Biologie
Wahrnehmung und Lerntheorien
- Maturana/Varela 2015: Informationsaufnahme als biologischer Prozess entsteht durch Strukturveränderungen im Nervensystem, die von Einwirkungen (Pertubationen) im Organismus ausgelöst werden. Hier entsteht eine Strukturkopplung zwischen einem entfernten Raum (Milieu) und dem neuronalen System. Eine Erkenntnis des Individuums liegt in diesem Fall vor, wenn ein Individuum sich so verhält, wie es ein Beobachter in Bezug auf das Milieu des Individuums erwarten kann. (S. 182ff)
- Maturana und Verela scheinen inneres Erleben (Qualia) zu ignorieren und bevorzugen eher eine Überzeugung, die Sprache als vereinfachendes und damit verdunkelndes Konstrukt betont. Dies ist zu kritisieren, da Wahrnehmungen keine andere als eine wahrnehmende Analyse zulassen. (S. 188f)
- Lernen ist nicht darauf ausgerichtet, dass Repräsentationen im Gehirn aufgenommen werden, wie es Lerntheorien normalerweise metaphorisch vorschlagen, sondern indem Verbindungen zwischen Räumen (Milieus) und Individuum stattfinden, die dann zu Strukturveränderungen im Gehirn führen. Diese Verbindungen werden aufgrund ihres überdauernden Charakters als Strukturkopplungen bezeichnet.
- Lernen ist dementsprechend nicht von Input und Output abhängig, sondern von den Strukturveränderungen, die durch das Leben in einem bestimmten Milieu entstehen. Dies führt zu einer härteren Form des Angebots-Nutzungs-Modell von Helmke 2007, das darauf ausgerichtet ist, dass Unterricht vordergründig im Angebot von Lerngelegenheiten besteht.
Verhalten
Glück
- Anpassungsfähigkeit: Menschen passen sich an veränderte Lebensbedingungen an und versuchen, wieder glücklich zu werden.
- Hedonistische Tretmühle: Menschen sind im Durchschnitt nach einem starken positiven oder negativen Erlebnis nicht unbedingt viel glücklicher oder unglücklicher als zuvor.
- van Leeuwen 2012 - Life satisfaction in people with spinal cord injury during the first five years after discharge from inpatient rehabilitation: No changes in mean life satisfaction ratings were found between discharge and two years later, but slight increases in life satisfaction were reported from two to five years post-discharge in persons with SCI.1
Kognitive Verzerrungen
Kognitive Verzerrungen beschreiben Einflüsse auf das Verhalten, die der eigenen Wahrnehmung nur begrenzt zugänglich sind. Die Verzerrung bezieht sich dabei auf die Beeinflussung eines konkreten Phänomens. An dieser Stelle sammle ich die Verzerrungen, die ich für besonders einflussreich halte und die man meiner Ansicht nach kennen sollte.
- Confirmation Bias (Bestätigungsfehler, Bestätigungsverzerrung): Der Bestätigungsfehler ist die Tendenz dazu, Informationen zu suchen, auszuwählen oder auf eine solche Weise zu interpretieren, dass vorherige Überzeugungen bestätigt und darüber verstärkt werden. Diese Tendenz könnte dadurch entstehen, dass die vorhandenen Informationen nicht vollständig erfasst werden können und sie deshalb in ihrer Komplexität reduziert und möglicherweise einseitig betrachtet werden müssen.
- McNamara Fallacy: (McNamara-Fehleinschätzung, Quantitätsfehleinschätzung): Das Konzept beschreibt die Vorstellung, dass nur messbare Daten eine Relevanz für die Einschätzung einer Situation haben. Dies kann dann als Fehleinschätzung gewertet werden, wenn eine Situation nicht vollständig von der messbaren Sache bestimmt wird.
- Forschung von Kahnemann: Das von Daniel Kahneman 2012 veröffentlichte Buch2 bringt einen Großteil seiner eigenen Forschung innerhalb dieses Bereichs zusammen. Obwohl die Replikations-Krise einige der Forschungsergebnisse infragestellen, ist die Unterscheidung von System 1 und 2 immer noch ein stabiles Konzept.
Signalling
Signalling beschreibt ein Kommunikationskonzept zwischen Individuen, bei dem eine Person einer anderen Person Informationen offenbart, die diese davon überzeugen sollen, dass der Absender der Informationen besonders gewollte Eigenschaften und damit für den Empfänger Prestige besitzt.
Motivation
Eine Motivation ist aus der Perspektive einer Person, die sich selbst beschreibt, ein Grund, den diese Person als besonders angenehm und wichtig erachtet. Die Motivation soll in diesem Fall transparent machen, was die Person an ihrer Arbeit oder ihren Handlungen für wichtig erachtet, damit die Ergebnisse dahingehend überprüft werden können.
Das Konzept ist genereller betrachtet daran interessiert, zu erklären, "warum ein Mensch [...] sich unter bestimmten Umständen gerade so und mit dieser Intensität [...] verhält" (Quelle, Dorsch Psychologisches Wörterbuch 2004, S. 614).
Motivationsaspekte bieten verschiedene Ansätze und sollten je nach Relevanz für die eigene Analyse ausgewählt werden.
Motivation kann in Bezug auf die Anzahl betrachtet werden: Individuum, Gruppe und Gesellschaft. Sie kann ebenfalls in Bezug auf individuelle Eigenschaften (trait) und momentane Befindlichkeiten (state) unterteilt werden.
Eine weitere Unterscheidung liegt im Prozess (wie wird eine Entscheidung hergeleitet) und im Inhalt (was ist das Ziel einer Handlung). Diese Unterscheidung ist nicht ganz klar, weil eine Entscheidung aus verschiedenen Aspekten hergeleitet werden kann, zu denen unter anderem auch ein rational gesetztes Ziel gehören kann.
Es kann ebenfalls der Versuch unternommen werden, nach den Quellen der Motivation zu unterschieden, grundsätzlich zwischen intrinsisch (spontan und aus einer Sache selbst heraus angenehm) und extrinsisch (instrumentell und auf eine andere Sache ausgerichtet) (Quelle, Ryan/Deci 2000). Doch diese Unterscheidung ist oberflächlich, da intrinsische und extrinsische Motivation 1. häufig unterschiedlich in der Literatur verwendet werden und 2. eine extrinsische Motivation nur funktionieren kann, wenn interne Werte angesprochen werden. Cameron/Banko/Pierce 2001 machen darauf aufmerksam, dass extrinsische Motivationsvariablen teilweise keine Bedeutung für die Motivation besitzen, was wiederum darauf hinweisen könnte, dass die Unterscheidung nicht besonders sinnvoll ist. Aus diesem Grund bevorzuge ich eine Konzentration auf mechanistische Erklärungen wie die von McClelland 1987 (Quelle) mit den "Big Three" Selbstwirksamkeit, Autonomie und soziale Eingebundenheit.
Für die genauere Beschreibung und Bestimmung von Motivation lassen sich verschiedene Modelle nutzen, die jeweils andere Schwerpunkte setzen:
- Risiko-Wahl-Modell
- Erwartungs-mal-Wert-gleich-Ziel
- Maslowsche Bedürfnispyramide
- ERG-Theorie
Motivation scheint ebenfalls sehr eng mit dem eigenen Antrieb verbunden zu sein. Wenn der Körper physisch sehr ausgelaugt ist, ist auch eine hohe Motivation nicht dazu in der Lage, ihn angemessen zu steuern.
Flow
Flow bezeichnet einen Zustand der eigenen Wahrnehmung, bei dem eine Person so stark auf eine Sache konzentriert ist, dass sie andere vollständig ausblendet. Dieser Zustand kann als Ziel einer Motivation betrachtet werden.
Medizin
- Virtual Characters Learn To Work Out…and Undergo Surgery : Die Simulation kann dabei helfen, verschiedene körperliche Szenarien durchzugehen und virtuelle Operationen durchzuführen, um ihre Effektivität zu testen.
Anmerkungen
- ↴ van Leeuwen et al. 2012 ↩︎
- ↴ / 2012 ↩︎
Literatur
- ; . 2012. Schnelles Denken, langsames Denken. Vierundzwanzigste Auflage. München: Siedler. [ref: 7EZ7U72R; #2]
- van Leeuwen, Christel M.C.; Post, Marcel W.M.; van Asbeck, Floris W.A.; Bongers-Janssen, Helma M.H.; van der Woude, Lucas H.V.; de Groot, Sonja; Lindeman, Eline. 2012. Life satisfaction in people with spinal cord injury during the first five years after discharge from inpatient rehabilitation. URL: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/09638288.2011.587089. Accessed: 2021-07-10 20:09:39. [ref: ZB4659J6; #1]
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