Philosophie
Auf dieser Seite versuche ich meine philosophischen Vorstellungen und Ideen mit den Überzeugungen anderer Menschen zu vergleichen und darüber ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, warum ich von etwas überzeugt bin.
Gliederung
- Vorwort
- Konzepte
- Pragmatismus als Anwendungsbezogenheit von Konzepten
- Zweifeln als der Versuch, sich gegen das Wohlgefühl einer Erklärung zu wehren
- Anschaulichkeit als der Versuch, verstanden zu werden
- Festigkeit als hohe Überlebenswahrscheinlichkeit von Überzeugungen
- Ähnlichkeit als Bewertungskriterium
- Zusammenhang zwischen Entwicklungen und Glück, um zu verstehen, was uns glücklick macht
- Gewichtung und Feingefühl als Mittel, um über Gruppen sprechen zu können
- Kompetenzen sind nicht einfach abgrenzbar und auswählbar
- Erkenntnistheorie
- Ethik
- Logik
- Religion
- Werkzeuge
- Anmerkungen
- Literatur
Vorwort
Das zentrale Problem jeder Wissensstrukturierung besteht für mich darin, einen Anfang zu finden, der andere nicht abschreckt, sondern dazu anregt, weiterzudenken. Aus diesem Grund ist dieser Bereich vor allem nach Wichtigkeit und nach Funktionserklärungen strukturiert, da diese vielleicht den Eindruck eines Werkzeugkastens vermitteln können, der beliebig für unterschiedliche Ziele genutzt werden kann.
Im Gegensatz zu meinen Grundlagen geht es auf dieser Seite nicht um ein Grundverständnis verschiedener Bereiche, die alle Menschen gleichermaßen betreffen, sondern konkret um ein Verständnis derjenigen eigenen Überzeugungen, die ich für besonders wichtig erachte. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Überzeugungen nur für mich gelten.
Wenn ich nur eine Sache auswählen könnte, die sich Menschen von meinen philosophischen Überzeugungen einprägen sollten, dann wäre das mein Verständnis von Konzepten als die Verbindung der Bezeichnung und des Inhalts einer persönlichen Überzeugung.
Diese Vorstellung führt für mich zu einer der wichtigsten Erkenntnisse über das Leben als Mensch: Nur weil ein Wort existiert, bedeutet das nicht, dass dieses Wort etwas optimal zugänglich macht. Jedes Wort hat eine unterschiedliche Anwendbarkeit. Und nur weil wir zum Beispiel über Freiheit oder über Atome sprechen, bedeutet das nicht, dass unsere Definition von Freiheit oder Atome besonders sinnvoll oder nützlich sein muss. Diese Vorstellung prägt fundamental meine Persönlichkeit und ist der Grund dafür, warum ich das Leben und den Austausch darüber als Summe von Konzepten betrachte. Dies verhindert auch, dass ich einzelne Wörter als besonders wichtig betrachte, weil ich eben davon ausgehe, dass sie in bestimmten oder allen Interpretationen einfach nur hohl und damit ohne Sinn sein könnten.
Andererseits beschreiben persönliche Überzeugungen ein bestimmtes Verständnis über die Welt aus der Perspektive eines Individuums. Eine Überzeugung ist in diesem Zusammenhang eine subjektiv für wahr gehaltene Aussage über die Welt. Und durch die Verbindung eines Wortes mit einer Überzeugung wird es dementsprechend möglich, sich auf etwas in der Welt zu beziehen, das selbst nicht direkt über Wahrnehmungen zugänglich ist.
Aus diesem Grund ist es nur mit Konzepten möglich, sich kritisch mit seiner eigenen Wahrnehmung auseinanderzusetzen und bewusst etwas an seinen eigenen Überzeugungen zu verändern.
Konzepte
Ein Konzept (Begriff, Idee, Kategorie, Universalie, Ausdruck) ist die Verbindung der Bezeichnung und des Inhalts einer persönlichen Überzeugung. Zum Beispiel verweist eine Bezeichnung wie "Atheismus" auf den Inhalt einer persönlichen Überzeugung von dem, was Atheismus auszeichnet. Durch die Verbindung eines Wortes mit einer Überzeugung wird es möglich, sich auf etwas in der Welt zu beziehen, das selbst nicht direkt über Wahrnehmungen zugänglich ist. Der Atheismus kann zum Beispiel nicht angesehen oder ertastet werden. Dennoch hilft ein Konzept wie Atheismus dabei, eine Vorhersage von Verhaltensweisen und Wahrnehmungen wahrscheinlicher zu machen: Atheisten werden zum Beispiel im Allgemeinen weniger beten.
Im Gegensatz zu ähnlichen Wörtern wie "Begriff" oder "Idee" besitzt die Bezeichnung "Konzept" eine Assoziation mit etwas Geschaffenem. Dass ich dementsprechend das Wort "Konzept" bevorzuge, soll mich vordergründig daran erinnern, dass Begriffe, Konzepte, Ideen immer im Zusammenhang mit meiner eigenen Erfahrung stehen und von mir bestätigt und erzeugt werden.
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Persönliche Überzeugungen beschreiben grundsätzlich ein bestimmtes Verständnis über die Welt aus der Perspektive eines Individuums. Eine Überzeugung ist in diesem Zusammenhang eine subjektiv für wahr gehaltene Aussage über die Welt.
Definitionen von konkreten Konzepten (wie zum Beispiel Atheismus) können nicht falsch sein. Sie können nur widersprüchlich gegenüber anderen Definitionen sein, weil eine Definition immer Beziehungen zu anderen Überzeugungen beschreibt. Wenn ich zum Beispiel versuche, den Menschen in seinen Eigenschaften zu definieren, dann benötige ich weitere Wörter, die ein Netzwerk aus ineinander verwobenen Aussagen über die Welt entstehen lassen. Ist zum Beispiel ein Mensch, der nicht stirbt, kein Mensch mehr, weil es menschlich ist, zu sterben? Oder muss die Definition eines Menschen verändert werden?
Aus dieser Überlegung folgt, dass die Wahrheit einzelner Aussagen nicht überprüfbar ist, weil die Einzelkonzepte so definiert sein können, dass sie auf anderen unbekannten Konzepten aufsetzen. Die Wahrheit von Konzepten ist dementsprechend an die Konsistenz der Beschreibung der gesamten Wirklichkeit durch alle anderen Konzepte geknüpft.1 Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Vorstellung vollständig zustimme, aber sie versucht zumindest, eine Antwort auf das entsprechende Problem der Wahrheit von einzelnen Aussagen zu geben.
Dieses Problem wird zum Beispiel auch daran deutlich, dass Konzepte wie Bildung und Erziehung unterschiedlich definiert werden können, aber so viele Ähnlichkeiten aufweisen, dass sie sich je nach Definition auch komplett überlagern könnten. Die Abgrenzung der verschiedenen Konzepte voneinander ist ein grundsätzliches Erkenntnisproblem, was dementsprechend Auswirkungen auf die Wahrnehmung in der Welt hat. Jemand der dahingehend das Wort Erziehung nicht kennt, wird eine andere Beziehung zu Kindern aufbauen, als jemand, dem dieses Konzept bewusst ist, da Erziehung als Konzept Annahmen über Kinder beinhaltet, die durch das Wort im eigenen Denken erhalten bleiben.
In diesem Zusammenhang ist die Sprachdynamik ein gutes Modell, um Veränderungen einer Sprache zugänglich zu machen. Dies ist besonders relevant, wenn Konzepte viele unterschiedliche Anwendungsbereiche besitzen und nicht einfach zu vereinheitlichen sind (zum Beispiel bei Wörtern wie Liebe, Freiheit, Subjektivität im Gegensatz zu Tisch, Messer, Kamin).
Konzepte können mit Wahrscheinlichkeiten definiert werden. Dies soll darauf hinweisen, dass es Konzepte wie subjektive und objektive Wahrheit gibt. Mithilfe der Angabe von Wahrscheinlichkeit kann auf diese Unterscheidung hingewiesen werden. Anstatt also davon auszugehen, dass zum Beispiel Atheismus beinhaltet, dass alle Atheisten nicht in die Kirche gehen, beschreibt man, dass Atheismus mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass Atheisten weniger das Bedürfnis besitzen, regelmäßig religiöse Stätten aufzusuchen, da sie nicht von einer Gottesidee überzeugt sind.
Konzepte werden stark durch die eigene Wahrnehmung beeinflusst, da das Gehirn etwas kategorisieren kann, ohne dass man dies mitbekommen muss. Die Frage danach, ob zuerst Konzepte oder aber Wahrnehmungen vorhanden waren, löst sich dadurch auf, dass wahrnehmende Individuen in eine Welt hineingesetzt werden, in der bereits bestimmte Konzepte vorgegeben sind, die wiederum ihre Wahrnehmung bestimmen. Dementsprechend ist die Frage nach der Erstbeeinflussung nur relevant, weil sie dazu anregen kann, darüber nachzudenken, dass die Wahrnehmung eines Individuums auch andere Einteilungen (neben zum Beispiel Räumlichkeit oder Zeitlichkeit) besitzen könnte.
Die nachfolgenden Konzepte, die ich nun besser vorstellen möchte, haben einen wesentlichen Einfluss darauf, was ich selbst für wichtig erachte und wie ich mir vorstelle, dass andere Menschen ihre Gedanken sortieren und für sich selbst rechtfertigen. Grundsätzlich sind es Überlegungen in Bezug auf selbstgemachte Erfahrungen, die ich über die Zeit hinweg mit Quellen und weiterer Forschung ergänzen möchte.
Konzepte sind der Versuch, eine Überzeugung mit einer beliebigen Bezeichnung zu verbinden, um diese Überzeugung von anderen Überzeugungen abgrenzen zu können. Die Vorstellung von Konzepten zu hinterfragen ist schwierig, da jeder Versuch, sich eine Alternative zu überlegen, bei mir damit endet, ebenfalls ein Konzept zu formulieren. Vielleicht lässt sich dieser Prozess, wenn man es erzwingen möchte, am ehesten damit ersetzen, sein Leben im Jetzt zu verbringen und gar keine expliziten Konzepte zu formulieren. Aber selbst das erscheint schwierig, da etwas erkannt werden muss, damit man es nutzen kann. Wenn man aber keine Vorstellung eines Konzeptes hat, dann kann man auch nicht Essbares von Nichtessbarem unterscheiden, da "essbar" eine Bezeichnung für eine bestimmte Überzeugung wäre, die aber keine Zuordnung bekommen würde. Was zurückbleibt, wäre einzig eine Art Intuition über alles, was sich ereignet, ähnlich vielleicht zu den direkten Wahrnehmungen eines Kleinkindes.
Pragmatismus als Anwendungsbezogenheit von Konzepten
Für mich ist es wichtig, dass ich dazu in der Lage bin, jede Position, die ich vertrete, so gut wie möglich herleiten zu können, weil ich davon ausgehe, dass ich nur auf diese Weise anderen ermöglichen kann, meine Gedankengänge nachzuvollziehen und sie zu akzeptieren. Um diesem Anspruch näher zu kommen, versuche ich, meine Überzeugungen in meinen Alltag einzubringen, indem ich das Ziel habe, ihre Folgen zu bestimmen und sie auf meine eigenen Handlungen auszurichten.
Der Pragmatismus ist eine philosophische Strömung, die dieser Aufgabe gerecht werden möchte. Charles Sanders Peirce formulierte in diesem Zusammenhang eine pragmatische Maxime: "Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bedeutung haben können, wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes."2 Ich verstehe diese Maxime so, dass die "Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bedeutung haben können," mit den Folgen, die sich aus meinen Überzeugungen ergeben, identisch sind. Mit dem "ganze[n] Umfang unseres Begriffs" ist dementsprechend gemeint, dass die sich aus meinen Überzeugungen ergebenden Folgen für mein Handeln oder jegliche Veränderung in der Welt nicht nur ein Teil meines Konzepts einer Sache, sondern das gesamte Konzept sind. Alle Elemente, die nichts mit den Folgen auf die Welt zu tun haben, sind dementsprechend sprachlicher Ballast, der keine Bedeutung für das Konzept hat. Ein sprachlich ausformuliertes Konzept sollte dementsprechend immer die Folgen beschreiben.
Manchmal verlieren Vorstellungen für mich ihre Bedeutung, weil ich für sie im Moment keine Verwendung habe und ich muss sie neu herleiten, wenn ich sie wieder brauche. Ich denke, dass dies ein natürlicher Prozess ist, da nicht jede Vorstellung immer genauso stark benötigt wird. Dennoch versuche ich, mit dieser Webseite dieser Situation entgegenzuwirken, um die Zeit des Erneutlernens zu verringern.
Der Pragmatismus kann nicht erklären, woher die Tendenz oder der Wunsch kommt, etwas über seine Folgen hinaus zu erklären. Er ignoriert dabei auch das Gefühl, etwas rhetorisch Angenehmes zu erzeugen und bevorzugt damit den Inhalt. Die Konzentration auf den Inhalt wird dabei bewusst in Kauf genommen, um die Anwendbarkeit zu maximieren. Aber dadurch wird die Anwendbarkeit einer Untersuchung über die Empfindung einer bestimmten Erfahrung gesetzt. Ein Gefühl für das Künstlerische wird unterdrückt, um die negativen Folgen einer negativen Kunsterfahrung so gering wie möglich zu halten. Dennoch geht dadurch eine mögliche positive Kunsterfahrung verloren.
Zweifeln als der Versuch, sich gegen das Wohlgefühl einer Erklärung zu wehren
Eine Erklärung ist eine verständliche Beschreibung der Beziehungen und der Relevanz einer Sache zu anderen Sachen. Erklärungen zu besitzen fühlt sich gut an, weil sie den Eindruck vermitteln, dass man dazu in der Lage ist, das eigene Leben besser unter Kontrolle zu behalten. Da man anscheinend weiß, was passieren wird, wenn ein bestimmter Sachverhalt auftritt, hat man das Gefühl, bessere Entscheidungen treffen zu können.
Zweifeln ist der Versuch, sich bewusst gegen das Gefühl zu stellen, dass man sich sicher ist, warum die Dinge so sind, wie sie sind, selbst wenn man von ihnen überzeugt sein sollte. Es ist eine zusätzliche Stufe der Selbstkritik, die das Problem anspricht, dass sich Erklärungen immer auf subjektiv geprägte Konzepte beziehen und damit fehleranfällig sind. Diese Selbstkritik soll dazu führen, dass man eine Erklärung nicht deshalb für richtig erachtet, weil sie sich gut anfühlt, sondern weil andere Erklärungen mit allen möglichen Beweisen keine sinnvolle Perspektive darstellen.
Ähnlich zur Ambiguitätstoleranz geht es dem Zweifeln auch um das Aushalten von Unklarheiten und Widersprüchen, da diese nicht verhindert werden können. Darüber hinaus ist das Zweifeln auch ein zentraler Aspekt des Postmodernismus und damit verbunden dessen Sicht auf die großen Erzählungen der Moderne. Dem gegenübergestellt halte ich jedoch nichts davon, Erklärungen nur dann zu akzeptieren, wenn sie mehrperspektivisch sind.
Aus dem Selbstzweifel heraus ergibt sich die methodisch angelegte antagonistische Analyse der eigenen Überzeugungen.
Anschaulichkeit als der Versuch, verstanden zu werden
Um besser verstanden werden zu können, muss ich mir darüber bewusst sein, was für Mittel mir zur Verfügung stehen, um anderen Menschen meine Gedanken zugänglicher zu machen. Diese Mittel erzeugen den Eindruck von Legitimität, weil sie sprachlich bekannte Muster verwenden, die von den Zuhörenden häufig erkannt werden. Wie jedes rhetorische Mittel müssen sie jedoch kritisch hinterfragt werden. Nachfolgend möchte ich einige dieser Mittel vorstellen und erläutern, welche Wirkung sie besitzen:
- Beispiel: Das Beispiel beschreibt ein Muster für einen typischen Einzelfall für das vorher Besprochene. Ein Beispiel wird häufig mit den Signalen "zum Beispiel" oder "beispielsweise" verdeutlicht, sodass das Gegenüber das Gesagte dem Muster zuordnen kann.
- Auflistung: Eine Auflistung ist eine explizite Nennung von Elementen zur näheren Bestimmung einer Gruppe. Über eine konkrete Auflistung lässt sich eingrenzen, was eine Gruppe auszeichnen kann.
- Vergleich: Ein Vergleich ist ein Zeichen dafür, dass eine angesprochene Sache eine Ähnlichkeit zu einer anderen Sache besitzt. Der Vergleich wird durch das Signalwort "wie" verdeutlicht, das die beiden Sachen miteinander verbindet.
- Allegorie: Die Allegorie ist der Versuch, die Eigenschaft einer Sache besonders hervorzuheben, indem etwas Gesagtes mit einer anscheinend typischen Sache aus einem anderen Feld verbunden wird. Die Allegorie hat kein Signalwort, was es erschwert, sie zu verstehen und einen interpretativen Raum offen lässt. Die Allegorie lässt sich häufig als ein Vergleich ohne Signalwort verstehen: Der Hund ist [wie] eine Maus!
- Weil-Konstruktion (Begründung): Die Weil-Konstruktion ist ein Muster, das den Zusammenhang zwischen zwei Aussagen behauptet. Die Aussagen werden durch das Signalwort "weil" miteinander verknüpft. Diese Verknüpfung führt dazu, dass eine Sache auf eine andere Sache zurückgeführt werden kann, die vielleicht eine größere Ähnlichkeit aufweist und damit eine Annäherung an allgemeinere Werte schafft. Sobald die Rückführung akzeptiert wurde, gilt die Weil-Konstruktion als Begründung. Die Begründung hat eine starke Verbindung zu Motivationen, Intentionen und Warum-Fragen
- Frage: Die Frage beschreibt ein Muster, das vordergründig einen Gedankenprozess anregen soll. Die Frage vermittelt über Stellungssignale (Verb am Anfang eines Satzes) oder Fragewörter eine vom Sprecher gewünschte Auflösung einer fehlende Information. Ein durch Fragen vermittelter Erkenntnisprozess nennt sich sokratische Methode. Bei dieser sollen die Fragen dazu führen, eigene Grenzen und Definitionsprobleme eher erkennen zu können, da die Frage als Ansatzpunkt einer bestimmten Untersuchung gilt.
Wie häufig diese Mittel der Anschaulichkeit verwendet werden, muss ich für mich noch näher bestimmen. Eine interessante rhetorische Übung besteht darin, die Signalwörter der Mittel zu benutzen und dann jedoch das Mittel selbst nicht zu benutzen. Möglicherweise ist das sogar unmöglich.
Festigkeit als hohe Überlebenswahrscheinlichkeit von Überzeugungen
Festigkeit bezeichnet in Bezug auf Wahrnehmungen die Vorstellung, dass Überzeugungen aus bestimmten Gründen stärker im Körper verankert sind oder insgesamt weniger vergessen werden. Gleichzeitig kann sich Festigkeit aber ebenfalls auf Informationen beziehen, die sich generell wenig verändern. Konzepte besitzen dementsprechend eine hohe Festigkeit, wenn sie 1. von vielen Menschen über einen langen Zeitraum verwendet werden oder 2. wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen über einen langen Zeitraum nicht verändern. Ich möchte mich vor allem auf die erste Verwendung beziehen.
Festigkeit ist in diesem Zusammenhang als Beschreibungskriterium sehr ungenau, da es nur darauf hinweist, dass etwas sehr verbreitet ist und sich aus irgendwelchen Gründen halten kann. Für mich ist das Konzept aber dennoch wichtig, weil es ein Hinweis auf mögliche Forschungsaspekte sein kann. Wenn Überzeugungen sehr fest in uns verankert sind (wie zum Beispiel die Unterscheidung von Gut und Böse), dann ergeben sich daraus Fragen, wie sich das auf unsere Gesellschaft und unser Handeln auswirkt. Feste Konzepte sind möglicherweise Konzepte mit einem großen Einfluss und sollten deshalb untersucht werden.
Ein möglicher Grund für die hohe Festigkeit einer Überzeugung ist das Konzept einer Wahrnehmungsfalle.3 Diese beschreibt, dass ein Individuum durch eine prägende Erfahrung in der Vergangenheit, bei neuen Erfahrungen ähnliche Einschätzungen trifft und ähnliche Gefühle erlebt.
Die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Überzeugung liefert möglicherweise keine Hinweise darauf, ob ein Konzept für die Gesellschaft relevant ist, da es auch sein kann, dass es evolutionär mitgetragen wird, weil es mehr Energie kosten würde, es wieder zu verlernen. Dabei könnte es sein, dass das Konzept zwar bekannt ist, aber bereits von anderen Konzepten abgelöst wurde.
Ähnlichkeit als Bewertungskriterium
Ähnlichkeit (in Bezug auf Gleichheit und Unterschiedlichkeit) ist ein abstraktes subjektives Bewertungskriterium bei der Berurteilung der Welt. Wie sich Ähnlichkeit ausprägt, ist von den verglichenen Eigenschaften abhängig und auch von Individuum zu Individuum verschieden. Grundsätzlich hat es aber etwas mit identischen Wahrnehmungen zu tun, die dementsprechend auf dieselbe Weise kategorisiert werden. Für mich ist Ähnlichkeit das wichtigste Bewertungskriterium, denn ohne die Beurteilung der Ähnlichkeit wäre es schwierig, überhaupt etwas unterscheiden zu können, da uns kein abstraktes Kriterium zur Verfügung stünde, um zu klären, ob etwas von etwas anderem abweicht.
Dies erscheint mir besonders wichtig in Bezug auf unsere Individualität und die Ausprägung unseres Mitgefühls, denn je größer die Ähnlichkeit einer Sache mit uns selbst ist, desto eher scheinen wir auch etwas für diese Sache zu empfinden. Ein Beispiel ist die Frage danach, warum wir tendenziell eher etwas für unsere eigene Familie oder die Menschen in unserer Umgebung empfinden?
Abstrakte Kriterien können nicht direkt überprüft werden, sondern sind nur ein verbindendes, kategorisierendes Konzept. Das bedeutet, dass Ähnlichkeit auch Unterschiedlichkeit heißen könnte, da es vor allem um den Vergleichsprozess als solchen geht, der durch das Kriterium lediglich repräsentiert wird.
Distanzismus als beitragender Grund für gesellschaftliche Diskriminierung
Distanzismus beschreibt für mich das Konzept, dass Menschen weiter entfernt stattfindende Ereignisse weniger emotional aufnehmen. Wenn jemand auf der anderen Seite der Welt stirbt, dann hat es in bestimmten Situationen weniger Einfluss, als würde jemand aus dem direkten Umfeld sterben.
Für mich ergibt sich ein Distanzismus aus (1.) der fehlenden Direktheit der Erfahrung und (2.) einer fehlenden wahrgenommenen Ähnlichkeit zu Betroffenen.
Das Konzept wird unter anderem auch kurz von Nicholas Fearn in Bezug auf seine moralischen Untersuchungen von Peter Singers Utilitarismus besprochen4. Dabei macht er deutlich, dass es rational keinen Unterschied machen sollte, wie weit jemand von einer moralischen Entscheidung entfernt ist. Dass dies trotzdem tendenziell passiert, ist für mich ein wichtiger Untersuchungsgegenstand für moralische Entscheidungen.
Je nach Betrachtung könnte man auch davon ausgehen, dass auch das Gegenteil auftritt. Man empfindet mehr für Menschen, die weiter weg sind, da man sie bisher noch nicht besser kennengelernt hat. In diesem Fall besteht dann aber die wissenschaftliche Frage, ob diese Effekte wirklich existieren oder ob sie lediglich persönliche Erfahrungen darstellen.
Angst vor Veränderungen
Veränderungen können dazu beitragen, dass sich die Beurteilung der Ähnlichkeit zu einer Sache anpasst. Das könnte zum Beispiel dazu führen, dass eine angenehme Situation dadurch gestört wird, dass neue Faktoren mitbedacht werden müssen, was wiederum zu einem erhöhten Stresserlebnis führt.
Als Reaktion auf diese Möglichkeit entwickelt sich eine Abneigung gegenüber neuen Situationen und Veränderungen. Dies könnte die Grundlage für Erklärungen zum Konservatismus oder zu Ausgrenzungen sein.
Weiterführende Literatur zur Ähnlichkeit
Zusammenhang zwischen Entwicklungen und Glück, um zu verstehen, was uns glücklick macht
In der Reflexion über meine Erfahrungen ist mir aufgefallen, dass ich mich besonders in den Momenten glücklich fühle, in denen ich einen Fortschritt beobachten oder sogar beeinflussen kann. Dieser Fortschritt kann als die Wahrnehmung von etwas Neuem (bewusste Auseinandersetzung mit spannenden Erfahrungen), vordergründig aber als die Aktualisierung einer Entwicklung betrachtet werden. Um sich glücklich zu fühlen, scheint es demnach erfolgsversprechend zu sein, sich den Sachen zu widmen, die eine Entwicklung ermöglichen.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Verbindungen sehe ich zu Gebieten wie der Motivation, die möglicherweise aus der Perspektive des Interesses an der Entwicklung beschrieben werden kann. Intrinsische Motivation, das Wohlgefühl, etwas einfach zu tun, wäre damit vor allem der Versuch, eine Entwicklung an sich selbst zu verfolgen, was durch die Nähe der Entwicklung besonders einfach erfolgen kann. Es ist demnach motivierend, eine eigene Fähigkeit zu erleben, die als Ergebnis einer Entwicklung betrachtet werden kann (im Gegensatz dazu stehen beeindruckende Fähigkeiten wie zum Beispiel die Feinmotorik menschlicher Bewegungen, die allerdings gemeinhin als etwas Alltägliches erlebt werden und demnach nicht dieselbe Motivation auslösen).
Eine mögliche Definition von Entwicklung wäre: Das Neue mit dem Alten verbinden, ohne dass das Neue mit dem Alten identisch ist. Dabei kann das Alte sehr ähnlich mit dem Neuen sein. Zum Beispiel könnte sich am selben Ort aus einem unbepflanzten Fleck Erde ein Gemüsegarten entwickeln. Ich bin mir dabei jedoch nicht sicher, ob das Erleben der Zeit eine Grundlage oder eine Folge einer Entwicklung darstellt. Ich tendiere zurzeit zu der Vorstellung, dass es eine Folge ist.
Gewichtung und Feingefühl als Mittel, um über Gruppen sprechen zu können
Um über Gruppen von Menschen sprechen zu können, ist es notwendig, Durchschnittswerte zu berücksichtigen, da diese bestimmen, inwiefern ein bestimmtes Thema Einfluss ausübt. Würde man das nicht tun, dann wäre jedes Anliegen gleich relevant und müsste gleich behandelt werden. Diesen Aspekt würde ich als Gewichtung bezeichnen.
Ein Problem mit dem Bild des Wiegens besteht allerdings darin, dass eine Sache eine größere Priorität erhält als andere Sachen, obwohl auf einer individuellen Ebene ein stärkeres Gefühl für andere Sachen bestehen könnte. Da es durch diese Grenzziehung von individueller und gesellschaftlicher Ebene zu Gefühlsunterschieden kommt, die ein Individuum stärker betreffen können als andere Individuen, ist es sinnvoll eine Gewichtung vordergründig als Feingefühl gegenüber den Belangen einer durchschnittlichen Perspektive zu betrachten.
Anstatt also davon auszugehen, dass sich jede Frau mit Feminismus auskennen muss, sollte man lediglich ein Feingefühl dafür besitzen, dass über feministische Themen im Durchschnitt eher von Frauen nachgedacht wird.
Kompetenzen sind nicht einfach abgrenzbar und auswählbar
Kompetenzen sind nach Weinert "die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können".5
Ich denke, dass Kompetenzen ein gutes Konzept sind, um die Wahrscheinlichkeit einer Annäherung an eine Problemlösung beschreiben zu können. Ich halte es jedoch für problematisch, Kompetenzen als binäre Beurteilung über die Fähigkeit, ein Problem zu lösen, zu betrachten, denn dies vernachlässigt, dass Probleme selten identisch sind und das Können einer Person je nach Kontext schwankt (zum Beispiel, weil die Person nicht gut geschlafen hat).
Wenn also mit Kompetenz gemeint ist, dass eine Handlung in 8 von 10 Fällen ein Problem löst, dann denke ich, dass dies eine sinnvolle Beschreibung für eine Kompetenz ist. Häufig besteht aber Unklarheit darüber, welches Problem überhaupt gelöst werden soll, wie überprüft werden kann, ob das Problem gelöst wurde und ob eine Handlung überhaupt dazu beigetragen hat, das Problem zu lösen.
Diese Fragestellungen sind sehr schwierig und führen dazu, dass eine Kompetenz mehr beinhaltet, als eine Prüfung feststellen kann. Wenn ich zum Beispiel an einer Prüfung scheitere, dann kann dies daran legen, dass ich das Problem nicht verstanden habe und deshalb eine andere Kompetenz gezeigt habe, dass ich in die 2 von 10 Fälle hineingerutscht bin, in denen ich das Problem nicht lösen konnte, dass ich davon ausgehe, dass ein Problem gelöst wurde, aber die prüfende Person nicht oder dass ich davon ausgehe, dass ein Problem unlösbar ist. In allen Fällen könnte ich die Kompetenz besitzen, die überprüft werden sollte, aber die Prüfung selbst war nicht dafür geeignet, die Kompetenz zu überprüfen.
Teilweise lassen sich Kompetenzen und Fähigkeiten nicht überprüfen, weil das beschriebene Problem insgesamt unmöglich ist, zu überprüfen. Wann findet man zum Beispiel heraus, dass man schöne Gedichte schreiben kann? In vielen Fällen sind Überprüfungen von menschlichen Fähigkeiten deshalb überflüssig, weil sie nicht dazu beitragen, Sicherheit zu gewährleisten. Dies trifft nicht auf Computer oder Infrastruktur zu, da diese zumindest zum Teil zuverlässigen Abhängigkeiten folgen. Grundsätzlich bedeutet das, dass ich zum Beispiel irgendwann nur noch von Maschinen operiert werden möchte, weil ich einem Chirurgen nicht vertraue. Dennoch akzeptiere ich die aktuellen Risiken, weil es keine Alternative gibt.
Erkenntnistheorie
Die Erkenntnistheorie setzt sich mit der Frage auseinander, wie man feststellen kann, dass man sich sicher sein kann, dass etwas, von dem man denkt, dass man es weiß, korrekt ist. Gibt es irgendetwas, das ich tun kann, um meine Chancen zu erhöhen, dass ich mit meinen Beurteilungen richtig liege und meine Entscheidungen zu Folgen führen, die ich mir wünsche?
Gesunder Menschenverstand
Die Phrase vom gesunden Menschenverstand beziehungsweise ihr englisches Äquivalent common sense beschreiben ein Korrektiv zur Beschreibung wahrnehmungsorientierter Philosophie. Wenn einige Philosophen wie Platon davon ausgehen, dass eine Ideenwelt notwendig ist, um zu erklären, wie Konzepte entstehen, versucht der Menschenverstand die eigene Erfahrung in den Vordergrund zu setzen. Diese Überzeugungen wurden unter anderem von Thomas Reid weiter ausgearbeitet.
Erfahrungs- und Geschichtswissen
Gadamer unterscheidet in Bezug auf Tetens, D'Alembert, Cicero und Bacon die historische Erkenntnis von der theoretischen Vernunft, die ein selbstständiges Ergründen in den Vordergrund setzt. (Gadamer, S. 28f) Die historische Erkenntnis basiert auf den Wahrheitsbekundungen in Form von historisch erlebten Erfahrungen, die im Gegensatz zum wissenschaftlichen Experiment stärker an die menschlichen Leidenschaften und Gefühle gekoppelt ist und damit eine andere Qualität des Wissens aufweist.
Im Gegensatz zu Gadamet halte ich nichts davon, Wissen in dieser Weise zu unterscheiden, um eine eigene Methodik der Geisteswissenschaft rechtfertigen zu können. Für mich ist die historische Erkenntnis nur eine weitere Form der empirischen Erkenntnis. Empirische Erkenntnis ist ebenfalls niemals vollständig ohne moralisches Verständnis.
Ethik
Die Ethik beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen zu Handlungen und Entscheidungen. In den nachfolgenden Abschnitten bespreche ich vordergründig eigene Schlussfolgerungen, wobei allgemeinere Positionsmöglichkeiten und Metaethik eher auf der dafür angelegten eigenständigen Ethik-Seite besprochen werden.
Verletzlichkeit
Für mich ist die wichtigste Erkenntnis, die ich in Bezug auf mein eigenes Handeln und in Bezug auf meine Entscheidungen bisher gemacht habe, dass jeder Mensch verletzlich ist. Verletzlichkeit meint hier die Gegebenheit, dass wir alle etwas besitzen, das uns wichtig ist und das wir beschützen möchten. Was uns also als Menschen zusammenbringt, ist der Versuch, unsere Verletzlichkeit zu verbergen, um uns gegenüber anderen nicht angreifbar zu machen. Was ich jedoch in meinem Leben und meinen Arbeiten versuche, ist diese unsere Verletzlichkeit vorzuführen, deutlich zu machen, dass wir verletzlich bleiben, selbst wenn wir es verbergen wollen.
Für mich selbst bedeutet das, dass ich akzeptiere, dass man nicht alles kontrollieren kann, dass die Menschen einen nicht ernstnehmen, dass man Chancen ablehnt, um sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist: die Dinge, die einen wirklich glücklich machen, dass ich mir immer wieder bewusst mache, was mich glücklich macht, anstatt mich darüber aufzuregen, was nicht funktioniert. Ich liebe es dazuzulernen. Ich mag es jedoch nicht, wenn Menschen denken, dass sie mich wie ein Kind behandeln können.
Selbstschutz ist nützlich, aber auch hinderlich
Die Kommunikation zwischen Individuen und innerhalb eines Indiviiduums mit sich selbst ist sehr stark von Aussagen durchsetzt, die die jeweilige Person vor einer schlechten Repräsentation schützen sollen. Je mehr man also etwas externalisiert, desto weniger lebt man im Widerspruch zu den eigenen Handlungen und desto besser geht es einem.
Je mehr man also über sich selbst sagt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas sagt, dass einen selbst schützen soll. Ein wesentlicher Teil dieses Problems ist das Konzept des sozialen Tausches. Ich erzähle etwas Peinliches und baue über das Verständnis vom Spiegeln menschlicher Gefühle ein Fenster für das Gegenüber auf, selbst etwas Peinliches zu erzählen. Wir geben uns die Chance, uns gegenseitig von negativen Gedanken zu befreien und uns vielleicht sogar positiv darzustellen und fühlen uns daraufhin besser.
Ich denke, dass dies vor allem dann ein Problem ist, wenn die eigene Darstellung nicht mit der Realität übereinstimmt. Ob jedoch etwas mit der Realität übereinstimmt, ist teilweise unmöglich zu bestimmen. Das Ziel besteht darin, korrekte Beurteilungen über sich selbst zu treffen und andere über die eigenen Urteile zu informieren, um darüber die Möglichkeit zur Überprüfung der Urteile zu geben. Je mehr richtige Beurteilungen, desto besser die eigene Selbsteinschätzung.
Unterscheidung von Privatleben und Öffentlichkeit
Ich gehe davon aus, dass sich Menschen häufig unmoralisch gegenüber der eigenen Gemeinschaft verhalten, weil sie ihr eigenes Leben im Vergleich zu dieser bevorzugen und demnach Entscheidungen treffen, die vordergründig einen positiven Ausgang für sie selbst besitzen. (Quelle)
Dies lässt sich in einer freiheitlich ausgerichteten Gesellschaft nicht grundsätzlich vermeiden, da die Integrität des eigenen Körpers und die körperliche Unversehrtheit zu den wichtigsten Werten zählen (man kann Menschen unter diesen Voraussetzungen nicht dazu zwingen, sich gemeinschaftlich zu verhalten, da ihr Körper ihnen tendenziell wichtiger als die Ziele anderer Menschen ist).
Dennoch lässt sich ein vollständig egoistisches Verhalten durch soziale Regeln zumindest einschränken, denn ich gehe davon aus, dass diese dabei helfen, ein gemeinschaftsorientiertes Verhalten in unserem Alltag zu einer Gewohnheit zu machen und dadurch ein besseres Leben für alle zu ermöglichen.
Entgegen dieser Vorstellung halte ich es auf psychologischer Ebene jedoch für notwendig, dass allen Menschen ein Raum zur Verfügung gestellt wird, in dem sie sich ausleben können, solange dies nicht dazu führt, dass sie andere Menschen in ihren Wünschen einschränken oder sie verletzen. (Quelle)
Eine mögliche Lösung für dieses Problem besteht darin, Privates von Öffentlichem zu trennen. Das Privatleben wird dann zu einem Ort, an dem Verhaltensweisen ausgelebt werden können, über die man sich selbst nicht sicher ist, die man untersuchen möchte oder die in der Gesellschaft nicht normalisiert sind. Beispiele dafür sind teilweise immer noch Homosexualität, Geschlechtssuche und sexuelle Vorlieben; aber auch das Ausleben von bestimmten Gefühlen zur Entspannung oder Unterhaltung. Um sich vor Verhaltensweisen zu schützen, die die eigene Würde und das eigene Selbstbild angreifen (gerade wenn man vielleicht auch noch nicht bereit dafür ist), ist es meiner Ansicht nach sinnvoll, nicht alles von sich selbst zu veröffentlichen und dementsprechend ein Privatleben führen zu können.
Für mich selbst folgere ich grundsätzlich daraus, dass ein öffentliches Leben vor allem dadurch gekennzeichnet sein sollte, sich entweder gesellschaftlich so zu verhalten, dass niemand anderes durch das eigene Auftreten und Handeln (oder Nichthandeln) verletzt wird oder aber dass man gewillt ist, für seine eigenen Überzeugungen einzustehen und für Veränderungen einzutreten. Beides halte ich für begründbar richtige Haltungen, wobei immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen bestehen sollte.
Für mich bedeutet das konkret, dass ich in meiner öffentlichen Präsenz vor allem danach strebe, die Seiten an mir zu zeigen, die ich diskutieren möchte und von denen ich ausgehe, dass sie anderen helfen können.
Öffentlichkeit ist demnach ein Ausgleich zwischen Transparenz und Datensparsamkeit sowie dem Aushalten von Meinungsvielfalt und dem Recht auf Unbehelligtsein. Offene Fragen sind für mich, wie ich genau in jedem Moment festlegen soll, wann etwas öffentlich oder privat für mich ist, wie ich das anderen mitteilen kann, ohne dadurch gleichzeitig etwas zu veröffentlichen und was damit einhergehend der gesellschaftliche Wert von Klatsch ist.
Gefühle zwischen Repression und Unterdrückung
Im Zusammenleben mit anderen Menschen scheint es wichtig zu sein, seine Gefühle kontrollieren zu können, damit andere nicht davon belastet werden. "Gefühle zu kontrollieren" ist dabei ein Ausdruck für das Annehmen und Verarbeiten von Gefühlen.
Auf meiner Seite zur Erziehung spreche ich von Koregulierung zwischen den Individuen: Die Koregulierung der Gefühle durch Erwachsene mit den Kindern zusammen sichert ab, dass die Kinder ihre negativen Gefühle als etwas Überwindbares und ihre positiven Gefühle als etwas Erreichbares begreifen.
Dennoch weise ich ebenfalls darauf hin, dass das nicht bedeutet, dass Gefühle immer kontrolliert werden sollten. Das Zeigen von Gefühlen kann sowohl ein Bestandteil der Verarbeitung sein, aber es kann auch ein Bestandteil des Aufzeigens von Folgen sein. Indem ich zeige, wie ich mich fühle, kann ich anderen deutlich machen, dass mich Ereignisse sehr beschäftigen und dabei die Gedanken der anderen Menschen zur Reflexion anregen.
Diese beiden Sichtweisen schließen sich nicht aus, sondern befinden sich für jeden Menschen für jede Situation auf einem Angemessenheitsspektrum. Wann ist es angemessen, wütend zu sein? Wann ist es angemessen, seine Gefühle anzunehmen, aber an anderer Stelle zu verarbeiten?
Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, sollte man im Hinterkopf behalten, dass es in Beziehungen sowohl eine Verantwortlichkeitszuschreibung für schlechte Gefühle gibt, als eben auch ein individuelles und gesellschaftliches Angemessenheitsspektrum für die Darstellung von Gefühlen.
Ich gehe davon aus, dass es in vielen Situationen besser ist, seine Gefühle nach außen zu tragen, weil es dabei hilft, sich schneller von dem Handeln und den Problemen anderer Menschen zu befreien. Dennoch kann ich nicht ausschließen, dass dies zu mehr Unterdrückung führt, weil ich andere Menschen bewusst dazu zwinge, sich eher mit etwas auseinanderzusetzen, das möglicherweise nur mich selbst stört.
Lügen sollten minimiert werden
Gemeinschaften müssen Lügner bestrafen, ansonsten besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie sich selbst zerstören, weil Menschen kein Vertrauen mehr in andere Menschen haben können, denn diese profitieren davon, zu ihrem eigenen Wohl nicht die Wahrheit zu sagen oder sie zu verschweigen. Ein Problem besteht allerdings darin, dass es ab einer gewissen Verallgemeinerung der Konzepte schwierig wird, Lügen von möglichen Interpretationen zu unterscheiden.
Wenn ich zum Beispiel sage, dass ich eine Person attraktiv finde, kann niemand diese Aussage überprüfen. Es gibt Annäherungen, indem man versuchen könnte, mein Verhalten gegenüber der anderen Person zu überprüfen. Da aber niemand genau versteht, was Anziehung für mich auszeichnet, vielleicht nicht einmal ich selbst, erscheint es sehr schwierig, zu überprüfen, ob ich lüge oder nicht.
Dies führt dazu, dass offensichtliche Lügen klar minimiert werden können, während dies bei subtilen Lügen wie meiner Aussage über die Attraktivität einer anderen Person vielleicht niemals der Fall sein wird. Dennoch gehe ich davon aus, dass Lügen in ihrer Anzahl minimiert werden sollten, indem der Versuch unternommen wird, herauszufinden, warum man etwas tut, um dann zu verhindern, dass man sich selbst belügt und etwas tut, was man eigentlich nicht möchte. Aus diesem Grund beschreibe ich in meiner Herangehensweise an ein besseres Leben auch, dass man seine Handlungen auf weniger schlechte Gefühle zurückführen soll, um sie damit für sich selbst zu rechtfertigen.
Weniger zu lügen, verbessert demnach auf längere Sicht das eigene Leben. Dennoch gibt es Gefühle und Gedanken, die einen lähmen können, wenn sie in ihrer Wahrheit sofort erfasst werden.
Aus diesem Grund halte ich es im Sinne der eigenen Gesundheit für angebracht, Situationen herbeizuführen, in denen man sich selbst vor negativen Gedanken beschützt, bis man dazu in der Lage ist, diese angemessen zu verarbeiten. Wann das der Fall ist, kann von Person zu Person variieren. Das bedeutet aber, dass Lügen eine angemessene Reaktion sein können, wenn diese die eigene Gesundheit erhalten.
Lügen können dann zum Beispiel auch die Form von geschützten Umgebungen annehmen, in denen man mit etwas nicht konfrontiert wird (zum Beispiel das eigene Zuhause). Diese Räume sollten jedoch nicht von der Öffentlichkeit aufrechterhalten werden müssen, da grundsätzlich immer noch gilt, dass eine Gemeinschaft Lügner bestrafen muss, damit für sie eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, weiter zu bestehen.
Künstliche Intelligenz ernstnehmen
Was ist künstliche Intelligenz.
Logik
Probalistische Argumentationen
Die Auseinandersetzung mit Argumenten kann zu dem Eindruck führen, dass Aussagen uneingeschränkt wahr wirken können, weil sie als behauptende Aussagesätze ohne Klärung der Zuversicht formuliert werden. Zum Beispiel kann eine Aussage folgenden Inhalt haben: "Der Mensch ist ein soziales Tier." Es handelt sich dabei um eine Aussage, die so klingt, als sei sie offensichtlich wahr, weil der Satz selbst es so wirken lässt.
Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, bevorzuge ich Argumentationen, die ihre Wahrscheinlichkeitsbestimmungen mit in die Formulierung einbeziehen, um darüber zu erklären, wo Unsicherheiten bestehen und wie diese möglicherweise beseitigt werden können. Zum Beispiel: "Ich bin sehr davon überzeugt, dass der Mensch ein soziales Tier ist, da Menschen eine Erfahrung wie Einsamkeit machen können."
Weiterführende Literatur zu probalistischen Argumentationen
- 2020-01-27 - DEBATE: The Argument for God From Reason • Cosmic Skeptic vs Max Baker-Hytch [en]: Max Baker-Hytch beschreibt das Konzept in dieser Auseinandersetzung sehr übersichtlich innerhalb von einer Minute.
Religion
Werkzeuge
Antagonistische Analyse
Die antagonistische Analyse ist eine Methode, bei der es darum geht, die Arbeit und die Konzepte einer anderen Person über ihre Schwächen zu verstehen. Dies soll dazu beitragen, dass Überzeugungen vor allem daran bemessen werden, was sie nicht erklären können und wo sie zusammenbrechen. Auf dieser Grundlage setzt man sich mit den generelleren Fragen dahinter auseinander und erhebt eine wissenschaftliche Arbeit nicht ohne Kritik zu einem Standard.
Eine antagonistische Analyse möchte eine Arbeit jedoch nicht kritisieren, um allein ihre Schwächen oder eine mögliche Unbrauchbarkeit aufzuzeigen, sondern vor allem um sie zu verstehen. Jede antagonistsche Analyse nimmt die getroffenen Aussagen ernst und versucht, ihre Bedeutsamkeit deutlich hervorzuheben. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Darstellung geht es bei der antagonistischen Analyse allerdings darum, vor allem die nicht erreichten oder unvollständigen Leistungen hervorzuheben. Dies soll zu eigenen philosophischen Weiterentwicklungen anregen, anstatt eine Interpretation der Welt durch eine bestimmte philosophische Perspektive zu bevorzugen.
Jede philosophische Überlegung sollte ihre eigenen Aussagen stets einer antagonistischen Analyse unterziehen, um darüber deutlich zu machen, dass es nicht um die Anerkennung dieser konkreten Überzeugung, sondern um die Suche nach der bestmöglichen Annäherung an die Wahrheit geht. Sie sollte sich deshalb fragen: Was wollte ich eigentlich erklären, was konnte ich mit meiner Erklärung nicht erreichen und wo bricht meine Erklärung zusammen?
Fehlt eine antagonistische Analyse der eigenen philosophischen Aussagen sollte sich stets gefragt werden, ob man damit manipuliert werden soll, von etwas überzeugt zu werden.
Moderne Gedankenexperimente
Ein Gedankenexperiment beschreibt ein fiktionales Szenario, an dem ein philosophischer Gedankengang deutlich werden soll. Durch die Kürze der Texte sollen die Leser dazu angeregt werden, sich die Situation selbst vorzustellen und dadurch zu eigenen Erkenntnissen zu gelangen. Häufig nutzen Gedankenexperimente starke Kontraste, um durch die Gegenüberstellung eine stärkere innere Spannung zwischen rationaler und emotionaler Reaktion zu erzeugen. Die folgenden Gedankenexperimente habe ich ausformuliert, um ein besseres Verständnis für die dahinterliegenden Fragen zu entwickeln.
Auslöschungsknopf
Es gibt einen Raum, in dessen Inneren alles weiß ist. In der Mitte des Raumes steht auf einem kleinen weißen Tisch ein Knopf. Wenn man auf diesen Knopf drückt, dann hört man sofort auf, zu existieren. Der Knopf wirkt allerdings nur bei denjenigen, die den Knopf im Bewusstsein der Folgen und mit der Intention drücken, die eigene Existenz zu beenden. Er wirkt darüber hinaus augenblicklich, sodass man nach dem Drücken des Knopfes nichts mehr wahrnimmt. Man verspürt keinen Schmerz oder irgendein anderes Gefühl. Die Wahrnehmung ist einfach vorbei. Wenn man bedenkt, wie viel Leid auf der Welt existiert, sollte ein Raum mit einem solchen Knopf grundsätzlich angeboten werden?
Frage: Welche Bedingungen sind dafür verantwortlich, dass wir uns in schlechten Situationen nicht töten? Ist eine Selbsttötung jemals gerechtfertigt?
Eine Welt ohne Liebe
Es gibt eine Welt, in der alle Gefühle genauso wirken wie in unserer Welt. Doch in dieser Welt gibt es das Wort Liebe nicht. Die Menschen empfinden natürlich immer noch etwas füreinander und können glücklich zusammen leben. Ihnen fehlt lediglich der Ausdruck dafür, der es ihnen gestattet, über diese Gefühle als historisch wandelnde Überzeugung zu sprechen. Wenn zum Beispiel jemand mit einer anderen Person zusammen ist, dann würde die Person nicht von Liebe, sondern von Zuneigung, Freundschaft, Lust oder Nähe sprechen. Wenn man eine solche Situation bedenkt, würde dieser Welt irgendetwas fehlen?
Frage: Verkompliziert die Vielfalt verschiedener Erklärungsansätze (inklusive der damit zusammengehörigen Wörter) unser Verständnis von Wirklichkeit?
Spinnengesellschaft
Die Gesellschaft ist aufgeteilt in Menschen und menschengroße, aber mit ähnlicher Stärke ausgestattete, rational denkende, individualistische Spinnen, die mit den Menschen friedlich zusammenleben. Manchmal ist es so, dass die Spinnen Netze bauen, in denen sich Menschen verfangen, aber die Spinnen bleiben größtenteils freudlich und befreien die Menschen immer sofort daraus. Auch leben die Menschen eher in Häusern und die Spinnen bevorzugen tiefergelegene, feuchte Nester, in denen sie dicht an dicht ihre Eier in gefangene Tiere ablegen, aus denen wiederum tausende kleine Spinnen schlüpfen. Die Spinnenkultur kann von den meisten Menschen nicht wirklich wertgeschätzt werden, da Nahrung, Schönheit und Freiheit unterschiedlich verstanden werden. Viele Menschen und Spinnen wünschen sich eine Trennung der Gebiete von Menschen und Spinnen, da ihr Alltag von den Unterschieden erdrückt wird. Die demokratisch aus Menschen und Spinnen gebildete Regierung lehnt solche Vorschläge jedoch ab, um zu verhindern, dass sich die beiden Gruppierungen zu weit voneinander entfernen und dadurch ein Krieg ausbricht.
Frage: Ist Heterogenität etwas Wünschenswertes? Ist Rassismus in irgendeiner Weise nachvollziehbar?
Anmerkungen
Literatur
- Fearn, Nicholas. 2012. Philosophy. URL: https://public.ebookcentral.proquest.com/choice/publicfullrecord.aspx?p=2004233. Accessed: 2020-06-11 14:28:57. [ref: F9XVCW44; #2]
- Quine, W. V.. 1951. Main Trends in Recent Philosophy: Two Dogmas of Empiricism. URL: https://www.jstor.org/stable/2181906?origin=crossref. Accessed: 2021-10-10 09:22:04. [ref: L82JH34K; #1]
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