknüpfen, um etwas zu verändern.
- Religionen besitzen mehrere positive Eigenschaften innerhalb einer Gesellschaft. Diese sollten allerdings vom Staat zur Verfügung gestellt werden, da sonst ein Druck auf Menschen entsteht, einer Religion beizutreten. Dieser Druck ist schlecht, weil er die Überzeugungen eines Menschen durch opportunistische Anregungen anstatt durch Eingebung oder Glauben beeinflusst. Die positiven Eigenschaften sind die Vorteile, die auch bei der Allltagshilfe beschrieben werden: 1. Die Bewältigung alltäglicher Probleme und Ängste. 2. Ein Ort für Gemeinschaften, sich auszuleben und gegenseitig zu helfen.
- Schulsysteme müssen sich weiterentwickeln: Auf meiner Seite zur Forschung über Schulsysteme stelle ich mehr und mehr fest, dass Schule häufig als idealisierter Lernort beschrieben wird, obwohl in den Erfahrungen vieler Schüler eher das Gegenteil der Fall ist. Eine Möglichkeit, in der heutigen Zeit guten Unterricht zu gestalten, besteht im Fokus auf schülerorientierte Projektarbeiten, wobei diese an Produkte und ein verstärktes Mentoring gebunden sind.
- Veganismus ist immer noch ein wichtiges Thema, um sich erstmals mit Philosophie zu beschäftigen: Die Grundlagen der Frage nach der Ernährung und die Nähe von Tieren zum Menschen führen dazu, dass das Thema immer noch sehr präsent ist und emotional von Menschen aufgenommen wird.
Empfehlungen
Filme & Serien
- Infinity Train (2019): Die Serie beschäftigt sich mit einem Mädchen, das in einem unendlich langen Zug gefangen ist, dessen einzelne Wagen jeweils unterschiedliche Welten repräsentieren. Die Serie folgt ihrem Versuch, wieder aus dem Zug zu entkommen und ist dabei absolut fantastisch.
- Marriage Story (2019): Obwohl mich das Thema emotional sehr mitgenommen hat und ich den Film nicht mag, denke ich dennoch, dass es spannend ist, zu sehen, wie sich Beziehungen entwickeln können.
- Spider-Man: Into the Spider-Verse (2018): Großartige Kombination aus guter Animation und leicht verdaulicher Superheldengeschichte. Nichts übermäßig Besonderes, aber trotzdem gut gemacht.
- The Promised Neverland (2019): Fantastischer Anime über Kinder, die in einem Waisenhaus eingesperrt sind und versuchen, von dort zu entkommen. Gerade die Planungsaspekte und das gegenseitige Übertrumpfen im Denken funktionieren hervorragend, um Spannung aufzubauen.
- 30 Rock (2006): Tina Feys Erfahrungen, die sie bei Saturday Night Life gesammelt und als eigene teilweise surrealistische Comedy-Serie umgesetzt hat. Ich habe 30 Rock jetzt zum ersten Mal gesehen und bin sehr davon angetan.
- The Disaster Artist (2017): Der Film über die Entstehung von "The Room" und die Freundschaft zwischen Tommy Wiseau und Greg Sestero kann als Liebesbrief an Menschen verstanden werden, die ihren Traum verfolgen und versuchen, diesen umzusetzen. Trotz der Tatsache, dass Wiseau fragwürdiges Verhalten zeigt, geht der Film von James Franco sehr emotional und mitfühlend mit den Charakteren um.
- Burning (2018): Lee Chang-dongs Charakterstudie erzählt die Geschichte über einen angehenden Autor, der sich in eine Frau aus seiner ehemaligen Heimat verliebt, dann aber in eine Dreiecksgeschichte um einen Typen hineingerät, der etwas Seltsames an sich hat. Die Geschichte ist fantastisch erzählt, weil viele Aspekte wieder aufgegriffen werden.
- Winchester (2018): Schöner kleiner Horrorfilm, der sehr viel über das Mysterium des Hauses funktioniert, als über den Film selbst.
- Der Leuchtturm (2019): Fantastisches Kammerspiel über zwei Männer auf einer winzigen Leuchtturminsel. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
- The Umbrella Academy: Staffel 2 (2020): Kleinere auf Familienprobleme ausgerichtete Fortsetzung der Superheldenserie. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, obwohl ich die Familienprobleme eher als nervig empfunden habe.
- Tower of God (2020): Erste Staffel um einen Turm, der ganze Kontinente und Kulturen auf verschiedenen Ebenen miteinander verbindet und an dessen Spitze einem jeder Wunsch erfüllt wird. Um allerdings im Turm aufzusteigen, muss man verschiedene Prüfungen überstehen. Der Protagonist ist eher naiv und will eigentlich nur seiner Freundin helfen, was allerdings genügend Potenzial für Entwicklungen bietet.
- Der Tag, an dem die Erde stillstand (2008): Science-Fiction-Film über die Frage nach der Gesinnung der Menschheit. Gute Effekte und angemessene philosophische Frage. Leider ein zu starker Fokus auf einzelne Wissenschaftler.
- Hereditary (2018): Sehr eingängiger Horrorfilm, der mit den Klischees des Genres bricht und eher eine eigene Geschichte erzählen will, anstatt klassisch zu erschrecken.
- Der Name der Rose (1986): Fantastische Mittelalter-Detektivgeschichte, die vor allem vom Sounddesign und von der bedrückenden Atmosphäre der Abtei profitiert.
- Made in Abyss (2017): Steampunk-Anime über eine unerforschte Höhle und ein Mädchen, das sich in dieser auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Der Anime überzeugt mich vor allem durch seine subtilen Horrorelemente, die durch den Kontrast zwischen den Überzeugungen der Heldin und der gefährlichen Welt entstehen.
- Deca-Dence (2020): Wahrscheinlich für mich der beste Anime dieses Jahres, der sich unter anderem mit dem Überlebenskampf der Menschheit in einem post-apokalyptischen Fantasy-Szenario beschäftigt, aber sich auf der anderen Seite intensiv mit den Auswirkungen von Kapitalismus beschäftigt.
- Appare-Ranman! (2020): Einer dieser klar durchdachten Animes, die eine kleine Geschichte mit absolut fantastischen Charakteren erzählen. In dem Anime geht es um ein Transamerikarennen, in dem verschiedene Figuren gegeneinander antreten und versuchen, ihre Stärken gegeneinander zu nutzen. Der Protagonist ist Appare, ein genialer Erfinder und Mechaniker, der dem Anime einen starken Fokus auf Wissenschaften und ihre Schönheit gibt. Sehr empfehlenswert.
- Dances Moving (2017): Eine Kurzserie über einen Tanzlehrer, der zu sehr davon überzeugt ist, dass seine Tanzschritte alle Probleme lösen können, daraufhin scheitert und anschließend neu lernen muss, was Tanzen überhaupt für ihn bedeutet. Die filmischen und musikalischen Mittel, die in der Serie genutzt werden, unterstützen eine humorvolle Präsentation, die den Zuschauer mit einer dramatischen Geschichte überrascht. Dances Moving hat mich sehr mitgerissen.
- Tenet (2020): Christopher Nolans neuer Film überzeugt vor allem durch seine Darstellung von Zeitmanipulation. Für mich ist es ein solider Film, der für Nolan typisch ein wenig zu sehr auf Schauplätze setzt, ohne damit etwas Besonderes anzustellen.
Computerspiele
- Pathfinder: Kingmaker (2018): Kampf-Rollenspiel im Stil von Pillars of Eternity, in dem es um die Erschaffung und Verteidigung eines eigenen Königreiches geht. Ich mag das Spiel vor allem, weil es einem so viel Freiraum bietet, obwohl es dennoch eine relativ lineare Geschichte erzählt.
- Foundation (2019): In dem Computerspiel baut man ohne größere Bedrohungen eine Mittelalterstadt und kann sich dahingehend frei austoben.
- Surviving Mars (2018): Spiel über die Besiedlung des Mars mit leichten Science-Fiction- und Science-Fantasy-Elementen. Ich bin beeindruckt, wie gut das Spiel technisch funktioniert. Es hat einige Ähnlichkeit zu Factorio, geht aber eher in Richtung Resourcen-Verwaltung.
- Sands of Salzaar (2020): Das Spiel verbindet den Strategieaspekt der Führung einer Gruppe von Söldnern mit den Kampfmechaniken von Action-Rollenspielen. Die flüssigen Animationen und Kämpfe sind dabei ein wesentlicher Grund für die Spielbarkeit.
Musik
- Dua Lipa - Future Nostalgia (2020): Fantastischer sehr positiv aufgeladener Pop, der mich ein wenig an meine Jugend erinnert.
- Haim - Women In Music Pt. III (2020): Haim ist für mich immer ein wenig untergegangen und war bisher immer so eine Mini-Hipster-Band mit ein, zwei guten Liedern. Mit ihrem neuen Album ist ihnen aber wirklich etwas Tolles gelungen und ich kann sie auch vollends empfehlen: 3am, Los Angeles, Don't Wanna, Summer Girl.
- Nana Adjoa - Big Dreaming Ants (2020): Dunkler, langsamer politischer Pop über das Leben in unserer heutigen Gesellschaft.
- Ólafur Arnalds - The Bottom Line (feat. Josin) (2020): Das restliche Album ist nicht zu vergleichen mit diesem Bombaststück. Eines der schönsten Lieder seit langem.
Comics
- The Sandman (1989): Neil Gaimans fantastische Saga über anthropomorphisierte Konzepte wie Tod, Verlangen und eben auch Träume. In dem Comic folgt man dem Sandmann, wie er als Konzept des Träumens und der Ideen verschiedene Individuen im Lauf der Zeit beeinflusst und mit ihnen kommuniziert. Ich mag die Zeichnungen, auch wenn es manchmal sehr viel werden kann. Aber das, was mich wirklich überzeugt, sind die philosophischen Auseinandersetzungen, wenn bestimmte Naturkräfte nicht mehr so funktionieren, wie man es vermuten würde.
Texte
- Tools of Titans (2016) - Tim Ferris sammelt kurze Zusammenfassungen der wichtigsten Erkenntnisse seiner Interviews mit Menschen, die etwas Bestimmtes in ihrem Leben erreicht haben. Er nutzt dafür die Kategorien Gesundheit, Wohlstand und Weisheit.
Meinungen
Filme & Serien
- Tiger King (2020): Dokumentation über schlechte Menschen, die ihr Leben um die Aufzucht von Wildkatzen aufgebaut haben. Die Dokumentation zeigt auf, wie sich Persönlichkeiten um die eigene Arbeit und den eigenen Beitrag aufbauen können und wie dieser menschliche Beitrag moralisch problematische Situationen schafft.
- Travis Scotts Konzert in Fortnite (2020): Travis Scott hat ein zehnminütiges Konzert in Fortnite gegeben, eine der ersten Kooperationen in diese Richtung zwischen Musikwelt und Computerspielwelt.
- The Seven Deadly Sins: Staffel 4 (2020): Okaye Fortsetzung der bisherigen Welt und Charaktere. Mein Hauptproblem besteht darin, dass es nicht so wirklich einen klaren Antrieb oder eine Dringlichkeit für die Handlung gegeben hat.
Computerspiele
- Genshin Impact (2020): Sehr generisches Spiel, das allerdings mit seinem Charakterdesign und seinen Bewegungsmechaniken punkten kann. Leider werden diese Elemente mit einer relativ banalen Geschichte um Gottheiten und einigen Glücksspielmechaniken gekreuzt, die das Spiel insgesamt eher herunterziehen. Dennoch für Menschen geeignet, die gerade Zeit für ein Free-To-Play-Spiel haben, das sehr gut aufpoliert ist.