Konzepte
Wenn ich nicht weiß, ob ich die Sachen glauben soll, die ich lese, sie aber dennoch für interessant genug halte, dass ich sie sammeln möchte, stelle ich sie auf diese Seite. Alle Konzepte, die hier aufgelistet sind, sollten also mit größerer Vorsicht begegnet werden.
Wissenschaftstheorie
- 2019-11 - Building Intuitions On Non-Empirical Arguments In Science [en]: In diesem Artikel wird beschrieben, dass sich zwei Theorien, die dasselbe vorhersagen können, vor allem darin unterscheiden, wie elegant sie sind. Dies wird durch diesen Text über "Beliefs are for actions" ausgeführt, indem dort die Meinung geäußert wird, dass Überzeugungen vor allem darauf setzen, unsere Handlungen zu unterstützen. Wenn eine Überzeugung dementsprechend nicht elegant genug ist, wird sie abgelegt. Wenn viele Menschen dasselbe tun, verschwindet die Überzeugung aus dem Diskurs.
- 2020-12 - Cultural accumulation [en]: Katja Grace stellt sich die Frage, ob kulturelle Artefakte ein wesentlicher Bestandteil dafür sind, dass wir in unserer Zeit überleben können, da Technologien häufig auf anderen Technologien aufsetzen, ohne dass ein vollständiges Wissen über diese vorausgesetzt wird.
- 2020-09 - Industrial literacy [en]: Industrial Literacy beschreibt die Idee, dass Menschen ein gewisses Verständnis für die Komplexität der modernen Gesellschaft besitzen, indem sie grundlegende wissenschaftliche Fortschritte im industriellen Zusammenleben benennen können. Bildung vernachlässigt diese Zusammenhänge, da sie möglicherweise zwischen die Lehrpläne von Geschichte und Naturwissenschaften fallen. Einige der angesprochenen Wissensbereiche sind: Zement und Beton als zentrale Erfindungen der Bauindustrie und Grundlage jeder modernen Konstruktion. Woraus besteht moderner Dünger?
Biologie
- 2017-09 - Predictive Processing And Perceptual Control: Der Artikel spricht darüber, dass Bewegungen vom Gehirn gesteuert werden, indem die Fehlerrate zwischen aktueller und erwarteter Position der Körperteile minimiert wird.
- 2019-09 - Invisible Designers. Brain Evolution Through The Lens Of Parasite Manipulation [en]: Dieser Artikel beschreibt eine Forschungsarbeit von Marco Del Giudice, der davon ausgeht, dass sich unser Körper in einem Rüstungswettlauf mit Parasiten entwickelt hat und er deshalb widersprüchliche und schädliche Funktionen beinhaltet, weil er gegen eine körperliche Manipulation abgeschirmt sein möchte. Parasiten sind in der Natur in kleineren Wesen wie Insekten keine Seltenheit und können dazu führen, dass Ameisen auf Blätter steigen, damit sie eher gefressen werden.
- Die Argumentation könnte erklären, warum Menschen so unterschiedlich auf Psychopharmaka reagieren, warum Menschen Toleranz für Drogen aufbauen und warum Menschen Autoimmunkrankheiten entwickeln.
- Scott Alexander arbeitet folgende Argumente heraus, die für einen Körper sprechen, der sich gegen Parasiten wehren möchte:
- Unser Körper besitzt komplizierte Signalkaskaden, die redundant geschaltet sind. Teilweise arbeiten sie konträr zu dem, wie es zunächst den Anschein macht.
- Wir besitzen ein Toleranzsystem, das eine flexible Anpassung an Substanzen erlaubt, die in uns eindringen.
- Körpernachrichten werden teilweise in Impulsen übertragen, da mikroskopische Parasiten nicht miteinander kommunizieren können, besteht für sie keine Chance sich so zu organisieren, dass sie große Mengen eines Neurotransmitters ausschütten können.
- Der Körper besitzt in seiner DNA Gene mit einer hohen Variabilität, die als Sicherheitsmechanismus in einigen Körperregionen dienen. Angreifer müssten sich an jeden Wirt evolutionär anpassen, was ihre Verbreitung einschränkt.
- Der Körper reagiert mit einem stärkeren Grundimmunsystem gegenüber konkrete parasitäre Bedrohungen. Dies kann allerdings dazu führen, dass der Körper, wenn die Parasiten nicht vorhanden sind, Autoimmunkrankheiten begünstigt.
- Der Körper nutzt toxische Neurotransmitter, weil er möglicherweise verhindern möchte, dass Parasiten sie reproduzieren können, da sie sich sonst umbringen würden.
- 2019-11 - Evolution of Modularity [en]: Der Artikel bespricht die Möglichkeit, dass Modularität im Körper vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich die Umwelt nicht immer vollständig verändert, sondern in bestimmten Kategorien (Temperatur, Nahrungsangebot, Luftqualität). Dies führt dazu, dass ein modularer Aufbau von Proteinen möglicherweise besser dazu geeignet ist, auf bestimmte Veränderungen im Lebensraum mit geleiteten Evolutionen zu reagieren.
- Als Beispiel für Modularität wird angegeben: Eine Fruchtfliege, aus deren Antenne sich je nach Situation ein weiteres Bein entwickeln kann.
- 2021-07-15 - Book Review: Crazy Like Us [en]: Führt das Benennen und Zeigen auf geistige Erkrankungen zu einer Verschlimmerung oder Verbesserung des Problems? Ethan Watters spricht sich in dem Buch indirekt für ersteres aus und entwickelt dies daran, dass Menschen je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich auf Stress reagieren. Wenn der kulturelle Hintergrund dementsprechend eine bestimmte Stressreaktion vorhersagt, führt eine Benennung und Beschreibung von Symptomen zu einer Ausprägung dieser Symptome. Das Buch versucht, diese Behauptung anhand der Entwicklung der Anorexie in Hong-Kong zu verdeutlichen.
Psychologie
- 2019-11 - Empathie steigert Polarisation: Der Artikel beschäftigt sich damit, dass erhöhte Oxytocin-Werte und ein damit einhergehendes Empathie-Empfinden sich kontraproduktiv auf ein gemeinsames Zusammenleben auswirken kann, da Empathie dazu führt, sich stärker in diejenigen einzufühlen, die einem ähnlich sind und weniger in diejenigen, die einem unähnlich erscheinen, da sie ja Ähnliche stärker gefährden.
- 2019-12 - Denken basiert auf kulturell geprägten Metaphern: Metaphern beschreiben das Phänomen etwas durch etwas anderes zu verstehen, das sich außerhalb des eigentlichen Bereichs des ersteren befindet. Ein Beispiel dafür: "Argumentation ist Krieg": ich greife deine Position an, jemand verteidigt seine Überzeugung, "Schieß los mit deinen Argumenten!". Diese Metaphern sind die Basis für unser Verständnis von Wirklichkeit.
- 2019-12 - Organisation basiert auf Metaphern: Gareth Morgans "Images of Organization" führt die Idee ein, dass unsere Erklärungen von Organisationsstrukturen auf bestimmten Bildern basieren, die uns zwar einen Einblick in tiefere Zusammenhänge ermöglichen, aber durch ihre Bildlichkeit in ihrem Erklärungspotenzial beschränkt sind.
- 2019-12 - Verständlichkeitszwang führt zu paternalistischen Optimierungsfehlern: Die Idee besteht darin, dass es den Drang dazu gibt, einen Teil der Welt zu verstehen und deshalb auf alles zu verzichten, was nicht zu diesem Verständnis beiträgt. Das führt zum Beispiel dazu, dass Städte geplant werden, in denen niemand leben will, weil die chaotischen Elemente anderer Städte herausgenommen wurden, sie aber wohl eine wichtige Funktion besitzen.
- 2020-01 - Wir tendieren dazu, komplizierte Dinge zu vergessen: Die Idee besteht darin, dass wenn sich etwas einfach anfühlt, wir nicht das Gefühl haben, dass wir es vergessen könnten. Dementsprechend sollten wir uns darauf konzentrieren, dass wir unser Lernen daraufhin ausrichten sollten, dass die Sache, die wir lernen wollen, einfach für uns ist. In den Kommentaren werden Verknüpfungen zu Chunking, Overlearning und Mastery Learning erwähnt.
- 2020-01 - Smartphones leisten emotionalen Beistand: Der Artikel sieht Ähnlichkeiten zwischen Smartphones und Teddybären/Schnullern (oder ähnlichen liebgewonnenen Objekten). Obwohl die Beziehung zwischen Nutzer und Smartphone häufig als Sucht klassifiziert wird, versucht der Artikel das Smartphone eher als wertgeschätztes Objekt zu klassifizieren. Die Studie zeigt, dass Menschen, die regelmäßig Smartphones benutzen, in Stresssituationen eher danach greifen. Die Autoren argumentieren, dass dies damit zu tun haben könnte, dass das Smartphone regelmäßig positive Erlebnisse herbeiführt und man in Stresssituationen dazu geneigt ist, diese wiederherzustellen.
- 2020-03 - 4 Kinds of Learning [en]: Der Artikel geht darauf ein, dass Lernen in vier Bereiche aufgeteilt werden kann, je nachdem, was man lernt. Dies kann dabei helfen, ein besseres Verständnis davon zu bekommen, wie man an bestimmte Lernaufgaben herangeht. Die beiden Kategorien sind dabei: Denken/Tun und Bewusst/Unbewusst. Daraus ergeben sich:
- Bewusstes Denken: Kritisches Hinterfragen wie höhere Mathematik, Rätsellösen, Philosophie
- Unbewusstes Denken: Faktenlernen, ohne darüber nachzudenken wie zum Beispiel bei Multiplikationstabellen, Vokabeln, Geografie, das Alphabet, Daten von historischen Ereignissen
- Bewusstes Tun: Wiederholungen von bestimmten Handlungen, bis sie selbstverständlich werden wie beim Zeichnen, Zaubertricks, Schießen oder Tanzen.
- Unbewusstes Tun: Sich selbst disziplinieren, um bestimmte Verhaltensweisen anzupassen: wie Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen, Schmerz ertragen.
- 2020-10 - We Learn Faster When We Aren’t Told What Choices to Make [en]: Der Artikel und die beschriebene Studie gehen darauf ein, dass unser Lernen fundamental davon abhängt, wie sehr wir davon überzeugt sind, dass wir durch eigene Arbeit zu unserer Überzeugung gelangt sind.
Politik
- 2019-10 - Book Review: Against The Grain: Against The Grain beschreibt die Vorstellung, dass Fortschritt durch die Einführung der Landwirtschaft menschliches Verhalten eingeschränkt hat, weil damit totalitäre Verhaltensweisen möglich wurden, die ohne Quantifizierung der Nahrung nicht zugänglich gewesen sind. Weizen ist im Gegensatz zu Kartoffeln oder Jagdergebnisse leichter zu quantifizieren, weil es sichtbarer und damit zugänglicher ist. Daraus folgt, dass Steuern leichter eingetrieben werden können.