Manifest einer wissenschaftlichen Partei
Das Manifest einer wissenschaftlichen Partei hat das Ziel, Absichtserklärungen zu formulieren, auf die sich eine politische Partei beziehen kann, wenn sie daran interessiert ist, wissenschaftlichen Prinzipien zu folgen. Darüber hinaus stellt das Manifest soziale Forderungen auf, um ein Miteinander zu gestalten, bei dem die Grundbedürfnisse aller Menschen sichergestellt sind, da eine Wissenschaft ohne Verantwortung nichts wert ist.
1. Glück muss erreicht und aufrechterhalten werden
Glück ist ein angenehmer Zustand, der von den Wünschen eines Individuums abhängig ist. Vielleicht kann man auch von einem Zustand der Zufriedenheit sprechen, der einen vielseitigen, tiefergehenden und eher dauerhaften Genuss in sich enthält, der sich durch die Erfüllung von Wünschen ergibt. Mehrere erfüllte Wünsche führen zu mehreren angenehmen Zuständen. Der Begriff der Freude beschreibt das Bewusstsein über das eigene Glück. Glück oder Freude lassen sich in diesem Zusammenhang von Lust dadurch abgrenzen, dass Lust meist nur kurzzeitig wirkt und vordergründig auf körperliche Genüsse ausgerichtet ist.
Wenn ein Individuum glücklich ist, dann befindet es sich genau in dem Zustand, den es sich gewünscht hat und der ihm gefällt. Mit dem Eintreten in diesen Zustand erfüllt sich der von dem Individuum geäußerte Wunsch (in der Form eines Ziels) und löst sich auf. Wenn sich ein Individuum jedoch in einem Zustand befindet, den es sich zwar gewünscht hat, der ihm jedoch nicht gefällt oder nicht mehr gefällt, dann ist es weniger glücklich, verliert damit sein Glücksgefühl für diesen Wunsch und passt daraufhin seine Wünsche an, um ein neues Glück anzuvisieren.
Die Wünsche aller denkenden Individuen müssen erfüllt werden, da ansonsten immer die Gefahr besteht, dass das eigene Glück eingeschränkt oder gemindert wird, weil die Interessen anderer Individuen nicht ausreichend genug berücksichtigt wurden. Dies darf nicht dazu führen, dass die Wünsche eines Individuums über den Wünschen anderer Individuen stehen.
Solange man mit anderen zusammenlebt, die auf das eigene Leben in irgendeiner Weise Einfluss ausüben können, muss dieser Grundsatz bedacht werden. Wenn er nicht bedacht wird, führt das zu schwierigen Auseinandersetzungen, da die permanente Unterdrückung und Abwehr anderer Interessen sehr anstrengend ist. Da man aber nie wissen kann, ob ein anderes denkendes Individuum einen Einfluss ausüben kann oder nicht, sollte man grundsätzlich davon ausgehen, dass es diese Möglichkeit besitzt und man dessen Wünsche immer mitbedenken muss.
Diese Annahmen gehen davon aus, dass die Umwelt direkt mit dem Glück verbunden ist, weil man selbst ebenfalls einen Anteil an der Umwelt besitzt: Lebt man zum Beispiel in einer Großstadt, dann profitiert man womöglich von einer ausgebauten Infrastruktur. Lebt man nicht in einer Großstadt, kann man nicht davon profitieren.
Das Ziel ist die Verbesserung der Lebensumstände aller denkenden Individuen, weil diese Verbesserung gleichzeitig auch zu einem besseren Leben des Einzelnen führt. Diese Verbesserung besteht in einer Welt ohne Leid, einer Welt mit einem angenehmen Zusammenleben, einer Welt, in der die Grundbedürfnisse aller erfüllt werden können, ohne dass jemand dafür seinen Wert beweisen muss. Wie eine solche Welt erreicht werden kann, muss eine wissenschaftliche Partei herausfinden!
Eine bessere Welt wird allgemein erreicht, wenn die Probleme der Welt angegangen und gelöst werden. Die Probleme lassen sich wiederum lösen, indem man die Welt besser versteht, da man dadurch die Zusammenhänge sowie die Entstehung der Probleme begreifen und ihr Auftreten dadurch eher verhindern kann.
Aus diesem Grund besteht das Ziel einer wissenschaftlichen Partei in der Ausarbeitung politischer Lösungen, die dabei helfen sollen, jene Probleme anzugehen, die eine bessere Welt verhindern. Dabei kann es sich jedoch nur um einen Versuch handeln, weil das Dazulernen unter den bisherigen Bedingungen unabschließbar ist, da jede neue Information veränderte Gedanken zur Folge hat und sich daran ein neues Verständnis anschließt.
Eine wissenschaftliche Partei läd jeden dazu ein, sich an dieser Suche nach einem erweiterten Verständnis zur Lösung von Problemen zu beteiligen, um dadurch zu Überzeugungen zu gelangen, die eine bessere Welt möglich machen.
Eine “bessere Welt” sieht für jeden anders aus. Aufgrund ähnlicher Grundbedürfnisse (wie Nahrungsaufnahme, Sicherheit und soziale Beziehungen) kann davon ausgegangen werden, dass zunächst dieselben Ziele angestrebt werden. Wenn jedoch die Zeit kommen sollte, bei der man sich aufgrund seiner Individualität unterschiedliche Welten wünscht, ist ein Aushandlungsprozess auf politischer Ebene die beste Lösung.
Eine bessere Verständigung und das Prinzip der wohlwollenden Interpretation sind dabei sehr wichtig. Falls die eigenen Vorstellungen keinen Kompromiss erreichen, aber sie nach Gesprächen immer noch für erstrebenswert erachtet werden, sollten sie im Privaten verwirklicht werden, solange sie andere nicht übermäßig in ihrem Glück beeinflussen. Was dieses “übermäßig” ausmacht, muss eine Gesellschaft, in der nicht jeder völlig isoliert leben möchte, für sich selbst festlegen. Egal wie aber eine Gesellschaft das festlegt, sie sollte in ihren Überlegungen immer versuchen, das Glück eines jeden einzelnen Individuums zu berücksichtigen. Das Individuum hingegen sollte die Entscheidung einer solchen Gesellschaft respektieren, solange das keinen zu starken Eingriff in die eigene bisherige Lebensführung darstellt, um damit sein eigenes Glück sicherzustellen und keine weiteren Einschränkungen zu erfahren.
2. Die Politik muss konkrete Vorschläge für eine bessere Welt anbieten
Wissenschaft ist die Handlung, Fakten über die Welt zu sammeln. Fakten sind wahre Aussagen. Da Wahrheit allerdings nicht objektiv überprüft werden kann (aufgrund der eingeschränkten Wahrnehmung eines Menschen), ist ein Fakt lediglich die bestmögliche Annäherung an eine objektive Wahrheit (zum Beispiel durch eine mit Beweisen belegte umfangreiche Wahrheitssuche). Nach Wahrheit zu suchen, ist der Versuch, Informationen zu erlangen, die mit der Welt übereinstimmen.
Wenn nicht darüber nachgedacht wird, inwiefern ein Fakt dabei hilft, eine bessere Welt zu ermöglichen, besteht die Chance, dass sich dadurch die Lebensgrundlage aller Menschen verschlechtert und wir uns möglicherweise selbst vernichten. Eine Selbstvernichtung ist aber grundsätzlich abzulehnen, weil sie das weitere Leben und damit neue Erkenntnisse verunmöglicht. Deshalb lehnt eine wissenschaftliche Partei Wissenschaft ab, die nicht auf das Ziel zurückgeführt werden kann, das Leben auf der Welt zu verbessern.
Dabei ist der wissenschaftlichen Partei die Schwierigkeit dieser Einschätzung bewusst. Dennoch bietet eine wissenschaftliche Partei konkrete Vorschläge für die Gestaltung der Zukunft an, um über alle Institutionen einer Gesellschaft hinweg längerfristige Planungen zu ermöglichen. Die Vorschläge setzen auf den Werten der wissenschaftlichen Partei auf, von denen die konkreten Handlungen abgeleitet werden müssen.
Das Verständnis einer Sache verändert sich dabei ständig. Deshalb ist es wichtig, dass man sich ebenfalls bewusst macht, dass Entscheidungen, die eine Vielzahl von Menschen beeinflussen, immer aus mehreren Perspektiven besprochen und entsprechend erweitert werden müssen, sobald sich neue Erkenntnisse ergeben.
Um etwas dazulernen zu können, muss dabei als Erstes bemerkt werden, dass das bisherige Wissen nicht ausreicht, um es anwendbar zu machen oder es zu verstehen. Indem man die eigenen Verwirrungen bemerkt, kann man anschließend auf diese eingehen und sie hinterfragen. In Bezug auf den politischen Prozess führt das zu einer Aufdeckung von Problemen und Unklarheiten, die von einer wissenschaftlichen Partei anschließend angegangen werden müssen.
3. Politische Entscheidungen müssen nachverfolgbar an wissenschaftliche Erkenntnisse gebunden sein
Eine politische Entscheidung beeinflusst das Leben von Menschen und muss deshalb gute Gründe besitzen, um gerechtfertigt zu sein. Das beinhaltet, dass eine Entscheidung aus verschiedenen Perspektiven diskutiert werden und grundsätzlich auf einer wissenschaftlichen Basis aufsetzen muss.
Darüber hinaus muss die Entscheidung nachverfolgbar auf eine konkrete wissenschaftliche Erkenntnis zurückgeführt werden, damit bei einer widerlegten Grundlage auch die Entscheidung selbst ohne weitere Diskussionen zurückgenommen werden kann.
Dies schließt politische Experimente nicht aus, zwingt aber dazu, diese klar als Experimente ohne klar nachverfolgbare wissenschaftliche Erkenntnisse zu benennen. Politische Experimente sind wichtig, um Veränderungen anzustoßen, da die Bedingungen einer vergangenen Entscheidung nicht in identischer Weise auf die aktuelle Situation passen müssen. Dennoch sollten Experimente einen Sonderstatus genießen, der mit einer begrenzten Laufzeit und klaren Reflexionen einhergeht, um die Wirksamkeit für die Zukunft überprüfen zu können, ohne möglicherweise das Glück der Menschen zu sehr zu belasten.
Eine wissenschaftliche Partei lehnt Entscheidungen ab, die keine wissenschaftliche Grundlage besitzen und auch nicht als Experiment diskutiert wurden.
4. Die Vor- und Nachteile der wissenschaftlichen Methode müssen öffentlich vermittelt werden
Die wissenschaftliche Methode ist der Versuch, wissenschaftliches Arbeiten zu vereinheitlichen, um darüber verbindliche Handlungen abzuleiten, die als Wissenschaft gelten können. Dies ist notwendig, um Wissenschaft von Glauben abzugrenzen, kann aber dazu führen, dass Fakten aufgrund von methodischen Einwänden nicht anerkannt werden. Eine wissenschaftliche Partei tritt deshalb dafür ein, dass die wissenschaftliche Methode öffentlich diskutiert und vermittelt wird, um deutlich zu machen, welche Grenzen die Partei setzt, wenn es um die wissenschaftliche Basis ihrer Entscheidungen geht.
Die wissenschaftliche Methode darf kritisches Denken nicht einschränken, sondern muss es einordnen und für weitere Untersuchungen nutzen. Gestellte Fragen sind wichtig, müssen aber immer im gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden. Wann demnach eine Frage einen politischen Entscheidungsprozess aufhalten sollte, ist immer von einer Beurteilung abhängig, die nicht verallgemeinert werden kann. Ob es deshalb wichtig ist, erneut eine Grundsatzfrage einzubringen, muss im Einzelfall entschieden werden. Dennoch ist das Stellen der Frage selbst zu begrüßen.
5. Die Vergangenheit unterstützt beim Verständnis der Gegenwart und muss deshalb ausreichend dokumentiert werden
Eine der größten Errungenschaften der Wissenschaft besteht darin, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und auf diese Weise, der Wahrheit näher zu kommen. Das zwingt aber dazu, dass die Vergangenheit gut und umfangreich dokumentiert werden muss, damit ein Wissenschaftler schnell und effizient auf diesem Wissen aufbauen kann.
Eine wissenschaftliche Partei setzt sich dementsprechend dafür ein, dass die Vergangenheit und ihre Fehler gut dokumentiert werden, damit die gegenwärtige Politik für Entscheidungen schnell darauf zurückgreifen kann. Fehler dürfen nicht vertuscht werden, sondern müssen stolz vorangetragen werden, um eine bessere Welt zu ermöglichen. Eine wissenschaftliche Partei muss sich zu vergangenen Fehlern bekennen und konkrete Schritte aufzeigen, wie diese Fehler in Zukunft vermieden werden können.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft muss dazu verpflichtet sein, sich stets an die Vergangenheit zu erinnern, wenn es dabei hilft, eine bessere Gegenwart zu ermöglichen. Eine wissenschaftliche Partei macht dieses Wissen öffentlich und kostenlos zugänglich und unterstützt verschiedene wissenschaftliche Initiativen, um ein Wissensmonopol zu verhindern.