Deutschdidaktik
Die Deutschdidaktik beschäftigt sich mit der Frage danach, wie besonders die deutsche Sprache, aber genereller jede Sprache vermittelt werden kann.
Ziele: Was will man lehren und warum?
Eine Einführung über meine Vorstellungen zu didaktischen Zielsetzungen findet sich in der Philosophiedidaktik.
Nachfolgend liste ich deshalb nur die Lehrziele auf, die ich mit dieser Seite verfolge. Lernende und Interessierte ...
- kennen Probleme, Diskussionen und Autoren der Deutschdidaktik.
- nutzen dieses Wissen, um über die Frage nachzudenken, welche Funktionen eine Sprache besitzt und welche der Funktionen bevorzugt werden sollte.
- konstruieren eigene Unterrichtsvorstellungen auf der Basis der vorgestellten Inhalte.
Das erste Ziel soll dazu beitragen, sich über die verschiedenen Probleme beim Lehren und Lernen einer Sprache austauschen zu können. Gleichzeitig soll es eine Basis dafür bieten, überhaupt Ansatzpunkte zu finden, um über das eigene Lehren und Lernen reflektieren zu können.
Das zweite Ziel wurde gesetzt, um die Vielschichtigkeit eines Sprachunterrichts zu verdeutlichen und die Möglichkeit zu geben, darüber nachzudenken, welches Ziel für den eigenen Unterricht am wichtigsten ist.
Das dritte Ziel dient dazu, Unterrichtsplanungen als Möglichkeit für ein besseres Lernen zu begreifen und sie daher vorzubereiten, um Themen selbst besser verstehen zu lernen.
Funktionen des Sprachunterrichts
Sprachunterricht unterstützt die moralischen Vorstellungen und die erzieherischen Ziele einer Gesellschaft auf folgende Weise:
- Teilhabe am gesellschaftlichen Leben: Texte (wie Schrift, mündliche Äußerungen, Videos) in ihren überzeugenden Aspekten zu verstehen, aus ihnen Informationen zu gewinnen und genereller miteinander zu kommunizieren, sind Voraussetzungen dafür, das eigene Handeln planen und in einen Dialog mit anderen darüber eintreten zu können, wie ein gutes Leben gestaltet werden soll.1 Ohne diese Fähigkeiten zu trainieren, besteht eine größere Chance dazu, weniger Zugang zu den verschiedenen Vorteilen einer Gesellschaft zu erlangen.
- Beispiel: Wenn man versteht, was eine andere Person sagen möchte, ist man eher dazu in der Lage, den Ansprüchen dieser Person gerecht zu werden, was wiederum die eigenen Ziele unterstützen kann: bessere Beziehungen, Anerkennung von anderen, weniger verschwendete Zeit.
- Beispiel: Der Austausch über literarische Texte führt dazu, neue Sichtweisen und Argumente kennenzulernen, die beim eigenen Lesen nicht vorhanden gewesen sind. Diese führen wiederum dazu, ein Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen und Möglichkeiten aufzubauen, um darüber wiederum einen besseren Austausch zwischen Menschen zu ermöglichen.
- Beispiel: Wenn man nicht in der Lage dazu ist, einen Text in seinen überzeugenden Aspekten zu erkennen, dann geht man eher davon aus, dass der Text der Wahrheit entspricht. Phishing ist der Versuch, diese Schwäche im Alltag auszunutzen, um Identitätsdiebstahl zu erleichtern.
- Sprachbewusstheit: Gut ausgebildete Sprachfähigkeiten sollen dazu anregen, darüber nachzudenken, wie Sprache über bestimmte Formulierungen zu konkreten Denkstrukturen und verschiedenen Perspektiven führen kann.2 Das soll dabei helfen, Sprache nicht einfach als festes Konstrukt zu begreifen, sondern offen für Veränderungen und Unterschiede zu bleiben.
- Definition: Sprachbewusstheit ist die Fähigkeit, über verschiedene Formulierungen und ihre Auswirkungen nachzudenken und eine passende für eine Kommunikationssituation auszuwählen.
- Beispiel: Sprache soll zum Beispiel dabei helfen, Gesprächssituationen besser einschätzen zu können. Wenn man zum Beispiel über das Wort "Verteilung" nachdenkt und bestimmte Vorstellungen davon hat, dass jeder dasselbe bekommt.
- Beispiel: Fragen wie "Ist das gut oder schlecht?" lassen in ihrer Formulierung nur zwei mögliche Antworten zu, sodass ein Spachbewusstsein dabei helfen kann, sich über solche sprachlichen Verengungen klar zu werden, wenn sie unangebracht erscheinen.
- Beispiel: Sprache ist politisch aufgeladen, sodass ihre Verwendung immer bestimmte Sachen ausdrücken kann, die nicht offensichtlich sind. Wenn zum Beispiel von "Kindermädchen" (Kinderbetreuung) oder "Schwester" (Krankenpflege) gesprochen wird, beinhalten diese Äußerungen ebenfalls Vorstellungen über die Begriffe Mädchen oder Schwester, die für die Ausübung der Arbeit falsche Vorstellungen wecken können. Das Kindermädchen ist zum Beispiel selbst kein Mädchen und damit kein Kind mehr.
- Entwicklung von Identität, Kreativität und eigenem Ausdruck: Sprache soll dabei helfen, Gefühlen Ausdruck zu verleihen und damit das eigene Wohlbefinden zu unterstützen.3 Indem man eher einschätzen und vermitteln kann, was man erlebt, besteht eine größere Chance darin, das andere einem bei Problemen helfen können und anderen geholfen wird.
- Beispiel: Eine Beschreibung einer anderen Welt (zum Beispiel in der Literatur) hilft dabei, herauszufinden, welche Themen einem in der eigenen Welt wichtig sind und warum, weil es einen Bedarf danach gibt, etwas Bestimmtes überhaupt anzusprechen.
- Beispiel: Je mehr Perspektiven man selbst kennenlernt, desto mehr kann man in sein eigenes Leben übertragen und ein Verständnis für andere Überzeugungen entwickeln, was wiederum dabei hilft, sich wohler in der Umgebung von anderen Menschen zu fühlen.
Trennung von Sprach- und Literaturwissenschaft
Einer der wesentlichen Punkte innerhalb der Deutschdidaktik ist die Aufteilung der Erarbeitung der verschiedenen Fähigkeiten, die mit einer Sprache verbunden sind. Diese Aufteilung ist fließend und unvollständig, soll aber dabei helfen, zwei grundsätzliche Ziele des Sprachenunterrichts stärker hervorzuheben. Diese Ziele sind durch individuelle Prioritätszuschreibungen gesetzt. Sie machen jedoch deutlich, wie gesellschaftliche Interessen in die Wissenschaft und damit auch in die Didaktik und den Unterricht hineinragen können.
Die beiden Aufgaben sind 1. die Kommunikationsfähigkeiten innerhalb der Gesellschaft zu verbessern und 2. neue Sichtweisen und Herangehensweisen durch die Auseinandersetzung mit der Kunst zu erlangen. Dabei stehen in beiden Fällen die Entwicklung einer gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit und das Wohlbefinden durch die Entwicklung einer Identität im Vordergrund4.
Diese Ziele werden dann wiederum in Sprach- beziehungsweise Literaturunterricht unterschieden. Ich halte diese Unterscheidung für irrelevant, weil diese Strukturierung keinen Eigenwert besitzt. Jede Information muss auf die bestmögliche Weise vermittelt werden. Für mich gibt es da keinen Unterschied zwischen einem Medienunterricht, der eher zur Sprachdidaktik gezählt wird oder der Auseinandersetzung mit verschiedenen historischen Texten, was eher der Literaturdidaktik zugeordnet wird.
Fachliche Ziele des Deutschunterrichts
Der Lehrplan für das Fach Deutsch in Sachsen5 beschreibt anschließend an die bereits genannten Aspekte noch einmal zusammenfassend folgende konkreteren Ziele:
- Entwickeln eines umfassenden Leseverstehens als Voraussetzung für die Aneignung der Welt durch Sprache und Literatur
- Entwickeln von erweiterbarem Wissen, welches die Orientierung in der deutschen und europäischen Geistesgeschichte und die Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht
- Entwickeln der mündlichen Sprachfähigkeit als Grundlage für ange-messenes und adressatengerechtes Handeln in persönlichen, fach- und berufsbezogenen und öffentlichen Kommunikationssituationen
- Entwickeln der schriftlichen Sprachfähigkeit als Grundlage für das planvolle Gestalten aufgabenadäquater, inhaltlich angemessener, sprachlich und stilistisch stimmiger Texte; Einhaltung der hoch-sprachlichen Norm
- Entwickeln von erweiterbarem und anwendungsbereitem Wissen zum System der deutschen Sprache; Entwickeln der Reflexionsfähigkeit über sprachliche Probleme und Sachverhalte
Phasierung von Unterricht
Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Unterricht zu strukturieren. In einem stärker durch die Lehrperson bestimmten Ablauf ist die Phasierung ein wichtiger Aspekt, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Die Phasierung teilt die Unterrichtszeit in bestimmte Abschnitte, die jeweils eigene Aufgaben innerhalb der Erschließung eines Themas übernehmen.
Das allgemeine Modell der Phasierung sieht 1. einen Einstieg, 2. eine Erarbeitung, 3. eine Ergebnissicherung mit Zusammenfassung und Reflexion sowie optional 4. eine Übung mit einer Vertiefung und einem Transfer vor. Diese Phasen entsprechen dabei sowohl einem Spannungsbogen als auch einem Lernablauf, der Motivation, Selbstständigkeit, Präsentation und Übung beinhaltet.
Der Einstieg wird auch als Hinführung zum Thema bezeichnet. Sie dient dazu, eine Motivation für ein Thema zu wecken, vorherige Stunden zu reaktivieren und bei einem entdeckenden Unterricht ein neues Problem für die konkrete Stunde vorzustellen. Im Literaturunterricht schließen sich weitere optionale Unterbereiche an: das Lesen eines Textes, semantische Klärungen, spezielles Kontextwissen besprechen und vielleicht eine Zusammenfassung eines Textes.
In der Erarbeitungsphase wird dann von den Schülern selbstständig ein Problem oder eine Aufgabe bearbeitet. Es werden Lösungsmöglichkeiten in verschiedenen Sozialformen untersucht.
Im Anschluss daran findet eine Zusammenfassung und Reflexion statt. In dieser Ergebnissicherung werden häufig im Plenum der gesamten Gruppe die Ergebnisse diskutiert und es wird sich über die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten ausgetauscht. Diese Phase besitzt das größte Lernpotenzial, weil verschiedene Lösungen diskutiert und in ihrem Potenzial besprochen werden.
Anschließend findet eine Anwendung der gelernten Informationen statt, indem entweder eine ähnliche Aufgabe erneut selbstständig erarbeitet wird.
Abschließend werden offene Fragen geklärt und es wird Kontextwissen über den eigentlichen Lerninhalt hinaus besprochen. Es findet dabei gleichzeitig eine kreative Übersetzungsleistung statt, um das Gelernte in den Alltag zu übertragen.
Anmerkungen
Literatur
- "Lehrplan Gymnasium Deutsch Sachsen". 2019. Sächsisches Staatsministerium für Kultus. [ref: XLYZ5I6R; #1; #3; #5]
- Leubner, Martin; Saupe, Anja; Richter, Matthias. 2016. Literaturdidaktik. 3., überarbeitete und ergänzte Auflage. De Gruyter Studium. Berlin ; Boston: De Gruyter. [ref: DGMXAG8Q; #4]
- Steinig, Wolfgang; Huneke, Hans-Werner. 2015. Sprachdidaktik Deutsch: eine Einführung. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Grundlagen der Germanistik 38. Berlin: Erich Schmidt Verlag. [ref: LAFLYKWA; #2]