Vorschläge für ein besseres Leben

Created: 2019-12-07 Updated: 2022-03-28 History Videos

Um mein eigenes Leben zu verbessern, habe ich intensiv darüber nachgedacht, was für mich ein besseres Leben ausmacht und welche Herangehensweisen ich als sinnvoll betrachten würde, um dieses Ziel zu erreichen. Im nachfolgenden Text möchte ich drei dieser Herangehensweisen vorstellen, um anderen meine Ansichten mitzuteilen, damit diese kritisiert werden können. Gleichzeitig kann ich meine Ansichten über diesen Text selbst hinterfragen und für mich feststellen, inwiefern ich ihnen gerecht werde.

Diese Liste ist weder ausgeschöpft noch ersetzt sie eine psychologische Beratung eines Arztes. Wenn es dem Leser oder der Leserin also nicht gut geht, dann empfehle ich mit einem ausgebildeten Arzt zu sprechen. Dennoch gehe ich davon aus, dass meine philosophischen Ausführungen Gedankenanregungen bieten können, um über das eigene Handeln unter den gegebenen Möglichkeiten nachzudenken.

Leider hilft dieser Text nicht dabei, darüber nachzudenken, wie man mit Unterdrückung oder Einschränkung umgehen soll. Wenn man vom Staat oder anderen Menschen dazu gezwungen wird, etwas Bestimmtes zu tun, dann liefert dieser Text keine richtige Antwort. Mir geht es in diesem Text vielmehr darum, einer Person dabei zu helfen, sich Gedanken darüber zu machen, ob eine eigene Handlung überhaupt als schädlich empfunden werden kann, wie man eine solche erkennt und wie man Handlungen generell an bestimmten Maßstäben überprüfen kann.

1. Begründungen suchen

Zunächst einmal gehe ich davon aus, dass die Suche nach weniger schlechten Gefühlen die wichtigste Begründung für unsere Handlungen im Leben ist. Um ein besseres Leben erreichen zu können, ist es dementsprechend notwendig, dass meine Handlungen darauf ausgerichtet sind, dass ich im Durchschnitt weniger schlechte Gefühle erlebe.

Es gibt andere Begründungsmöglichkeiten, aber ich denke, dass Gefühle die beste Basis für Begründungen sind, weil sie sich auf direkte Grunderfahrungen des Seins beziehen (Hunger, Durst, Müdigkeit, Angst) und auch von Menschen verstanden werden, denen alles andere egal ist. Andere Möglichkeiten der Begründung von Handlungen umfassen Gerechtigkeit oder Religion oder vielleicht die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit einer Institution.

Wenn ich für mich selbst erklären möchte, warum ich etwas Bestimmtes tue, dann versuche ich es so umzuformulieren, dass ich in irgendeiner Weise erkläre, wie ich durch mein Handeln etwas erreiche, das bei mir zu weniger schlechten Gefühlen führt. Zum Beispiel: Ich gehe arbeiten, weil ich damit Geld verdiene, das mir dabei hilft, meine Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Angst, etc. zu minimieren, indem das Geld etwas bezahlt, was auf diese Bedürfnisse direkt Einfluss nehmen kann. Geld ist in diesen Begründungen häufig zentral, nicht weil es selbst wichtig wäre, sondern weil es in modernen westlichen Gesellschaften der einfachste Weg ist, um die meisten Grundbedürfnisse schnell erfüllen zu können.

Wenn man in seinem Leben nun etwas tut, das man nicht auf die Minimierung der eigenen schlechten Gefühle zurückführen kann, dann sollte man überlegen, ob diese Sache es wert ist, weiter ausgeführt zu werden. Das ist mein wesentlicher Ratschlag, um zu verhindern, dass man in seinem Leben etwas freiwillig tut, das man nicht möchte.

Eine solche Hinterfragung der eigenen Handlungen muss gar nicht sofort zu guten Gefühlen führen, sondern es geht darum, dass man versteht, welche Funktion eine Handlung in unserem Leben übernimmt, damit wir zurückverfolgen können, ob diese Handlung auf längere Sicht eher zu einem besseren oder zu einem schlechteren Gefühl führen könnte. Opfere ich mich zum Beispiel für die Gesellschaft auf, weil es andere von mir erwarten oder weil es mich persönlich berührt? Nach meiner Ansicht muss man eine Berührung empfinden, damit die Selbstaufopferung nicht ein Ballast wird, der das eigene Leben zur Anstrengung macht. Wenn man sich nur schlecht fühlt und das Gefühl nicht einmal weniger schlecht wird, wenn man sich aufopfert, dann ist die Aufopferung schädlich für ein besseres Leben, da sie die Möglichkeiten einschränkt, eine Handlung zu finden, die dazu führt, dass man sich besser fühlt. Wenn einen die Selbstaufopferung persönlich berührt, dann kann es vollkommen angemessen sein, etwas zu tun, was nicht sofort zu weniger schlechten Gefühlen führt.

Es gibt jedoch auch Probleme mit dem Hinterfragen der Folgen der eigenen Anstrengungen. Wenn ein Mensch zum Beispiel neugierig und an wissenschaftlicher Forschung interessiert ist, dann sollten er oder sie sich selbst immer fragen: Wie trägt dieses Wissen dazu bei, dass ich selbst weniger schlechte Gefühle erlebe? Jetzt könnte ein Forscher antworten: Ich werde dafür bezahlt, dass ich darüber nachdenke und das Geld hilft mir, meine Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Dieses Denken und die damit einhergehende Argumentation sind problematisch, weil hier möglicherweise zu kurzfristig gedacht wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Geld (oder andere direktere Gefühlsveränderungen wie Stolz oder Anerkennung) dabei weiterhelfen, ein besseres Leben zu führen. Wenn allerdings nicht klar ist, was die Folgen einer Handlung sind und wie diese Folgen das eigene Leben beeinflussen, könnte es sein, dass die Folgen eher zu noch schlechteren Gefühlen führen.

Ein Beispiel solcher negativen Auswirkungen könnte die Forschung innerhalb der Waffenindustrie oder eine ungebremste Optimierung kapitalistischer Interessen sein. Diese Arbeit ermöglicht vielleicht zunächst eine schnelle Belohnung über Geld, Stolz oder Anerkennung, führt aber längerfristig in eine Situation, die das Leben auf der Welt und damit in vielen Fällen auch das eigene Leben verschlechtern können. Es muss immer überlegt werden, ob eine solche Arbeit sicher gerechtfertigt werden kann und wenn nicht, ob man sie dann weiter verfolgen sollte. Das sind die schwierigen Fragen unserer Gesellschaft, aber besonders eben auch unseres eigenen Lebens.

Diese Suche nach Begründungen hilft dabei, ein besseres Leben zu führen, weil sie versucht, unseren Gefühlszustand, der immer mit der Wahrnehmung und Bewertung unseres Lebens verbunden ist, mit unseren Handlungen zu verknüpfen, bei denen wir nicht immer genau wissen, aus welchen Gründen wir sie ausführen.

2. Verstehen lernen, was andere wollen

Nachdem man seine eigenen Handlungen dahingehend optimiert hat, dass sie auf weniger schlechte Gefühle ausgerichtet sind, lässt sich nun fragen, wie es mit den Menschen in der eigenen Umgebung aussieht. Führen diese Menschen ihre Handlungen auf etwas zurück, was ihnen ebenfalls weniger schlechte Gefühle bereitet?

Als Individuum, das von anderen Menschen abgegrenzt ist, kann man es nicht wissen, weil man nur Zugriff auf seine eigenen Gefühle besitzt, zumindest bisher.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine andere Person danach zu fragen, ob sie ihre Handlungen in Bezug auf weniger schlechte Gefühle optimiert oder nicht. Wenn diese Person behauptet, dass sie das tut, wenn sie also sagt: ja, ich mache das, weil ich mich dadurch besser fühle, ja, ich mache das, weil es mir gut tut, dann sollte man diese Aussage zunächst als Wahrheit anerkennen.

Es kann akzeptable Gründe dafür geben, warum Menschen generell eher als schlechte Gefühle assoziierte Erfahrungen wie Hilflosigkeit oder Schmerz als gute, zum Teil angenehme Gefühle empfinden. Und normalerweise sollte eine Person, die eine Gefühlsbegründung für ihr Verhalten vorlegen kann, nicht in ihren Gefühlen angezweifelt werden, da diese Gefühle ihre Wirklichkeit sind; eine Wirklichkeit, in der diese Person leben muss. Man kann den Versuch unternehmen, nachzuvollziehen, wie diese Gefühle entstanden sind und man kann fragen, ob das Entstehen dieser Gefühle etwas ist, was zu einem Leben führt, dass generell als besser begriffen werden kann. Das ist dann die Aufgabe der Ethik.

Man sollte sich aber davor hüten, die Gefühlswelt anderer Menschen verändern zu wollen, weil man denkt, dass die eigenen Gefühle mit den Gefühlen der anderen Person identisch sind und man seine eigenen Gefühle ja kennt und damit einschätzen kann, was andere Menschen brauchen. Dieses Verhalten führt zu einer Unterdrückung der wahrgenommenen Gefühle der anderen Person. Wenn man andere Personen also nicht übergehen möchte, muss man sich mit anderen Personen intensiver auseinandersetzen.

Für ein besseres Leben empfehle ich daher, sich an die Gefühlswelt anderer Personen heranzutasten und zu lernen, wie eine Person ihr Handeln über Begründungen mit ihren Gefühlen rechtfertigt. Mit diesem Wissen versteht man besser, was sich eine bestimmte Person wünscht und kann deshalb die eigenen Handlungen besser darauf ausrichten.

Höflichkeit ist in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, die Wünsche aller Menschen in bestimmten Situationen zu erkennen und so zu handeln, dass ein Kompromiss zwischen allen Wünschen erreicht werden kann, das beinhaltet auch die eigenen Wünsche. Zum Teil kann versuchte Höflichkeit unpassend wirken, wenn man denkt, dass man eine Situation verstanden hätte und sich möglicherweise übervorsichtig verhält.

Ich gehe jedoch grundsätzlich davon aus, dass Höflichkeit eine zentrale Fähigkeit ist, um ein besseres Leben führen zu können, da man danach strebt, das Leben anderer zu verbessern, um sie damit in eine Situation zu versetzen, in der sie dazu gebracht werden, dasselbe zu tun. Darüber hinaus signalisiert Höflichkeit anderen Menschen diesen Wunsch, sodass diese erkennen können, dass die höfliche Person versucht, ein besseres Zusammenleben und damit ein besseres Leben für alle Beteiligten zu erreichen.

Natürlich weiß man nicht, wie ernst diese Höflichkeit gemeint ist und man kann versuchen, über eine länger anhaltende Beobachtung festzustellen, ob jemand wirklich höflich ist. Die Frage ist aber teilweise irrelevant, weil Höflichkeit sowieso ein Verhalten darstellt, das auf andere angewiesen und ausgerichtet ist. Ob jemand von seiner eigenen Höflichkeit überzeugt ist, verändert damit nur geringfügig etwas an den Konsequenzen seines Handelns und den Folgen für das Zusammenleben.

Gleichzeitig ist es fragwürdig, inwiefern man selbst höflich sein sollte, wenn sich andere unhöflich verhalten. Höflichkeit ist das Ideal, das man anstreben sollte, wenn es darum geht, die Chancen auf ein besseres Zusammenleben zu erhöhen. Höflichkeit ist allerdings unpassend, wenn diese von anderen ausgenutzt wird, um eigene Interessen vollständig durchzusetzen, ohne selbst höflich zu sein.

Den Versuch zu unternehmen, zu lernen, was andere wollen, und so zu handeln, dass diesen Wünschen in Übereinstimmung mit den eigenen Wünschen entsprochen werden kann, ist ein Verhalten, dass dazu beitragen kann, ein besseres Leben zu führen, weil es anderen signalisieren kann, dass man derjenigen Person vertrauen kann und andere, die sich davon inspiriert ebenfalls höflich verhalten, mir dabei helfen können, meine eigenen Wünsche umzusetzen.

Einer Gemeinschaft von gleichen Individuen zu helfen, hilft einem selbst, weil man selbst ein Teil der Gemeinschaft ist. Wenn diese Gemeinschaft jedoch Schwächere unterdrückt oder ausnutzt, dann sollte man dieser Gemeinschaft nicht helfen, da nicht sicher gesagt werden kann, dass man selbst niemals schwach wird. Wer Teil dieser Gemeinschaft werden kann und wer nicht, ist ein schwieriges Problem, das von der jeweiligen Gruppe abhängig ist.

3. Anderen sagen, was man selbst will

Um es anderen einfacher zu machen, höflich sein zu können, ist es notwendig, die eigenen Wünsche auszuformulieren und anderen, wenn sie danach fragen, mitzuteilen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass man der anderen Person sagt, wie diese mit einem selbst umgehen soll, damit diese, wenn es keine Einwände gibt, sich daran ausrichten kann.

Gerade dieser letzte Punkt ist für ein besseres Leben relevant, weil ich selbst vielleicht weiß, was mich dazu bringt, weniger schlechte Gefühle zu erleben, aber andere Menschen es nicht wissen können, da sie nicht in meine Gedanken hineinschauen können. Oder ich habe es ihnen vielleicht einmal mitgeteilt, aber sie haben es vergessen, weil sie mit ihren eigenen Gefühlen stärker beschäftigt sind.

Unsere Kommunikation ist in den meisten Fällen nicht perfekt und wir entwickeln uns ständig weiter, sodass sich unsere Wünsche und unsere Erwartungen ständig mit verändern. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir unsere Wünsche immer wieder deutlich machen und nicht genervt davon sein sollten, wenn Menschen, denen wir zutrauen sollten, dass sie uns kennen, immer wieder nach unseren Wünschen fragen.

Wenn man nicht weiß, wie man anderen seine eigenen Wünsche mitteilen soll oder diese missverständlich sind, dann muss man sich mit der entsprechenden Sprache auseinandersetzen und versuchen, sich besser mitzuteilen. Gleichzeitig sollte das Gegenüber immer versuchen, festzustellen, wie ein Kommunikationsproblem entstanden ist. Dieser Versuch des Nachvollziehens ist gleichzeitig auch ein Versuch, das Kommunikationsproblem aufzulösen.

Gleichzeitig ist es wichtig, anderen mitzuteilen, inwiefern die eigenen Handlungen auf bestimmte Gefühle ausgerichtet sind, damit andere nachvollziehen können, warum man eine bestimmte Handlung verfolgt. Nur so ist sichergestellt, dass die eigenen Wünsche offensichtlich sind, da man selbst nicht unfehlbar ist und nicht unbedingt immer richtig einschätzen kann, ob jede Handlung gut genug begründet ist und auch wirklich zu weniger schlechten Gefühlen führt. Vielleicht ist es ja so, dass wir etwas tun, dass optimiert werden könnte, aber wir bekommen das nicht mit, weil wir anderen nicht davon erzählen, wie unsere Handlung mit unseren Gefühlen verknüpft ist.

Ein wesentliches Problem dieser Herangehensweise besteht darin, dass man nicht immer wissen kann, was angemessen als Wunsch geäußert werden kann und was nicht. In einer guten Gemeinschaft kann alles angesprochen werden, da alles argumentativ geregelt werden kann. Das trifft allerdings auf die wenigsten Beziehungen zu und man muss sich selbst fragen, wie viel man preisgeben möchte und warum. Dennoch sollte darüber nachgedacht werden, dass man nur die Möglichkeit besitzt, die eigenen Vorstellungen anzupassen, wenn man erkennt, dass sie etwas beinhalten, dass nicht wirklich nachvollziehbar ist. Ohne diese Erkenntnis handelt man mit fehlerhaften Vorstellungen.

Besser leben wollen

In meinen Grundlagen stelle ich drei Voraussetzungen dafür vor, überhaupt ein glückliches Leben erreichen zu können: 1. Man ist unter mindestens einer Bedingung gerade nicht glücklich. 2. Man ist davon überzeugt, dass man sein Leben verbessern kann. 3. Man hat einen Antrieb zu einer Veränderung. Würde eine dieser Bedingungen nicht gelten, dann wäre es nicht möglich, glücklich zu werden.

Diese Voraussetzungen sind vor allem deshalb notwendig, weil ein Individuum nur selbst darüber bestimmen kann, wann es glücklich ist. Selbst wenn ihm alle typischen Glücksmomente zur Verfügung stehen, könnte ein Individuum ohne den Antrieb, diese Sachen als Glück für sich zu akzeptieren, unglücklich sein. Ein höchstes Glück erreichen zu wollen, schließt die Vorstellung ein, dass sich eben etwas an den eigenen Gefühlen (zum Positiven) verändern kann und dass man diese Veränderung auch annimmt und durchführen möchte.

Ich hoffe, dass dieser Text und die drei darin vorgestellten Methoden dazu beitragen können, einem selbst Anregungen zu geben, um über das eigene Leben nachzudenken und damit insgesamt ein besseres Leben zu ermöglichen.

Ergänzungen

Michael Plant stellt in seinem Artikel über das Glücklichwerden [en] mehrere konkrete Ansätze vor, die zusätzlich zu den hier vorgestellten helfen können, glücklich zu werden, indem man ein bestimmtes Denkverhalten verändert.