Antagonistische Analyse
[Hier entsteht ein neues Buch, das nach und nach mit Quellen und Ideen gefüllt werden soll. Sobald das Buch abgeschlossen ist, wird dieser Eintrag entfernt.]
Gliederung
- Ziel
- Methode
- Konzepte
- Konzepttheorien
- Pragmatismus als Anwendungsbezogenheit von Konzepten
- Definitionen als der Versuch, ein Wort zu erklären
- Festigkeit als hohe Überlebenswahrscheinlichkeit von Überzeugungen
<li><a href="#Methode-Konzepte-Aehnlichkeit">Ähnlichkeit als Bewertungskriterium</a>
- Konzepte
- Analyse
- Verwandtschaft wissenschaftlicher Methoden
- Induktion als Basis der Analyse von Konzepten
- Konkretisierungen
- Ausrichtung
<li><a href="#Methode-Analyse-Historie">Historischer Zusammenhang</a></li> - Antagonismus
- Abgrenzungen
1. Ziel
Jeden Tag entwickeln wir neue Überzeugungen davon, wie die Welt verstanden werden kann. Soziale Medien, Freunde, Videos, Bücher, Podcasts und viele weitere Informationsquellen bieten eine Vielzahl von Perspektiven, die unsere Vorstellungen erweitern. Die Folgen dieser Einflüsse sind nicht immer vorhersehbar, da dieselbe Erfahrung für verschiedene Menschen unterschiedlich erlebt werden kann. Indem wir aber lernen, Überzeugungen und ihre Auswirkungen auf uns besser zu erkennen, können wir unser Leben zumindest zum Teil bewusster gestalten.
Dieses Buch hat das Ziel, eine Methode vorzustellen, mit der Überzeugungen untersucht werden können, um sie dadurch besser zu verstehen. Die Methode hilft zum Beispiel dabei, herauszufinden, ob man die Empfehlungen seiner Umgebung ernstnehmen und übernehmen sollte. Kann ich also meiner Umgebung vertrauen? Oder muss ich sie noch stärker hinterfragen?
Die antagonistische Analyse ist in diesem Zusammenhang dafür geeignet, Überzeugungen unter Einbezug ihrer Grenzen und Einschränkungen in ihre Bestandteile zu zerlegen und anschließend eine Aussage über die aus der Überzeugung entstehenden Auswirkungen zu treffen.
Dazu sollen folgende Fragen im Verlauf des Buches besprochen und beantwortet werden: Was sind Grenzen? Was sind die Grenzen einer Überzeugung? Kann eine Überzeugung Schwächen besitzen? Sind das ihre Grenzen? Welche Folgen und logischen Überlegungen werden durch eine bestimmte Überzeugung ausgeschlossen? Welche Gedankengänge werden durch eine Überzeugung erschwert? Kapitelnamen und Verknüpfungen ergänzen
Falls diese Fragen zufriedenstellend geklärt werden können, erhält man eine Methode für die Beurteilung der Nützlichkeit einer Überzeugung, die zu ihrem besseren Verständnis beiträgt. Denn je klarer die Überzeugung anhand ihrer Grenzen bestimmt werden kann, desto eher kann sie auch in den für sie bestimmten Situationen eingesetzt werden. Dieses Beurteilungskriterium kann wiederum dabei helfen, zu entscheiden, welche persönlichen Überzeugungen für das eigene Leben sinnvoll sind und welche vielleicht überarbeitet werden sollten.
Die Methode lässt sich aber auch für die kritische Auseinandersetzung mit den Überzeugungen anderer Menschen und für die Suche nach einem glücklichen Zusammenleben verwerden. Oder sie kann für die Präzisierung wissenschaftlicher Arbeiten genutzt werden, indem mit ihr herausgearbeitet wird, wo Definitionen von Überzeugungen gedanklich hinführen und wo sie dann vielleicht nicht mehr weiterhelfen.
Um diese Ziele zu erreichen, muss jedoch genauer herausgearbeitet werden, wie die Analyse anhand solcher Fragen durchgeführt werden kann und was sie für Vor- und Nachteile gegenüber anderen Verfahren besitzt. Zunächst folgen dafür nähere Erläuterungen zu einigen der bisher verwendeten Wörter, um einen tieferen Einblick in ihre Funktionsweise innerhalb dieser Ausführungen zu erhalten. Dies soll wiederum dabei helfen, einen schnellen Überblick zu geben, bevor die einzelnen Kapitel, die jeweiligen Überlegungen vertiefen.
Persönliche Überzeugungen beschreiben ein konkretes Verständnis über die Welt aus der Perspektive eines Individuums. Zum Beispiel ist das individuelle Verständnis von Freiheit oder von Gesellschaft oder aber auch schon von einem Gegenstand wie einem Löffel eine persönliche Überzeugung. Eine Überzeugung ist in diesem Zusammenhang eine subjektiv für wahr gehaltene Aussage oder eine Reihe von Aussagen über die Welt. Diese Aussagen lassen sich wiederum anhand von überprüfbaren Eigenschaften innerhalb von ausformulierten Experimenten testen, sodass man auf diese Weise sicherstellen kann, dass die Aussagen zumindest unter den geprüften Umständen der Wahrheit entsprechen. Eine solche subjektiv für wahr gehaltene Aussage könnte sein: Eine Katze besitzt normalerweise Schnurrhaare. Diese Aussage kann ich für gewöhnlich immer wieder bei verschiedenen Katzen überprüfen, sodass sich eine persönliche Überzeugung davon ergibt, dass eine Katze Schnurrhaare besitzt, auch wenn es dafür Ausnahmen gibt. Dieser Vorgang der Herausbildung einer Überzeugung nennt sich auch induktive Methode1 (von lateinisch inductio oder griechisch epagôgê für das Hinein- oder Herbeiführen), die eine gedankliche Verallgemeinerung der mittelalterlichen Praxis der Beweisführung anhand von gleichartigen Beispielen2 darstellt, die wiederum auf Aristoteles' Verschriftlichung des gleichartigen Gedankenprozesses3 zurückgeht. Im Alltag findet dieser induktive Prozess automatisch und ohne gesonderte Aufmerksamkeit der umsetzenden Person statt, sodass Überzeugungen häufig unhinterfragt bleiben. Gleichzeitig entstehen Überzeugungen in den meisten Fällen indirekt aufgrund des Vertrauens zu anderen Personen und nicht durch direkte Erfahrungen. Das ist der Grund, warum eine Analysemethode notwendig ist, um die Qualität von Überzeugungen zu überprüfen.
Eine Analysemethode ist ganz allgemein ein gedankliches Werkzeug, mit dem etwas in seine möglichen Bestandteile zerlegt wird.4 Ein solcher Prozess dient dazu, die Beziehung eines Ganzen zu seinen Bestandteilen sowie die Beziehung der Bestandteile zu anderen Bestandteilen aufzuzeigen. Eine Analyse ermöglicht es demnach, Eigenschaften der Bestandteile auf das Ganze zu übertragen und damit eine Aussage über ein Untersuchungsobjekt zu treffen. Wenn man zum Beispiel eine Pflanze analysiert, dann überprüft man ihre Teile und fragt danach, wie diese Teile jeweils zum Ganzen beitragen. Haben die Teile jeweils eine eigenständige oder eine gemeinsame Funktion? Ein Laubbaum besitzt beispielwesie unter bestimmten Bedingungen Blätter, die als einzelne Teile über Photosynthese einen Stoffwechsel der gesamten Pflanze ermöglichen. Aus dieser Analyse folgt, dass Laubbäume damit insgesamt photosynthesefähig sind. Diese Herangehensweise der Zerteilung und Zusammensetzung ist auch in sehr viel allgemeineren Kontexten der Welt wie zum Beispiel der Analyse von Überzeugungen umsetzbar.
Das Wort Antagonist geht auf den Antagonisten als die Gegenfigur (Gegenspieler oder Widersacher) in einer Erzählung zurück. Die literarische Funktion einer Antagonistin besteht darin, die Hauptfigur an ihre Grenzen zu führen, damit diese sich durch Herausforderungen weiterentwickeln kann.5 Die antagonistische Analyse versucht ähnlich wie dieses erzählerische Element, Überzeugungen an ihre Grenzen zu führen, sie herauszufordern und sie damit über sich selbst hinauswachsen zu lassen. Es geht um ein besseres Verständnis der Stärken und Schwächen und damit der Einsatzmöglichkeiten einer Überzeugung.
Im weiteren Textverlauf beschreibe ich zunächst ganz allgemein, was ein Konzept ist (2.1), um damit ein Mittel für den Austausch von Überzeugungen vorzustellen. Danach gehe ich näher darauf ein, was die Funktion einer Analyse von Konzepten ist (2.2), um noch einmal deutlich zu machen, wofür die hier beschriebene Methode verwendet werden kann. Anschließend erläutere ich, wie sich der Gedanke einer antagonistischen Analyse herausgebildet hat und was die Analyse auszeichnet (2.3), bevor ich sie abschließend von anderen Methoden abgrenze (2.4), um ihren eigenen Wert hervorzuheben.
Im Anschluss an die Beschreibung der Methode wende ich diese auf eine Auswahl von Überzeugungen an (3.), die ich als besonders unzugänglich identifiziere. Ich möchte aufzeigen, warum die antagonistische Analyse ein guter Weg ist, um schwer zu verstehende Konzepte und deren Erklärungen zugänglicher zu machen. Dabei gehe ich zunächst darauf ein, warum ich die Konzepte für zu kompliziert erachte und führe dann aus, wie sie über die vorgestellte Methode zugänglicher gemacht werden können.
Zum Abschluss fasse ich meine Überlegungen und deren konkrete Anwendung noch einmal zusammen (4.), um einen schnellen Zugang zu den Ergebnissen zu ermöglichen.
2. Methode
Die antagonistische Analyse ist eine Analysemethode. Damit ist gemeint, dass sie eine Herangehensweise des eigenen Denkens ist, die dazu benutzt werden kann, etwas in seine Bestandteile zu zerlegen und anschließend eine Aussage über das Ganze zu treffen. Das Untersuchungsobjekt der antagonistischen Analyse sind persönliche Überzeugungen oder genauer deren Benennung als konkretes Konzept. In den nachfolgenden Kapiteln gehe ich deshalb näher darauf ein, was Konzepte sind, wie ein Konzept definiert werden kann und wie die antagonistische Analyse dafür genutzt werden kann, Konzepte in ihre Bestandteile zu zerlegen, um dadurch Aussagen über das Konzept insgesamt zu treffen.
2.1 Konzepte
2.1.1 Konzepttheorien
Wenn man über etwas sprechen möchte, dann braucht man in irgendeiner Weise ein Hilfsmittel, um auf dieses Etwas verweisen zu können. Hätte man dieses Hilfsmittel nicht, dann könnte eine andere Person nicht entziffern, was man überhaupt meint. Also nutzt man entweder einen Namen oder ein Bild oder einen Ton. Egal was. Man benötigt jedoch ein Zeichen, das auf die Sache, die man benennen möchte, verweist.
Dieses Hilfsmittel kann Konzept genannt werden und es ist die Verbindung der Bezeichnung und des Inhalts einer persönlichen Überzeugung.
Es gibt ähnliche Ansätze, die durch die Wörter "Begriff" oder "Idee" oder "Mem" oder "Kategorie" oder "Universalie" oder "Ausdruck" repräsentiert werden, auf die ich jedoch aufgrund ihrer Vielseitigkeit nicht weiter eingehen werde und sie deshalb im Text nachfolgend als Wörter mit annähernd demselben Inhalt wie das Wort Konzept ansehen werde. Ich nutze die aus dem englischen Sprachraum stammende Bezeichnung des Konzepts (concept), da diese noch eher darauf hinweist, dass der Anteil der Konstruierenden am Benennungsprozess zwischen Bezeichnung und Inhalt nicht vernachlässigt werden darf.
Das Konzept als Ergebnis dieser Benennungshandlung repräsentiert daher die entsprechende persönliche Überzeugung. Wenn ich von einem Apfel spreche, dann ist das Wort "Apfel" als Konzept nicht nur ein Wort, das auf einen realen Apfel verweist. Das Wort selbst steht für das, was in der Gesellschaft oder nur in mir selbst mit einem Apfel verbunden ist. Das Konzept enthält dementsprechend beides: Benennung und Inhalt.6
Der Zusammenhang zwischen der Bezeichnung und der individuellen Wahrnehmung einer persönlichen Überzeugung führt zu einer wichtigen Erkenntnis: Nur weil jemand etwas auf eine bestimmte Weise benannt hat, bedeutet das nicht, dass das verwendete Zeichen (wie Wort, Bild, Ton, Geruch, ...) diese Sache optimal verständlich macht. Denn in allen Fällen, in denen zum Beispiel das Wort vorkommt, ist die verwendete Sprache nicht perfekt, sondern den eingeschränkten Wahrnehmungen und den subjektiven Bedürfnissen der jeweiligen Sprecher einer Generation und damit einem Sprachwandel unterworfen. Außerdem ist die Bezeichnung einer Sache bereits auf vorhandene Vorstellungen eingeschränkt und nicht mit der Sache selbst identisch. Der Philosoph Alfred Korzybski fasst diese Erkenntnis mit dem Gedanken zusammen, dass die Karte eines Ortes nicht mit dem Ort identisch ist ("the map is not the territory" und "the word is not the thing").7
Nur weil zum Beispiel über Freiheit, Gesellschaft oder wie vorhin über Katzen und Laubbäume gesprochen wird, bedeutet das also nicht, dass die Inhalte dieser Überzeugungen bereits für immer fest bestimmt sein müssen. Besonders auch unter der Möglichkeit, dass wir falsch liegen könnten, weil wir zum Beispiel als Individuen etwas nicht verstanden haben, nicht die richtigen Verbindungen gezogen haben oder eine Information einfach noch nicht zu uns durchgedrungen ist. Oder es könnte genauso sein, dass wir eine Sache als Menschen insgesamt vielleicht gar nicht wissen können, weil sie wissenschaftlich bisher noch nicht erfasst wurde oder sie sich vielleicht ganz grundsätzlich jeglichem Verständnis entzieht.
Diese Fehlbarkeit unserer Wahrnehmung und unseres Wissens prägen fundamental das Denken über die Welt und sind der Grund dafür, warum ich das Leben und den Austausch darüber vor allem als eine Summe dieser verschiedenen möglichen subjektiv geprägten Überzeugungen betrachte, mit denen wir uns umgeben. Jeder sollte dementsprechend dazu angehalten sein, die Überzeugungen anderer Menschen, aber auch die eigenen Überzeugungen in ihrer Wahrheit zu untersuchen, um damit zu besseren Entscheidungen zu gelangen, weil diese Vorstellungen trotz scheinbar feststehender Wörter eben nicht natürlich und offensichtlich sind.
Das sind die Gründe dafür, warum ich eine Auseinandersetzung mit Konzepten als wichtig erachte. Und es gibt auch einen Ausblick darauf, warum ich eine reflektierte, kritische Betrachtungsweise für wichtiger als eine konformistische, synthetisierende ansehe (siehe Antagonismus). Im Anschluss möchte ich deshalb näher ausführen, wie Konzepte auf verschiedene Weise verstanden werden können.
Ein Konzept (Begriff, Idee, Kategorie, Universalie, Ausdruck) ist die Verbindung der Bezeichnung und des Inhalts einer persönlichen Überzeugung. Wenn ich ein Konzept erzeugen möchte, dann verbinde ich ein Wort mit meiner eigenen persönlichen Überzeugung einer Sache, indem ich dieser Überzeugung einen eigenen Namen verleihe oder einen vorhandenen Namen zuweise. Dieser Name kann auch ein Bild, ein Ton, ein Geruch oder ein anderes Zeichen sein, jedoch ist es ein aus Sprache entstandenes Konstrukt. Zum Beispiel verweist die Bezeichnung "Atheismus" auf den Inhalt einer persönlichen Überzeugung des Atheismus. Der Geruch frischer Brötchen verweist vielleicht wiederum auf das Fühlen von Geborgenheit. Und das Wort "Konzept" verweist auf die Überzeugung, dass ein Zeichen auf eine Überzeugung verweisen kann.
Zeichen mit wenigen allgemeinen Verknüpfungen wie die individuelle Erfahrung eines Musikstücks oder eines Waldspaziergangs können ebenfalls auf persönliche Überzeugungen der Welt verweisen, sind jedoch schwieriger eindeutig zuzuordnen. Inwiefern zum Beispiel das Erleben einer ganz bestimmten Melodie eine Repräsentation von Traurigkeit sein kann, ist etwas, das weiter untersucht werden muss, um festzustellen, wie und auf welcher Ebene dieser Zusammenhang entstehen kann. Besonders interessant ist für mich dabei der Kompressionsgrad des Wissens solcher Verknüpfungen: Lassen sich beliebige wissenschaftliche Theorien nur in einer natürlichen Sprache wie Deutsch ausformulieren oder kann das Erleben einer vielschichtigen künstlerischen Erfahrung eine Theorie ebenfalls vollständig erfassen? Ich tendiere zurzeit eher dazu, die vollständige Beschreibbarkeit einer Theorie als die Funktion einer natürlichen Sprache anzusehen, sodass nicht jede Erfahrung eines Zeichen alles ausdrücken kann. Umgekehrt können bestimmte Zusammenhänge wahrscheinlich auch nicht ausschließlich über Sprache erfasst werden. Die Wissenschaft bespricht diese Überlegungen unter anderem mit dem Konzept des individuellen persönlichen Erlebnisgehalts (Qualia). Ein interessantes Gedankenexperiment von Frank Cameron Jackson über die fiktive Farb-Wissenschaftlerin Mary fragt zum Beispiel danach, ob sie etwas dazulernen würde, wenn sie zwar ihr gesamtes Leben über an Farben geforscht hat, die Farben aber nie gesehen hat und nun mit einer Farbe wie Rot zum ersten Mal direkt konfrontiert wird.8 Bei diesen Fragen kommt es zu Überschneidungen mit der Psychologie oder Philosophie, die an dieser Stelle jedoch nicht weiter verfolgt werden sollen. Im Hinblick auf die antagonistische Analyse geht es mir jedoch darum, deutlich zu machen, dass Konzepte und persönliche Überzeugungen wesentlich weiter gefasst und untersucht werden können, auch wenn sich eine konkrete Analyse und auch die antagonistische Analyse vor allem auf ihre wörtliche Beschreibung konzentriert.
Neben der oben ausformulierten Definition eines Konzepts existiert die Vorstellung von Konzepten wohl schon immer. Ein erster Versuch, Konzepte allgemeiner zu verstehen, beginnt jedoch in der griechischen Antike. Aristoteles bespricht ein Konzept zum Beispiel als Wesen eines Begriffs, das näher zu bestimmen gilt.9 Diese aristotelische Theorie von Konzepten wird auch als Definitionismus bezeichnet10, als Vorstellung, dass eine Beschreibung der Wirklichkeit nur dann schlüssig ist, wenn all ihre verwendeten Begriffe sinnvoll definiert sind. Ein Begriff ist in dieser Vorstellung dann sinnvoll definiert, wenn alle notwendigen und hinreichenden Bedingungen aufgelistet wurden, die den entsprechenden Begriff auszeichnen.
Eine notwendige Bedingung wird von allen Elementen einer Gruppe geteilt. Wenn also ein Element diese Eigenschaft nicht besitzt, ist es entweder kein Element der Gruppe oder aber die Bedingung ist nicht notwendig.
Eine hinreichende Bedingung führt dazu, dass etwas als Element der Gruppe bezeichnet werden kann, wenn es die jeweilige Bedingung erfüllt.
Dementsprechend kann es Bedingungen geben, die notwendig sind, die von allen Elementen einer Gruppe geteilt werden, aber die allein noch nicht ausreichend sind, damit etwas als Element der Gruppe gelten kann. Vielleicht sind zum Beispiel alle Schwäne weiß. Weiß-Sein ist dadurch eine notwendige Bedingung eines Schwans. Aber nur weil etwas weiß ist, bedeutet das noch nicht, dass es ein Schwan ist. Das Weiß-Sein ist dementsprechend keine hinreichende Bedingung für den Schwan.
Die Vorstellung, dass ein Konzept über notwendige und hinreichende Bedingungen beschrieben werden kann, hat einen großen Einfluss auf die Art und Weise ausgeübt, wie Konzepte auch in der Wissenschaft beschrieben werden. Die aristotelische Konzepttheorie ist dabei sehr nützlich, weil sie die kategorische Zuordnung von Wahrnehmungen in der Forschung klärt. Indem eine Wahrnehmung dementsprechend bestimmte Eigenschaften besitzt, kann sie einem Konzept zugeordnet und damit als Instanz (als praktische Realisierung oder Element) dieses Konzepts begriffen werden. Eine Konzepttheorie beschreibt, als was Konzepte verstanden werden können und wie sie miteinander in Beziehung stehen. Konzepttheorien beschreiben dadurch, wie Konzepte definiert und erzeugt werden können.
(1) Das zentrale Problem dieser Konzepttheorie besteht jedoch darin, zu erklären, wie es möglich ist, dass ein Individuum ein Konzept verwendet, ohne dass dieses Individuum auch eine genaue Definition für dieses Konzept besitzt.11 Wenn ich jemandem zum Beispiel etwas vorspiele (ich lüge also), dann spiele ich nicht auf dieselbe Weise, wie, wenn ich zum Beispiel im Garten mit einem Ball spielen würde. Aber dennoch habe ich eine Vorstellung davon, dass ich in beiden Fällen spiele. Obwohl ich also keine konkrete Definition fürs "Spielen" besitze, nutze ich das Wort in meinem Alltag, um über verschiedene Spiel-Tätigkeiten zu sprechen.12 (2) Ein weiteres Problem besteht darin, dass Definitionen nach Popper nicht überprüft werden können und damit niemals falsch sein und damit auch nicht verbessert werden können, da nicht alle Möglichkeiten, die gegen eine bestimmte Definition sprechen, ausgeschlossen werden können.13 Dieses Kriterium einer Aussage über die Welt wird auch Falsifizierbarkeit genannt und beschreibt, ob sich die Aussage widerlegen lässt. Aber selbst wenn dieses Kriterium keine Rolle spielt, gibt es noch weitere Probleme: Zum Beispiel kann gesagt werden, dass alle Schwäne weiß sind und dass es ein schwarzes Tier gibt, das bis auf die Farbe alle Eigenschaften eines Schwans hätte. Dies würde logisch die Definition eines Schwans nicht infragestellen, da die Definition eine Festsetzung zu einer bestimmten Zeit ist. Es kann eine neue Definition gefunden werden, weil die alte nicht mehr für alle Situationen sinnvoll verwendet werden kann, aber das macht die alte Definition nicht grundsätzlich falsch. (3) Unabhängig von diesen Problemen besteht auch die Möglichkeit, dass sich Konzepte und Wahrnehmungen verändern können. Ein Schwan muss zum Beispiel nicht immer weiß sein. Verliert er dann seinen Schwan-Status? Und wenn die Farbe nicht ausschlaggebend ist, gibt es denn irgendwelche Eigenschaften, die sich nicht verändern können oder dürfen? Und wie stellt man diese fest, wenn man nur eine begrenzte Beobachtungszeit besitzt?
All diese Probleme mit der aristotelischen Konzepttheorie führen zu anderen Überlegungen, wie ein Konzept beschrieben werden könnte. Ein möglicher Ansatzpunkt besteht darin, Prototypen eines Konzepts zu bestimmen. Prototypen besitzen in diesem Fall eine Liste von typischen Eigenschaften der gemeinten Sache. Eine Frucht ist zum Beispiel süß, besitzt Kerne und hat eine Haut. Aus diesem Grund könnte man davon ausgehen, dass ein Apfel eher als eine Frucht bezeichnet werden sollte, als vielleicht eine Zucchini.14 Eine solche prototypische Konzepttheorie umgeht das Problem mit den fehlenden konkreten Definitionen, indem eine grobe Liste von typischen Eigenschaften parat gehalten wird, nach denen Handlungen ausgerichtet werden können. Allerdings besitzt die Prototypentheorie das Problem, dass die inhaltliche Abgrenzung von Konzepten noch schwieriger wird. Es ist nicht klar, warum eine Zucchini trotz spezifisch bestimmbarer Eigenschaften weniger Frucht sein soll.15 Auch ist nicht geklärt, wie auf Elemente eines Konzepts verwiesen werden soll, wenn man sich nicht darauf einigen kann, welche Eigenschaften für ein Konzept notwendig sind, da Prototypen derselben gemeinten Sache in verschiedenen Individuen unterschiedlich ausgeprägt sind.
Ein weiterer Ansatz, um die Probleme der vorhergehenden Konzepttheorien zu lösen, basiert auf den Überlegungen von Quine16, dessen Hauptkritikpunkt darin besteht, dass eine einzelne Definition immer auch vom gesamten Wissenssystem abhängig ist. Das führt dazu, dass eine einzelne Definition korrekt gehalten werden kann, wenn das System an anderen Stellen verändert wird. Zum Beispiel könnte die Definition eines Schwans als weiß korrekt gehalten werden, indem man das Wort Weiß umdefiniert. Quine besteht deshalb darauf, dass eine einzelne Definition nicht unabhängig von allen anderen Konzepten und Verweisen betrachtet werden kann. Darauf aufbauend entsteht eine Konzepttheorie, bei der ein Konzept ein gewisses veränderbares Modell für den Ablauf der Wirklichkeit darstellt. Diese Wissenstheorie von Konzepten17 setzt darauf, dass Konzepte abgrenzbare Wirklichkeitsbeschreibungen darstellen, die eine sinnvolle Funktion im Leben der Menschen übernehmen. Diese Theorie bietet ebenfalls eine Antwort darauf, wie Konzepte verwendet werden können, ohne genau zu wissen, worum es sich handelt. Indem das Konzept als Liste von wahrscheinlichen Verweisen auf andere Konzepte in uns vorhanden ist, versucht man darüber, ein Verständnis jeweils immer wieder neu zu konstruieren. Dennoch bietet auch diese Theorie keine zufriedenstellende Lösung, wie ein Austausch über Konzepte stattfinden soll, wenn jeder seine eigene Theorie darüber besitzt, was ein Konzept inhaltlich auszeichnet. Wenn ich eine Vorstellung von Freiheit habe, wie verändert sich diese Überzeugung dann, wenn ich mit anderen interagiere?
Diese Probleme scheinen nicht leicht auflösbar zu sein. Dennoch habe ich in der Vergangenheit gute Ergebnisse mit dem Konzept der Sprachdynamik18 erreicht. Dieses Modell ermöglicht es, die Veränderungen einer Sprache zugänglich zu machen und die internen Definitionskonflikte aufzulösen. Dies ist besonders relevant, wenn Konzepte viele unterschiedliche Anwendungsbereiche besitzen und nicht einfach zu vereinheitlichen sind (zum Beispiel bei Wörtern wie "Liebe, Freiheit, Subjektivität" im Gegensatz zu Wörtern wie "Tisch, Messer, Kamin"). Die Sprachdynamik geht davon aus, dass Synchronisationsprozesse zwischen Individuen auf verschiedenen zeitlichen und bedeutungstragenden Ebenen stattfinden, die dazu führen, dass eine Anpassung an den jeweiligen Sprachgebrauch und damit fundamental auch an die verwendeten Konzepte stattfindet. Dieser Angleichungsprozess an die Konzepte der jeweiligen Synchronisationspartner löst meines Erachtens nach das Problem der Wissenskonzepttheorie zufriedenstellend auf, sodass eine Kombination aus Synchronisationsprozessen und veränderbaren Modellen für den Ablauf der Wirklichkeit entsteht.
Meine bevorzugte Konzepttheorie orientiert sich an der Konzepttheorie des Wissens, indem ein Konzept eine bestimmte persönliche Überzeugung repräsentiert. Eine persönliche Überzeugung ist wiederum grundsätzlich ein bestimmtes Verständnis über die Welt aus der Perspektive eines Individuums. Ich trenne jedoch grundsätzlich zwischen dem "Konzept" als Benennung einer Überzeugung und der "Definition" als Versuch, die Überzeugung anderen über mögliche Handlungen zugänglich zu machen. Das führt dazu, dass meine Konzepttheorie allgemeiner bleiben kann und lediglich auf etwas hinweist, anstatt es sofort konkret bestimmen zu müssen. Meine Konzepttheorie kann deshalb vielleicht als Zeichenkonzepttheorie benannt werden, da sie auf die konkrete persönliche Überzeugung zeigt (verweist), anstatt sie genauer zu bestimmen. Dennoch löst sich der Wunsch nach einer konkreten Definition und nach der Lösung der verschiedenen Probleme nicht auf, sondern wird auf den Definitionsvorgang verschoben (Definitionen als der Versuch, ein Wort zu erklären), den ich später ausführlicher besprechen werde.
Die Zeichenkonzepttheorie wird durch biologische und psychologische Aspekte des Menschseins beeinflusst. Einige dieser Aspekte möchte ich nachfolgend näher vorstellen.
Die Struktur des menschlichen Körpers führt dazu, bestimmte Überzeugungen wahrscheinlicher hervorzubringen, da der Körper die Voraussetzung für eine individuelle Bestätigung einer Sache ist, die man als Person erfährt und die dann für eine Benennung zur Verfügung steht. Etwas, das man nicht wahrnimmt, kann deshalb nicht benannt werden, da es nichts für diese Person gibt, was benannt werden kann. Ein Beispiel für eine Überzeugung, die durch die Struktur des Körpers beeinflusst wurde, ist das wahrscheinliche Vorhandensein einer natürlichen Abstraktionsfähigkeit: Man kann zum Beispiel etwas kategorisieren, ohne dass man dies bewusst steuert. Folgende Erwartung kann dafür als Begründung herangezogen werden: Die Farbe eines Balls, den man aus einem nicht weiter einsehbaren Loch herauszieht, wird mit rot vorhergesagt, weil alle vorherigen Bälle ebenfalls rot waren. Dies macht deutlich, dass die Überzeugung, dass man eine Abstraktionsfähigkeit (in diesem Fall die Verallgemeinerung von Einzelfällen zu einer Regel) besitzt und Schlussfolgerungen aus den eigenen Erfahrungen zieht, wahrscheinlicher ist, als die Überzeugung, dass man etwas nur zufällig macht. Dass man rot als Farbe für den Ball erwartet, scheint nicht nur Zufall zu sein, sondern Teil einer Abstraktionsfähigkeit.
Die Frage danach, ob zuerst Konzepte oder aber Wahrnehmungen vorhanden waren, löst sich in diesem Fall dadurch auf, dass wahrnehmende Individuen in eine Welt hineingesetzt werden, in der bereits bestimmte Konzepte durch unseren Körper (Räumlichkeit, Zeitlichkeit) vorgegeben sind, die wiederum ihre Wahrnehmung bestimmen.19 Dementsprechend ist die Frage nach der Erstbeeinflussung nur relevant, weil sie dazu anregen kann, darüber nachzudenken, dass die Wahrnehmung eines Individuums auch andere Einteilungen (neben zum Beispiel Räumlichkeit oder Zeitlichkeit) besitzen könnte.
Konzepte sind nach der Zeichenkonzepttheorie der Versuch, eine Überzeugung mit einer beliebigen Bezeichnung zu verbinden, um auf diese Überzeugung hinweisen und sie von anderen Überzeugungen abgrenzen zu können. Solch eine Vorstellung von Konzepten zu hinterfragen ist schwierig, da jeder Versuch, sich eine Alternative zu überlegen, bei mir damit endet, ebenfalls ein Konzept zu formulieren. Vielleicht lässt sich dieser Prozess, wenn man es erzwingen möchte, am ehesten damit ersetzen, sein Leben im Jetzt zu verbringen und gar keine expliziten Konzepte zu formulieren. Aber selbst das erscheint schwierig, da etwas erkannt werden muss, damit man es nutzen kann. Wenn man aber keine Vorstellung eines Konzeptes hat, dann kann man auch nicht Essbares von Nichtessbarem unterscheiden, da "essbar" eine Bezeichnung für eine bestimmte Überzeugung wäre, die aber keine Zuordnung bekommen würde. Was zurückbleibt, wäre einzig eine Art Intuition über alles, was sich ereignet, ähnlich vielleicht zu den direkten Wahrnehmungen eines Kleinkindes, bei dem eine Selbstwarhnehmung noch nicht ausgeprägt ist.
2.1.2 Pragmatismus als Anwendungsbezogenheit von Konzepten
Der Pragmatismus ist eine philosophische Strömung, die den Anspruch hat, die Folgen von Konzepten zu bestimmen und sie auf eigene Handlungen auszurichten. Eine solche Sichtweise ermöglicht es, dass Konzepte anwendungsbezogen gedacht werden können. Charles Sanders Peirce formulierte in diesem Zusammenhang einen Handlungsvorschlag, der auch als "pragmatische Maxime" (pragmatische Handlungsorientierung) bekannt ist: "Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bedeutung haben können, wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes."20 Ich verstehe diese Handlungsorientierung so, dass die "Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bedeutung haben können," mit den Folgen, die sich aus meinen Überzeugungen ergeben, identisch sind. Mit dem "ganze[n] Umfang unseres Begriffs" ist dementsprechend gemeint, dass die sich aus meinen Überzeugungen ergebenden Folgen für mein Handeln oder jegliche Veränderung in der Welt nicht nur ein Teil meines Konzepts einer Sache, sondern das gesamte Konzept sind. Alle Elemente, die nichts mit den Folgen auf die Welt zu tun haben, sind dementsprechend sprachlicher Ballast, der keine Bedeutung für das Konzept hat. Ein sprachlich ausformuliertes Konzept sollte dementsprechend immer die Folgen beschreiben.
Nachfolgend ergeben sich daraus ein paar Überlegungen, die für die antagonistische Analyse und die Definition von Konzepten interessant sind, weil sie deren Voraussetzungen näher bestimmen. Manchmal verlieren Konzepte zum Beispiel ihre Bedeutung, weil sie im Moment gerade nicht verwendet werden (sie daher keine praktischen Folgen besitzen). Deshalb muss man sie gegebenenfalls neu herleiten und definieren, wenn man sie wieder braucht, was einen neuen Gedankenprozess anstößt. Ich denke, dass dies ein natürlicher Prozess ist, da nicht jede Vorstellung immer genauso stark benötigt wird.
Im Kontrast dazu, kann der Pragmatismus jedoch nicht erklären, woher die Tendenz oder der Wunsch kommt, etwas über seine Folgen hinaus zu erklären. Er ignoriert dabei auch das Gefühl, etwas rhetorisch Angenehmes zu erzeugen und bevorzugt damit den Inhalt. Die Konzentration auf den Inhalt wird in diesen Überlegungen allerdings bewusst in Kauf genommen, um die Anwendbarkeit zu maximieren. Dadurch wird aber die Anwendbarkeit einer Untersuchung über die Empfindung einer bestimmten Erfahrung gesetzt. Ein Gefühl für das Künstlerische wird unterdrückt, um die Folgen einer negativen Kunsterfahrung so gering wie möglich zu halten. Dennoch geht dadurch eine mögliche Erfahrung von positiven Gefühlen verloren.
Der Pragmatismus stellt für mich die Voraussetzung für ein auf Produktionshandlungen orientiertes Definitionsverfahren von Konzepten dar, die im Kontext der oben bereits ausformulierten Zeichenkonzepttheorie nachfolgend näher beschrieben werden soll.
2.1.3 Definitionen als der Versuch, ein Wort zu erklären
Definitionen sind die Annäherung an die Gesamtheit der Verweise eines Konzepts. Die Verweise werden nach Relevanz aufgelistet und in ihrer Verwendung und Wirkung beschrieben.
"Verweise" oder "Beziehungen" bezeichnen das Konzept, dass Konzepte über andere Konzepte miteinander verbunden sein können. Ein Stuhl kann zum Beispiel aus Holz hergestellt sein. Das Konzept Stuhl ist demnach mit dem Konzept Holz über das Konzept Herstellungsmaterial verbunden. Oder ein Buch kann auf einem Tisch liegen. Dann ist das Konzept Buch mit dem Konzept Tisch über das Konzept Lage verbunden.
Es gibt wie bereits im ersten Kapitel besprochen verschiedene Möglichkeiten die Beziehungen und die Relevanz eines Wortes in der Zeichenkonzepttheorie darzustellen. Meine bevorzugte Variante, etwas zu definieren (zurückgeführt auf meine pragmatische Überzeugung), besteht darin, das beschriebene Konzept in leichter Abgrenzung zu den verschiedenen vorgestellten Theorien21 als Ergebnis einer produktiven Handlung zu betrachten.
Indem ich dieses auf Handlungen ausgerichtete Definitionsverfahren hier genauer vorstelle, wird es möglich, gegebenenfalls andere Konzepte in diese Form zu bringen und dadurch eine konkrete Anwendbarkeit und Nicht-Anwendbarkeit sichtbarer zu machen. Da sich die Definition wie eine Anleitung zur Ausführung liest, wird es demnach möglich, die Definition immer selbst zu überprüfen. Beispielsweise ist ein Konzept innerhalb der Zeichenkonzepttheorie und der produktiven Handlungsdefinitionen die Verbindung eines Zeichens mit einer persönlichen Überzeugung. Wenn ich also ein Konzept produzieren möchte, dann verbinde ich zum Beispiel ein Wort mit meiner eigenen persönlichen Überzeugung einer Sache, indem ich dessen Verweise nach Relevanz aufliste und als individuelle Handlungen zugänglich mache. Häufig besteht die Frage darin, wie komplex eine Definition sein muss, um eine Handlung einer Zielgruppe verständlich genug zu machen.
An diese Anleitung zur Ausführung schließt sich in einer umfangreicheren Definition eine funktionale Erklärung als Begründung für diese Überprüfungshandlung an. Indem ich argumentiere, warum diese Handlung auf diese Weise erfolgt, kann ich deutlich machen, was mich dazu gebracht hat, die Definition auf diese Weise zu wählen. Selbst bei einem einfachen Gegenstand wie einem Stuhl kann so eine funktionale Erklärung sehr kompliziert sein. Was ist schließlich ein Grund dafür, dass Menschen sitzen wollen und nicht alles im Stehen erledigen? Oder was ist der Grund einer Definition, die zwischen Stuhl und Sessel unterscheiden möchte?
Abschließend nutze ich meistens Beispiele, um die Definition zu veranschaulichen, um damit ein konkretes, sehr weit verbreitetes Muster (in Anlehnung an die Prototypentheorie) zu verwenden, das die Aufnahme einer bestimmten Definition in den eigenen Wissensbestand vereinfachen kann. Andere rhetorische Mittel werden auch in Betracht gezogen, aber meist zugunsten eines Beispiels weggelassen, da Beispiele eine starke Anwendungsbezogenheit besitzen, die wiederum die Gesamtwirkung der Definition als Handlungsdarstellung unterstützt. Beispiele besitzen in diesem Fall eine starke Anwendungsbezogenheit, weil sie in der handlungsorientierten Definition ein Beispiel für eine Handlung sind, die von den Menschen teilweise sogar selbst umgesetzt werden kann.
Wissen und damit Konzepte als Ergebnisse von Handlungen zu betrachten und ihre praktischen Auswirkungen zu betonen, erscheint vielleicht auf den ersten Blick seltsam, weil es Sachen gibt (wie zum Beispiel Sterne), die scheinbar außerhalb der Reichweite von Handlungen stehen. Ich würde jedoch drei Argumente dagegen anführen: Zunächst einmal muss eine Handlung nicht nur auf das Handeln eines Individuums beschränkt sein. Kausale Erscheinungen wie Naturgesetze können dahingehend auch als Auslöser für Ereignisse und damit als Handlungen begriffen werden. Wenn man sich jedoch auf individuelle Handlungen beschränken möchte, um die Nähe einer Definition zum Menschen zu betonen, könnte als Zweites eine erste Annäherung darin bestehen, die eigene Wahrnehmung als Handlung zu betrachten und dessen Ergebnis entsprechend zu beschreiben (zum Beispiel: die Sonne ist der hellste Fleck, den man sieht, wenn man von der Erde am Tag in den Himmel schaut). Abschließend ist es als Drittes sehr gut möglich, dass irgendwann in der Zukunft die Entstehung von Sternen ähnlich zugänglich werden könnte wie der Aufbau eines Stuhls. Das bedeutet, dass die handlungsorientierte Definition eines Sterns als eine sinnvolle Überprüfung für seine Entstehung gelten kann und dementsprechend den beiden Teilen einer Definition (einer umfangreichen Beschreibung der Beziehungen und der Relevanz einer Sache zu anderen Sachen) genügt.
Konzepte können darüber hinaus mithilfe von Wahrscheinlichkeitsbezeichnern definiert werden. Dies soll darauf hinweisen, dass es einen Einfluss von individuellen Faktoren auf den Erkenntnisprozess gibt. Anstatt also davon auszugehen, dass zum Beispiel Atheismus beinhaltet, dass alle Atheisten nicht in die Kirche gehen, beschreibt man, dass Atheismus mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass Atheisten weniger das Bedürfnis besitzen, regelmäßig religiöse Stätten aufzusuchen, da sie nicht von einer Gottesidee überzeugt sind. Die Angabe "mit großer Wahrscheinlichkeit" ist dabei der Wahrscheinlichkeitsbezeichner, der eine konkrete Definition in ihren Wirkungsbereich begrenzt.
2.1.4 Festigkeit als hohe Überlebenswahrscheinlichkeit von Überzeugungen
Festigkeit bezeichnet in Bezug auf Wahrnehmungen die Vorstellung, dass Überzeugungen aus bestimmten Gründen stärker im Körper verankert sind oder insgesamt weniger vergessen werden. Gleichzeitig kann sich Festigkeit aber ebenfalls auf Informationen beziehen, die sich generell wenig verändern. Konzepte besitzen dementsprechend eine hohe Festigkeit, wenn sie 1. von vielen Menschen über einen langen Zeitraum verwendet werden oder 2. wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen über einen langen Zeitraum nicht verändern. Ich möchte mich vor allem auf die erste Verwendung beziehen.
Festigkeit ist in diesem Zusammenhang als Beschreibungskriterium sehr ungenau, da es nur darauf hinweist, dass etwas sehr verbreitet ist und sich aus irgendwelchen Gründen halten kann. Für mich ist das Konzept aber dennoch wichtig, weil es ein Hinweis auf mögliche Forschungsaspekte sein kann. Wenn Überzeugungen sehr fest in uns verankert sind (wie zum Beispiel die Unterscheidung von Gut und Böse), dann ergeben sich daraus Fragen, wie sich das auf unsere Gesellschaft und unser Handeln auswirkt. Feste Konzepte sind möglicherweise Konzepte mit einem großen Einfluss und sollten deshalb intensiver untersucht werden.
Ich erwähne das Konzept der Festigkeit an dieser Stelle, um deutlich zu machen, warum ich später sowohl andere Analyseverfahren als auch schwierig zu verstehende Konzepte vorstelle und mit der antagonistischen Analyse bearbeite. Ich gehe davon aus, dass es wichtig ist, feste Konzepte zu hinterfragen, um die Frage zu beantworten, ob ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft immer noch wichtig ist oder durch andere Konzepte abgelöst werden sollte.
Eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit einer Überzeugung liefert keine eindeutige Verbindung, ob ein Konzept für die Gesellschaft relevant ist, da es auch sein kann, dass es evolutionär mitgetragen wird, weil es mehr Energie kosten würde, es wieder zu verlernen. Dabei könnte es sein, dass das Konzept zwar bekannt ist, aber bereits von anderen Konzepten abgelöst wurde. Ein Beispiel für ein bekanntes, aber abgelöstes Konzept ist die Physiognomie, die davon ausgeht, dass der Charakter einer Person von seinen äußeren Merkmalen besonders seinem Gesicht abgeleitet werden kann. Obwohl dieses Konzept eine gewisse Bekanntheit besitzt und daher wichtig erscheint, verliert es jedoch im wissenschaftlichen Raum immer mehr an Festigkeit, bis es irgendwann vielleicht gar keine Bedeutung mehr für die Gesellschaft besitzt.
Ein möglicher Grund für die hohe Festigkeit einer Überzeugung kann auch das Konzept einer Wahrnehmungsfalle sein.22 Diese beschreibt, dass ein Individuum durch eine prägende Erfahrung in der Vergangenheit, bei neuen Erfahrungen ähnliche Einschätzungen trifft und ähnliche Gefühle erlebt. Wenn man zum Beispiel ein sehr angsterfülltes Erlebnis mit einem Tier hatte, dann kann das dazu führen, dass man in Zukunft schon nur die Anwesenheit eines Tiers derselben Art fürchtet.
Ein anderer Grund für die hohe Festigkeit einer Überzeugung könnte darin bestehen, dass ein Konzept körperlich besonders zugänglich ist. Vielleicht handelt es sich um ein Konzept, das sich besonders einfach aufnehmen lässt, weil unser Körper so aufgebaut ist, dass er uns ständig daran erinnert. Hunger, Durst oder andere Körperbedürfnisse sind Konzepte, die uns ständig begegnen, weil sie für unser Überleben notwendig sind. Das führt dementsprechend dazu, dass man zu ihnen auch Überzeugungen entwickelt, die besonders stark ausgeprägt sind.
Konzepte erhalten ihre Bedeutung dadurch, dass Überzeugungen an etwas Wahrnehmbares gebunden werden müssen, damit man über sie sprechen kann, denn ohne die Wahrnehmung von Wörtern, Bildern, Tönen, etc. würde die Möglichkeit fehlen, sich in einem Gespräch auf ein Thema beziehen zu können. Wenn man jedoch bestimmen möchte, ob ein Konzept auch gut genug ist, um eine Überzeugung abzubilden, ist es notwendig, die damit zusammenhängenden Zeichen als Konzept näher zu untersuchen. Dabei sollte ebenfalls bedacht werden, wie ein Konzept als produktive Handlung definiert werden kann, um sie sichtbarer zu machen und ob es sich um eine Überzeugung mit einer hohen Festigkeit handelt, um sich vor allem auf solche Konzepte zu konzentrieren, die eine hohe Bedeutung für einen selbst und für die Allgemeinheit besitzen.
Nachfolgend beschreibe ich zunächst allgemein, wie eine Analyse von Konzepten durchgeführt werden kann und welche unterschiedlichen Ansätze dafür relevant sind, bevor ich anschließend näher darauf eingehe, wie ein Antagonismus dabei konkret unterstützen kann. Die antagonistische Analyse verfolgt das Ziel, eine Aussage über die Auswirkungen von Konzepten anhand ihrer Grenzen zu treffen und darauf aufbauend insgesamt bessere Entscheidungen zu ermöglichen.
2.2 Analyse
Das Ziel einer Analyse besteht darin, mehr über etwas zu erfahren. Allgemein können Analysen als eine Form der Wissenssuche mit einer Aufmerksamkeit auf vorliegende Objekte betrachtet werden, im Gegensatz zu einer Wissenssuche mit Untersuchungsgegenständen, die weniger zugänglich sind.23 Konkreter wird bei einer Analyse dieses vorliegende Objekt in Einzelteile zerlegt und diese Einzelteile anschließend miteinander und mit anderen Sachen in Beziehung gesetzt und verglichen.24 Welche Handlungen genau erforderlich sind, um einer Analyse durchzuführen, ist davon abhängig, was mit einer bestimmten Analyse erreicht werden soll. Es wird demnach eine Methode gewählt, die dabei helfen soll, eigenen Zielen näher zu kommen.
Mehr über etwas zu erfahren, meint in diesem Zusammenhang, dass Informationen, die durch das eigene Handeln bei der Untersuchung der Sache entstanden sind, dazu beitragen, ein gesetztes Ziel eher zu erreichen. Ein besser auf ein Ziel ausgerichtetes Handeln ist damit das wesentliche Erfolgskriterium einer jeden Wissenssuche. Je schneller also ein Ziel über Informationen erreicht werden kann, die aus einer Analyse gewonnen wurden, desto eher kann auch die Analyse und die verwendete Methode als erfolgreich gelten.
Wenn eine Analyse nicht dazu beiträgt, ein bestimmtes Ziel eher zu erreichen, sollte hinterfragt werden, wie mit den Ergebnissen einer Analyse umgegangen werden sollte. Haben die Präsentation der Ergebnisse oder die Ergebnisse selbst einen Wert, der zwar nicht dazu beiträgt, schneller das gesetzte Ziel zu erreichen, aber dafür bestimmte Bedürfnisse zufriedenzustellen, dann kann die Analyse immer noch erfolgreich sein.
Ein Ziel wird nicht immer ausreichend eindeutig bestimmt. Oder ein Ziel wird durch ein anderes Ziel auf dem Weg abgelöst. Oder die eigenen Ergebnisse helfen jemand anderem dabei, seine Ziele zu erreichen. Es gibt viele Gründe, warum eine gescheiterte individuelle Wissenssuche trotzdem wertvoll sein kann. Die Bedeutung einer Methode und konkreter einer Analysemethode wird von mir jedoch anhand der Geschwindigkeit beurteilt, mit der ein bestimmtes individuelles oder gesellschaftliches Ziel erreicht werden kann.
Für mich sind individuelle Ziele wichtig, weil ihre Erfüllung zu einem glücklichen Zustand beitragen, einem Zustand, den man sich selbst am meisten wünscht. Darüber hinaus sind für mich gesellschaftliche Ziele wichtig, weil ihre Erfüllung wiederum dazu beiträgt, dass andere ebenfalls glücklich sein können und damit das eigene Glück nicht gegen diejenigen verteidigt werden muss, die weniger glücklich sind, weil es diejenigen nicht gibt, wenn man allen ein gutes Leben ermöglicht. Diese Art des Denkens über Glück ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Überzeugungen.
Da die Methode der Analyse eine umfangreiche Geschichte besitzt, ist es notwendig, die konkreten Anknüpfungspunkte, die für die antagonistische Analyse relevant sind, besonders hervorzuheben und zu erläutern, warum gerade diese Anknüpfungspunkte gewählt wurden. Im nachfolgenden Abschnitt möchte ich deshalb näher darauf eingehen, welche Handlungen bei einer Analyse von Konzepten hilfreich sein können, damit ich eine Basis dafür schaffe, an die die antagonistische Analyse anschließen kann und die hilft, zu bestimmen, welche Werkzeuge ihr für eine Untersuchung zur Verfügung stehen.
- "As mentioned at the beginning of this entry, (Western) analytic philosophy should really be seen as a set of interlocking subtraditions held together by a shared repertoire of conceptions of analysis upon which individual philosophers draw in different ways." - https://plato.stanford.edu/entries/analysis/s6.html
2.2.1 Verwandtschaft wissenschaftlicher Methoden
(in Abgrenzung und in Überschneidung zur Wissenssuche mit einer Aufmerksamkeit auf absehbare Objekte oder zur Spekulation mit einer Konzentration auf unbekannte Objekte)
Ist es sinnvoll, zwischen Analyse und Wissenssuche zu unterscheiden? Gibt es etwas anderes, als eine Analyse?
- dekompositionale Analyse: Zergliederung einer Sache in ihre Teile; eine Aussage wird Teile g
- regressive Analyse: Untersuchung hin zu ersten Prämissen, kausal?; erste Prämisse sind ursächliche Komponenten für nachfolgende komplexere Ereignisse
- logische Analyse: Übersetzung einer Sache in eine logische Form, die weniger Bedeutungs-Probleme verursacht (Vermeidung der Reifikation und ontologischer Probleme: Gibt es eine Nichtexistenz, wenn ein Objekt nicht existiert?)
- This characterization suggests a distinction that has already been implicitly drawn, and which was first explicitly drawn in the 1930s by Susan Stebbing (1932, 1933b, 1934) and John Wisdom (1934), in particular, between what was called ‘logical’ or ‘same-level’ analysis and ‘philosophical’ or ‘metaphysical’ or ‘reductive’ or ‘directional’ or ‘new-level’ analysis. The first translates the proposition to be analysed into better logical form, whilst the second aims to exhibit its metaphysical presuppositions. In Russell’s case, having ‘analysed away’ the definite description, what is then shown is just what commitments remain—to logical constants and concepts, which may in turn require further analysis to ‘reduce’ them to things of our supposed immediate acquaintance. - https://plato.stanford.edu/entries/analysis/s6.html
- The idea of a scientifically defined concept replacing an everyday concept may be problematic, but the idea that analysis involves ‘translating’ something into a richer theoretical system is not only prominent in a central strand in analytic philosophy but has also been implicit in analytic projects throughout the history of philosophy. - https://plato.stanford.edu/entries/analysis/s6.html
- Strawson ‘connective model’ of analysis to contrast with the ‘reductive or atomistic model’ (1992, 21). Our most basic concepts, on this view, are ‘irreducible’, but not ‘simple’: A concept may be complex, in the sense that its philosophical elucidation requires the establishing of its connections with other concepts, and yet at the same time irreducible, in the sense that it cannot be defined away, without circularity, in terms of those other concepts to which it is necessarily related. (1992, 22–3) - https://plato.stanford.edu/entries/analysis/s6.html ;
Geisteswissenschaft, Sozialwissenschaft und Naturwissenschaft
Gibt es verschiedene Ebenen von Analyseverfahren: einfache Handlungen und darauf aufbauende Handlungsgruppen als Methoden?
Funktion-Argument-Analyse von Aussagen: Sokrates ist sterblich, Sokrates (Argument), x ist sterblich (Funktion).
2.2.2 Induktion
Viele ähnliche Erfahrungen führen zu Vorstellungen über die Zukunft
Es wird erwartet, dass (1.) eine Analysemethode in ähnlichen Situationen, einen ähnlichen Erfolg liefert und dass (2.) die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Erfolg zu erhalten, je häufiger ein Erfolg in der Vergangenheit durch dieselbe Methode in einer ähnlichen Situation aufgetreten ist. Erfolg
Erkannte Bestandteile sollten die Eigenschaft besitzen, dass sie in ähnlichen Kontexten oder bei ähnlichen Objekten wiedererkannt werden können, damit eine klare Herleitung zwischen den Elementen einer Sache und dessen erwarteten Folgen möglich ist.
- Analyse als griechisches Konzept
- Weiterentwicklung der Analyse über die Geschichte
- Formale Aufbereitung der Analyse in der Wissenschaft
2.2.3 Konkretisierungen
- Wann ist eine Analyse abgeschlossen?
- Was bedeutet es, etwas in Einzelteile zu zerlegen?
- Reductive and connective, revisionary and descriptive, linguistic and psychological, formal and empirical elements all coexist in creative tension; and it is this creative tension that is the great strength of the analytic tradition.
2.2.4 Ausrichtung
- Was für Analyse ist mir wichtig?
2.3 Antagonismus
Ein Antagonismus umfasst eine Beziehung zwischen zwei Personen oder allgemeiner zwei Sachen, wobei die eine die andere zu einem gewissen Teil ablehnt. Wenn ich eine antagonistische Verbindung zu einem Konzept wie Stress besitze, dann
2.3.1 Werte
- Wie lernen wir etwas,
wdas für uns wichtig ist? - Wie lernen wir etwas, das für die Gesellschaft wichtig ist?
2.3.2 Anerkennung
Die Auswahl eines Analyseverfahrens ist mit dem Ziel verbunden, ein Untersuchungsobjekt besser zu verstehen. Ein besseres Verstehen meint hier, dass die Beziehungen einer Information zu anderen Informationen über das Objekt erkannt werden. Ein besseres Verständnis eines Untersuchungsobjekts ist ein Werkzeug dafür, Entscheidungen über den Umgang mit dem Untersuchungsobjekt für sich selbst und andere zu begründen. Die Analyse schafft damit einen Mehrwert für den Untersuchenden, der Handlungen auf Basis erkannter Beziehungen begründen kann. Dabei würdigt die Analyse das Untersuchungsobjekt mit Aufmerksamkeit und Anerkennung, da sie sich Zeit nimmt, es näher zu verstehen.
Die Analyse würdigt mit der Aufmerksamkeit aber auch die Individuen, die an der Erstellung eines Konzepts beteiligt gewesen sind. Dies kann zu Problemen führen. Jeder Mensch sollte in seinem Leben für das eigene Wohlbefinden Anerkennung erfahren, aber kein Mensch verdient sie für alle Zeiten. Ich bin davon überzeugt, dass keine Person für immer einen gedanklichen Raum in der Zukunft der Menschheit einnehmen sollte. Für mich ist das wie ein Angriff auf die für uns bisher nicht fassbaren Erkenntnisse und individuellen Erfahrungen der Zukunft, die keinen Platz erhalten, weil sie bildhaft gesprochen von jemandem aus der Vergangenheit blockiert werden.
Dennoch lassen sich Menschen durch Geschichten über das Wirken von Individuen dazu bringen, diese für ihre Leistungen besonders zu verehren, um darüber möglicherweise auch einen Sinn für ihr eigenes Leben zu formulieren und ein Gefühl von Traditionalität, Eingebundenheit und Voranschreiten zu empfinden. Ich denke, dass dieses Verhalten schädlich ist, weil es Autoritätsargumente verstärkt, anstatt über Lösungen nachzudenken. Indem eine einzelne Person durch die Gesellschaft gewürdigt wird, erhalten ihre Argumente allein durch ihren Status eine Bedeutung anstatt durch die Schlüssigkeit und die moralische Überlegenheit der Argumente selbst.
Andererseits kann eine Identifikation mit guten Menschen dazu anleiten, selbst nach einem guten vielleicht sogar auch moralisch gerechtfertigten Verhalten zu streben. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, gerade im Hinblick auf die moralischen Veränderungen der Vergangenheit, was gegebenenfalls als gut oder moralisch gerechtfertigt gelten kann.
Unabhängig davon verdient es meiner Ansicht nach auch die Menschheit als Ganzes und besitzt sogar eine gewisse Verpflichtung dazu, sich an sich selbst und ihre Errungenschaften und Fehler zu erinnern. Ich bin deshalb ein starker Vertreter einer kritischen und umfangreichen Geschichtswissenschaft. Ohne dies viel weiter auszuführen, geht es mir vor allem darum, dass die Menschheit auf ihre Geschichte zurückgreifen kann, um zukünftige Probleme zu lösen, ohne ihre Fehler aus der Vergangenheit wiederholen zu müssen. Allerdings sollte diese Geschichte als gemeinsames Unterfangen und gemeinsame Forschung aller Menschen betrachtet werden und nicht als das Ergebnis weniger genialer Individuen.
Eine solche Entpersonalisierung bedeutet jedoch auch nicht, dass niemand erwähnt werden darf, lediglich dass niemand die alleinige Aufmerksamkeit für die Vergangenheit erhalten sollte. In unserer Gesellschaft gibt es jedoch viele versuchte Verewigungen von Personen: Stadtnamen wie Karl-Marx-Stadt, Straßen- und Ortsnamen wie Clara-Zetkin-Park. Immanuel-Kant-Gymnasien, zahlreiche Preise, Einrichtungen, Namen von Himmelskörpern, Statuen, Konzepten. Aber auch die spezifische Form eines Teils der Wissenschaft ist darauf ausgerichtet, Verewigungen zu begünstigen: Indem zum Beispiel Quellenangaben vor allem über die Benennung von Individuen umgesetzt werden, gibt es eine Tendenz dazu, sich selbst über die eigene Menge an Veröffentlichungen zu definieren.
Grundsätzlich äußere ich mich negativ dazu, Statussymbole und Ewigkeitsmarkierungen zu sammeln, weil sie dazu beitragen, dass ein Konzept nicht allein nach seinem Wert für die Gesellschaft, sondern vor allem nach dem Einfluss seiner Autorin bemessen wird.
Diese Position ist jedoch selbstzerstörerisch und kann deshalb von mir auch nur eingeschränkt vertreten werden.
Wie jedes Mem19"><a href="#fn-18" rel="footnote">1925"><a href="#fn-24" rel="footnote">25, das sich nicht selbst vermehren möchte, ist eine solche Überzeugung nicht sehr zielführend, wenn gleichzeitig eine Veränderung der Umgebung angestrebt wird, da man seine eigene Vermehrung behindert, indem die eigene Vorstellung die Bedeutung einer ungezügelten Vermehrung hinterfragt. Wer jedoch die eigene Vermehrung hinterfragt, erhöht die Chance, auszusterben, da die Chance steigt, dass man sich selbst, die eigenen Ideen und den eigenen Status nicht vermehrt, da man davon ausgeht, dass diese zum Teil Probleme beinhalten, die man gleichzeitig nicht vermehren möchte.
Das ist ein Problem für die Wahrheitssuche, weil es dazu führt, dass Konzepte bevorzugt werden könnten, die sich uneingeschränkt und ohne Selbstkritik vermehren, ohne selbst wahr sein zu müssen, da bei ihnen diese Behinderung der eigenen Vermehrung nicht besteht.
Dieser Gedanke geht wiederum allerdings davon aus, dass Menschen dieses Problem eher nicht erkennen, was angezweifelt werden kann. Im Allgemeinen gehe ich schon davon aus, dass sich Individuen über dieses Problem zumindest zum Teil bewusst sind, weil sie verstehen, dass jedes Konzept oder Untersuchungsobjekt Grenzen besitzt, da es in einer Sprache beschrieben wurde, deren Verständnis an eine bestimmte Zeit, einen bestimmten Kontext gebunden ist. Die Interpretation der Beispiele oder einzelnen untergeordneten Wörter, aus denen ein Konzept aufgebaut ist, können dementsprechend verlorengehen, sodass die Beschreibung des Konzepts immer nur eine Annäherung an die Wahrheit sein kann, die kritisch begleitet werden muss, damit wiederum das Wissen daraus nicht verlorengeht.
In meinem Wahrheitsbestreben wende ich mich aus diesen verschiedenen Gründen der kritischen Analyse und dem Antagonismus zu, damit ich ein Konzept nicht uneingeschränkt vermehre, sondern seine Grenzen gegenüber der Wahrheit, der Übereinstimmung mit der Welt, überprüfe und diese für mich und andere dokumentiere. Die antagonistische Analyse kann in sich selbst jedoch nicht den Widerspruch auflösen, dass sie sich auf der einen Seite vermehren muss, um eine Wirkung zu entfalten, während sie sich auf der anderen Seite selbst behindert, indem sie ihre eigenen Grenzen aufzeigt und damit andere davon abhält, sie zu verbreiten. Ich hoffe jedoch, dass dieser Widerspruch vielleicht durch seine Beschreibung aufgelöst werden kann, weil man sich darüber bewusst wird, dass uneingeschränkte Vermehrung ohne Wahrheit ein Problem für Menschen ist, die mit diesen Konzepten nützliche Voraussagen über die Zukunft treffen wollen.
Um ein besseres Verständnis davon zu erhalten, was einen Antagonismus auszeichnet, lohnt sich ein Blick in die Narratologie, dem Ursprung des Begriffs. Der Antagonist ist dem Helden einer klassischen Erzählung als Widersacher gegenübergestellt.0"><a href="#fn-19" rel="footnote">206"><a href="#fn-25" rel="footnote">26</a></sup> Eine Heldin ist eine Figur, die für ihre positiven Eigenschaften bewundert wird. Sie ist der Inbegriff eines den gesellschaftlichen Normen und dem Status entsprechenden, aber nicht unbedingt immer nach Status strebenden Charakters.<sup id="fnref-21"><a href="#fn-19" rel="footnote">207"><a href="#fn-25" rel="footnote">26
Die Beziehung zwischen Held und Widersacher kann als die Repräsentation einer Herausforderung interpretiert werden. Eine Antagonistin versucht in einer positiven Deutung ihrer literarischen Funktion, dem Helden seine Schwächen aufzuzeigen, damit dieser daran wachsen kann. Der Antagonist einer Geschichte lockt den Helden zum Beispiel in eine tödliche Falle2"><a href="#fn-20" rel="footnote">218"><a href="#fn-26" rel="footnote">27, um ihn dadurch aufzuhalten. Dieser wird dadurch auf einer narrativen Ebene jedoch dazu angeregt, die eigenen Schwächen anzuerkennen, über sich hinauszuwachsen und die vorgebrachten Hindernisse zu überwinden. Eine antagonistische Analyse eines Konzepts funktioniert auf eine ähnliche Weise.
Die antagonistsche Analyse möchte die Arbeit und die Konzepte einer anderen Person über ihre Schwächen verstehen und sie oder Zuhörende herausfordern, diese zu verbessern. Indem die Analyse sich zum Teil gegen die Argumente einer Arbeit stellt, führt sie diese in eine Situation, in der sie gegebenenfalls überarbeitet werden müssen, um die schwierige Situation des Problembewusstwerdens zu überwinden. Im wissenschaftlichen Kontext soll dieser Antagonismus unter anderem dazu beitragen, dass Überzeugungen vor allem daran bemessen werden, was sie nicht erklären können und wo sie zusammenbrechen, um neuen Ansätzen den Weg zu bereiten. Gleichzeitig regt man die Interessierten einer wissenschaftlichen Arbeit dazu an, sich mit den generelleren Fragen dahinter auseinanderzusetzen und nicht ohne Kritik eine wissenschaftliche Arbeit zu einem Standard zu erheben.
Eine antagonistische Analyse möchte eine Arbeit jedoch nicht kritisieren, um eine mögliche Unbrauchbarkeit aufzuzeigen, sondern vor allem um sie zu verstehen. Jede antagonistsche Analyse nimmt die getroffenen Aussagen ernst und versucht, ihre Bedeutsamkeit deutlich hervorzuheben, so wie der Bösewicht einer Geschichte sich nicht allein über den Helden lustig macht, sondern ihn zumindest ab einem bestimmten Punkt als Gegenspieler ernst nimmt und für seine Fähigkeiten anerkennt. Im Gegensatz zu anderen Analysen geht es bei der antagonistischen Analyse allerdings darum, die nicht erreichten oder unvollständigen Leistungen ebenfalls hervorzuheben.
Antagonistisch meint hier ganz konkret den Ansatz, dass das angeblich Negative eines Untersuchungsobjekts aufgezeigt werden soll, um es überwinden zu können, ohne gleichzeitig ein Argument dafür zu liefern, das Untersuchungsobjekt selbst behalten zu müssen. Vielleicht kann ein Konzept vollständig überwunden werden. Der Antagonismus soll zu eigenen philosophischen Weiterentwicklungen anregen, anstatt eine Interpretation der Welt durch eine bestimmte konzeptionelle Perspektive zu bevorzugen.
Jede konzeptionelle Überlegung sollte ihre eigenen Aussagen einer antagonistischen Analyse unterziehen, um darüber deutlich zu machen, dass es nicht nur um die Anerkennung dieser konkreten Überzeugung, sondern um die Suche nach der bestmöglichen Annäherung an die Wahrheit, einer Übereinstimmung mit der Welt, geht. Eigene Überlegungen sollten deshalb stets von Fragen geleitet werden, die ihre Grenzen aufzeigen: Was wollte ich eigentlich erklären, was konnte ich mit meiner Erklärung nicht erreichen und wo bricht meine Erklärung zusammen? Fehlt eine antagonistische Analyse der eigenen Aussagen, sollte sich gefragt werden, ob man damit zum eigenen Schaden manipuliert werden soll.
2.3.3Grenzen">2.3.3 Grenzen
- Bis wohin ist eine Überzeugung gut und was passiert am Übergangspunkt, sodass sie schlecht wird?
2.3.4
Zusammenhänge ergründenUnverständlichkeit: Zeitverschwendung durch Komplexität
wesentliche Aufgabe der Analysemethode: Zusammenhänge zwischen einer Aussage und einer Wirkung in der Realität betrachten und daraufhin Grenzen der Wirksamkeit beschreiben
kein sofortiges Hinterfragen zulassen, da man sich sonst verschließt
Prozess der antagonistischen Analyse als Diagramm darstellen
Teilprozess: Persönlich als besser empfundene Konzepte als Alternativen anbieten, um stärker hervorzuheben, wo sich Unterschiede herausbilden
Bei jeder Aussage sollte man sich fragen, welche Grenzen werden gesetzt und welche anderen Möglichkeiten ausgeschlossen?
2.4 Abgrenzungen
Ich beschreibe hier meine Vorstellungen davon, was die antagonistische Analyse von den vorgestellten anderen Methoden abhebt und warum ich denke, dass sie deshalb eine sehr gute Herangehensweise darstellt, Konzepte zu analysieren. Es kann aber genauso sein, dass ich falsch liege. Es kann sein, dass die genannten Methoden gar nicht so abgegrenzt werden sollten, dass ich wesentliche Elemente falsch darstelle oder vergesse oder dass ich einfach bestimmte Vorstellungen nicht ausreichend genug kenne. Das spielt aber alles keine Rolle, weil eine intensive Auseinandersetzung mit Fragestellungen immer Interpretationen notwendig macht. Ob diese Interpretationen dicht an das herankommen, was die Texte ausdrücken wollen, ist wiederum Teil einer anderen Interpretation. Ich kann nur versuchen, Gründe für meine Interpretationen anzugeben und darauf zu hoffen, dass diese wiederum dabei behilflich sind, die antagonistische Analyse zugänglicher zu machen.
2.4.1 Zweifel
- Verschiedene Verwendungen des Begriffs: 1. Unentschiedenheit gegenüber Wissen im Allgemeinen, 2. Unentschiedenheit gegenüber verschiedenen Erklärungen des Wissens, die beide gleichwertig erscheinen, 3. stärkere Überzeugung, dass etwas nicht der Wahrheit entspricht
- Skepsis: 1. Untersuchung, Bedenken über alles, was sich nicht untersuchen lässt, menschliches Wissen wurde infragegestellt
- Hinterfragen, Kritik: 2. Verschiedene Perspektiven in Betracht ziehen.
- Widerspruch (Disagreement, https://paulgraham.com/disagree.html: 3. deutlich machen, dass man einer Person aus verschiedenen Gründen nicht zustimmt.
- Die antagonistische Analyse ist eine produktive Methode des Widerspruchs. Die Methode ist darauf ausgerichtet produktiv die Grenzen einer Sache zu bestimmen, um damit eine konkrete Anwendung zu begründen.
- Die antagonistische Analyse hat eine große Ähnlichkeit zur Methodik der Dialektik (Hegel), indem sie Widersprüche identifiziert und diese nutzt, um Ansätze zu schaffen, die besprochenen Konzepte weiterzuentwickeln. Sie unterscheidet sich allerdings von der Dialektik dadurch, dass die identifizierten Grenzen der bisherigen Konzepte nicht eine vollständige Antithese darstellen und auch nicht unbedingt aufgelöst werden müssen (oder können [manche Konzepte sind unveränderlich]), sondern auch als spezifische Erfahrungspunkte für Vergleiche dienen können. Die antagonistische Analyse kann zum Beispiel dafür verwendet werden, zwei Konzepte anhand ihrer Grenzen miteinander zu vergleichen und daraufhin das für den Kontext adäquate Konzept auszuwählen.
2.4.3
Risikoanalyse- Die antagonistische Analyse ähnelt einer Risikoanalyse, indem sie ebenfalls Risiken bestimmt, die mit verschiedenen Überzeugungen einhergehen. Allerdings unterscheidet sie sich von dieser, indem sie eine tiefere Auseinandersetzung mit den Überzeugungen einfordert. Anstatt vor allem Eintrittswahrscheinlichkeiten von negativen Ausgängen zu bestimmen, wird ebenfalls darüber nachgedacht, was eine Überzeugung nicht erreichen kann. Dies würde zum Beispiel beinhalten, dass Folgen für die Grenzziehung einer bestimmten Begrifflichkeit bestimmt werden.
2.4.34 Analytische Philosophie
- woher kommt die philosophische Analyse eines Konzepts?
- die philosophische Analyse versucht die Bedeutung der Bestandteile zueinander in einer vollständigen Besprechung darzustellen
- es fehlt der geringe Aspekt der Grenzziehung aufgrund der Frage nach den Ungereimtheiten; die Ungereimtheiten stehen bei der analytischen Philosophie nur bedingt im Vordergrund, sie werden vielmehr nur möglicherweise entdeckt oder nicht entdeckt.
- die antagonistische Analyse geht davon aus, dass jede Theorie nicht nur kritisch, sondern antagonistisch betrachtet werden sollte, weil die Menschen dahinter Ziele besitzen könnten, die bestimmte Perspektiven bereits aufgrund der Herangehensweise der Analyse einschränken
- Antagonistisch meint hier, dass die Grenzen eines Untersuchungsobjekts aufgezeigt werden sollen, um sie überwinden zu können, ohne gleichzeitig ein Argument dafür zu liefern, das Untersuchungsobjekt behalten zu müssen.
2.4.45 Poststrukturalismus
- Überwindung großer Narrative der Moderne, Wirklichkeitsverständnis ist möglich
- Konzetration auf die sozialen Wirklichkeiten und die Machtverhältnisse
- Der Unterschied besteht darin, dass eine antagonistische Analyse zunächst offen lässt, welche Grenzen ein Konzept besitzen kann. Eine poststrukturalistische Analyse kann demnach ein Teil einer antagonistischen Analyse sein, die ihren Fokus auf die Machtverhältnisse gesetzt hat, die von verschiedenen Überzeugungen ausgedrückt werden. Diese Machtverhätnisse können als Grenzen für die Anwendbarkeit definiert werden.
2.4.56 Kritische Theorie
- Totalität gesellschaftlicher Verhältnisse darlegen und die Erläuterung ihrer Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen
- Falsifizierung
- Kritische Theorie
- Die antagonistische Analyse lässt offen, welche Grenzen ein Konzept besitzen kann. Die kritische Theorie setzt ihren Fokus auf die Methoden der Unterdrückung in gesellschaftlichen Strukturen. Die antagonistische Analyse untersucht jedoch nicht gesellschaftliche Institutionen, sondern Überzeugungen von gesellschaftlichen Institutionen. Zum Beispiel: Was bedeutet es, wenn man davon ausgeht, dass ein Konstrukt vorhanden ist, dass Macht ausübt. Durch was wird so eine Überzeugung eingeschränkt?
2.4.67 Hermeneutik
- Hermeneutik geht von einem Sinnzusammenhang einer Überzeugung aus, der sich durch eine Kommunikation angenähert werden kann
- Die antagonistische Analyse geht nicht davon aus, dass eine Überzeugung sinnvoll sein muss, sondern möchte ihre Grenzen bestimmen, um eine Anwendung konkret zu überprüfen
2.4.78 Dekonstruktion
- Dekonstruktion sieht sich als eine Überzeugung hinsichtlich ihrer Sinnschaffung durch Widersprüche an
- Die antagonistische Analyse unterscheidet sich von der Dekonstruktion, indem sie sich nicht nur auf die Elemente einer Überzeugung konzentriert, mit der sie sich selbst hinterfragt, sondern auch diejenigen Begrenzungen, die sich aus den Folgen einer jeweiligen Definition ergeben können.
2.4.89 Textologie
- Textologie versucht einen Weg zu finden, Konzepte eine Vorläufigkeit einzuräumen und sie anhand ihrer konkreten Instanzierung zu verstehen, diese konkrete Instanzierung kann wiederum das Verständnis des Konzepts prägen, wenn es den Begriffshorizont nicht vollständig verlässt. Ich würde bei einer textologischen Untersuchung einen Satz anschauen, dort eine Metapher für mich vermuten und die jeweilige Verwendung der Metapher (die Instanzierung) nutzen, um meine eigene Überzeugung von einer Metapher zu aktualisieren.
- Im Gegensatz zur Textologie ist die antagonistische Analyse nur bedingt darauf ausgerichtet, eine Überzeugung in ihrer Vorläufigkeit anzuerkennen. Vielmehr geht es darum, ihre Anwendbarkeit genauer zu bestimmen, indem zum Beispiel aufgezeigt wird, was passieren kann, wenn die Grenzen der vorgeschlagenen Bedeutungen einer Überzeugung überschritten werden. Wenn ich zum Beispiel die Grenzen einer Metapher bestimme, indem ich ihre verschiedenen Bedeutungen mit extremen oder seltenen Beispielen austeste, dann führe ich die Bedeutung mit dieser antagonistischen Analyse zu einer konkreten Anwendung, weil ich sage, dass hier eine bestimmte Bedeutung nicht mehr zutreffen kann, in anderen Beispielen vielleicht aber schon.
Ich schwanke selbst ständig zwischen Textologie und antagonistischer Analyse, da sie im Kopf teilweise gleichzeitig ablaufen können. Es kommt für mich bei einer formalen Trennung daher darauf an, was das Ziel der jeweiligen Untersuchung ist. Wenn es darum geht, den Erklärungsrahmen einer Überzeugung zu bestimmen, dann ist die Textologie sehr hilfreich, weil sich die Definition einer Überzeugung in ihr frei hin- und herbewegen kann. Wenn es jedoch darum geht, eine konkrete Anwendung für einen Begriff zu bestimmten und kreativ über eine Überzeugung hinauszudenken, ist eine antagonistische Analyse zu bevorzugen, weil sie die Erweiterung eines vorhandenen Begriffes einschränkt und Grenzen zieht, um dadurch die Möglichkeit zu schaffen, an einer anderen Stelle weitersuchen zu können. Dementsprechend höre ich auf, über die Metapher in einem Satz nachzudenken, weil das Konzept der Metapher aufgrund von bestimmten Argumenten an dieser Stelle nicht mehr angemessen ist.
3. Anwendung
Es spielt keine Rolle, ob meine Interpretation der vorgestellten Werke akzeptiert ist oder nicht, da es mir grundsätzlich darum geht, ein besseres Verständnis zu erhalten. Wenn ich also meine Erläuterung über meine Verständnisschwierigkeiten transparent mache, können andere davon profitieren.
Die Anwendung gliedert sich in zwei Teile. Zunächst mache ich deutlich, warum ich einen Autoren ausgewählt habe, um eine antagonistische Analyse vorzunehmen.
3.1 Platon
- Übersetzung
- Ideenwelt
- Wiedererinnerung der Seele
3.2 Aristoteles
- Unüberschaubarkeit der Beispiele: Konzepte werden in komplexe Beispiele ausgestaltet, die mehr Fragen aufwerfen, als sie zu lösen.
3.3 Kant
- Reine Anschauungsformen
- Apriorische synthetische Erkenntnis
- Kategorien
- Antinomien
3.4 Hegel
- Ein Endzweck der Geschichte: Versöhnung von Natur und Geist.
3.7 Wittgenstein
- Familienähnlichkeit
- Sprachspiel
- Argument gegen eine Privatsprache
3.12 Selbstkritik
4. Zusammenfassung
Anmerkungen
- 4SP37TY-1"><a href="#bibref-34SP37TY">↴</a> Schweikle et al. 2007, S. 22</span><span class="ref"> <a href="#fnref-1">↩︎</a></span></li><li id="fn-1">Siehe: <span id="ref-3PDHV7GH-2"><a href="#bibref-3PDHV7GH">↴</a> <a href="https://literaturkritik.de/public/online_abo/lexikon-literaturwissenschaft-dramenanalyse-antagonist,11,9,1048">"Online-Lexikon Literaturwissenschaft. Begriffe - Autoren - Werke"</a> 2007</span>, <span id="ref-4YVLZ6A6-3"><a href="#bibref-4YVLZ6A6">↴</a> <a href="https://www.li-go.de/_pages/wissensbereiche/drama/antagonist.html">Huber/Böhm</a> 2007</span>, <span id="ref-34SP37TY-4"><a href="#bibref-34SP37TY">↴</a> Schweikle et al. 2007, S. 28</span><span class="ref"> <a href="#fnref-2">↩︎</a></span></li><li id="fn-2"><span id="ref-DR5BQYWS-5"><a href="#bibref-DR5BQYWS">↴</a> Aristoteles 2013, 1028a</span><span class="ref"> <a href="#fnref-3">↩︎</a></span></li><li id="fn-3"><span id="ref-NESXBMPD-6"><a href="#bibref-NESXBMPD">↴</a> Crumley 2006, S. 150f</span><span class="ref"> <a href="#fnref-4">↩︎</a></span></li><li id="fn-4"><span id="ref-NESXBMPD-7"><a href="#bibref-NESXBMPD">↴</a> Crumley 2006, S. 151</span><span class="ref"> <a href="#fnref-5">↩︎</a></span></li><li id="fn-5"><span id="ref-J2Y54UGH-8"><a href="#bibref-J2Y54UGH">↴</a> Wittgenstein 1953, § 66</span><span class="ref"> <a href="#fnref-6">↩︎</a></span></li><li id="fn-6"><span id="ref-2KQP6RQ2-9"><a href="#bibref-2KQP6RQ2">↴</a> Popper 1994</span><span class="ref"> <a href="#fnref-7">↩︎</a></span></li><li id="fn-7"><span id="ref-NESXBMPD-10"><a href="#bibref-NESXBMPD">↴</a> Crumley 2006, S. 152ff</span><span class="ref"> <a href="#fnref-8">↩︎</a></span></li><li id="fn-8"><span id="ref-F4SXTN7I-11"><a href="#bibref-F4SXTN7I">↴</a> <a href="https://direct.mit.edu/books/book/2729/furnishing-the-mindconcepts-and-their-perceptual">Prinz</a> 2002</span><span class="ref"> <a href="#fnref-9">↩︎</a></span></li><li id="fn-9"><span id="ref-L82JH34K-12"><a href="#bibref-L82JH34K">↴</a> <a href="https://www.jstor.org/stable/2181906?origin=crossref">Quine</a> 1951</span><span class="ref"> <a href="#fnref-10">↩︎</a></span></li><li id="fn-10"><span id="ref-47YPBRDD-13"><a href="#bibref-47YPBRDD">↴</a> <a href="http://doi.apa.org/getdoi.cfm?doi=10.1037/0033-295X.92.3.289">Murphy/Medin</a> 1985</span><span class="ref"> <a href="#fnref-11">↩︎</a></span></li><li id="fn-11"><span id="ref-X28TX7HK-14"><a href="#bibref-X28TX7HK">↴</a> Schmidt/Herrgen 2011</span><span class="ref"> <a href="#fnref-12">↩︎</a></span></li><li id="fn-12">Für mich ist das eine der wenigen Leistungen, die Kant mit seinem Konzept der Anschauungsformen sinnvoll verdeutlichen konnte. Vgl. <span id="ref-7FLIYSCD-15"><a href="#bibref-7FLIYSCD">↴</a> Kant/Timmermann 1998</span><span class="ref"> <a href="#fnref-13">↩︎</a></span></li><li id="fn-13"><span id="ref-N2X6KDFD-16"><a href="#bibref-N2X6KDFD">↴</a> <a href="https://web.archive.org/web/20210105080200/http://www.peirce.org/writings/p119.html">Peirce</a> 1878</span><span class="ref"> <a href="#fnref-14">↩︎</a></span></li><li id="fn-14">Die vorgestellten Konzepttheorien sind 1. Definitionismus anhand von notwendigen und hinreichenden Bedingungen, 2. Prototypen-Theorie als Auflistung typischer Eigenschaften, 3. Wissenstheorie über Zusammenhänge zu anderen Konzepten.<span class="ref"> <a href="#fnref-15">↩︎</a></span></li><li id="fn-15"><a href="https://astralcodexten.substack.com/p/trapped-priors-as-a-basic-problem">https://astralcodexten.substack.com/p/trapped-priors-as-a-basic-problem</a><span class="ref"> <a href="#fnref-16">↩︎</a></span></li><li id="fn-16"><span class="highlight">Quelle</span><span class="ref"> <a href="#fnref-17">↩︎</a></span></li><li id="fn-17"><span class="highlight">Quelle</span><span class="ref"> <a href="#fnref-18">↩︎</a></span></li><li id="fn-18">Te<span class="ref"> <a href="#fnref-19">↩︎</a></span></li><li id="fn-19"><span class="highlight">Quelle</span><span class="ref"> <a href="#fnref-20">↩︎</a>, <a href="#fnref-21">↩︎</a></span></li><li id="fn-20"><span class="highlight">Quelle</span><span class="ref"> <a href="#fnref-22">↩︎</a></span></li>
- ↴ Cicero 2014 ↩︎
- ↴ Aristoteles 1882, Buch 1, Kapitel 12 ↩︎
- ↩︎
- Siehe: , , ↩︎
- Dieser Gedanke ist auch die Grundlage für das in ↴ Ogden/Richards 1930 beschriebene semiotische Dreieck, bei dem das Konzept bzw. dort der Begriff eine verbindende Rolle zwischen Zeichen (Gesagtes, Geschriebenes) und Gegenstand (Sache, Ding) einnimmt. Auch das in ↴ Platon -374 beschriebene Höhlengleichnis greift in Ansätzen diesen Gedanken auf, um deutlich zu machen, warum für Platon das Philosophieren notwendig ist (weil eine einzelne Sache nach Platon nicht identisch mit einer Idee oder einem Konzept von dieser Sache ist; und diese Erkenntnis nur erlangt werden kann, wenn man philosophiert und sich mit Ideen beschäftigt). ↩︎
- ↴ Korzybski 1933 ↩︎
- ↴ Jackson 1986 ↩︎
- ↴ Aristoteles 2013, 1028a ↩︎
- ↴ Crumley 2006, S. 150f ↩︎
- ↴ Crumley 2006, S. 151 ↩︎
- ↴ Wittgenstein 1953, § 66 ↩︎
- ↴ Popper 1994 ↩︎
- ↴ Crumley 2006, S. 152ff ↩︎
- ↴ Prinz 2002 ↩︎
- ↩︎
- ↴ Murphy/Medin 1985 ↩︎
- ↴ Schmidt/Herrgen 2011 ↩︎
- Für mich ist das eine der wenigen Leistungen, die Kant mit seinem Konzept der Anschauungsformen sinnvoll verdeutlichen konnte. Vgl. ↩︎
- ↴ Peirce 1878 ↩︎
- Die vorgestellten Konzepttheorien sind 1. Definitionismus anhand von notwendigen und hinreichenden Bedingungen, 2. Prototypen-Theorie als Auflistung typischer Eigenschaften, 3. Wissenstheorie über Zusammenhänge zu anderen Konzepten. ↩︎
- https://astralcodexten.substack.com/p/trapped-priors-as-a-basic-problem ↩︎
- Quelle ↩︎
- Quelle ↩︎
- Te ↩︎
- Quelle ↩︎, ↩︎
- Quelle ↩︎
Literatur
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- Aristoteles. 2013. Metaphysik: Schriften zur ersten Philosophie. Bibliogr. erg. Ausg. 2000, [Nachdr.]. Reclams Universal-Bibliothek. Stuttgart: Reclam. [ref: DR5BQYWS; #13]
- Cicero, Marcus Tullius. 2014. Über die Auffindung des Stoffes. Tusculum. Berlin: De Gruyter. [ref: 3GX3VADF; #3]
- Crumley, Jack S.. 2006. A brief introduction to the philosophy of mind. Lanham, Md: Rowman & Littlefield Publishers. [ref: NESXBMPD; #14; #15; #18]
- Jackson, Frank Cameron. 1986. What Mary Didn’t Know. [ref: XP95A4UU; #12]
- Korzybski, Alfred. 1933. Science and Sanity: An Introduction to Non-Aristotelian Systems and General Semantics. International non-Aristotelian library. URL: https://archive.org/details/sciencesanityint00korz. International Non-Aristotelian Library Publishing Company. [ref: AVHHB9K5; #11]
- Mill, John Stuart. 1868. System der deduktiven und inductiven Logik. 3. URL: http://www.zeno.org/nid/20009226842. Braunschweig. [ref: 3WS5GGLW; #2]
- Murphy, Gregory L.; Medin, Douglas L.. 1985. The role of theories in conceptual coherence.. URL: http://doi.apa.org/getdoi.cfm?doi=10.1037/0033-295X.92.3.289. [ref: 47YPBRDD; #21]
- Ogden, C. K.; Richards, I. A.. 1930. The Meaning Of Meaning. URL: http://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.221615. [ref: 6R98AJZB; #9]
- Peirce, Charles S. 1878. How to Make Our Ideas Clear. URL: https://web.archive.org/web/20210105080200/http://www.peirce.org/writings/p119.html. [ref: N2X6KDFD; #24]
- Platon. -374. Politeia. URL: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Der+Staat. [ref: 32SSABRL; #10]
- Popper, Karl Raimund. 1994. Logik der Forschung. 10., verb. und vermehrte Aufl. Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften. Tübingen: J. Mohr. [ref: 2KQP6RQ2; #17]
- Prinz, Jesse J.. 2002. Furnishing the Mind: Concepts and Their Perceptual Basis. URL: https://direct.mit.edu/books/book/2729/furnishing-the-mindconcepts-and-their-perceptual. The MIT Press. [ref: F4SXTN7I; #19]
- Schmidt, Jürgen Erich; Herrgen, Joachim. 2011. Sprachdynamik: eine Einführung in die moderne Regionalsprachenforschung. Grundlagen der Germanistik. Berlin: Erich Schmidt Verlag. [ref: X28TX7HK; #22]
- Wittgenstein, Ludwig. 1953. Philosophische Untersuchungen. Oxford: Blackwell. [ref: J2Y54UGH; #16 ]