Weitere Aspekte der Durchführung von Unterricht

Created: 2020-06-29 Updated: 2020-07-03

[Duration: 17 min]

In diesem Bereich gehe ich auf verschiedene Aspekte des Unterrichts ein, die für den Lehr-Lern-Prozess weniger relevant sind, aber dennoch einen Einfluss auf die Lernenden besitzen können. Meine Empfehlungen für den Unterricht befinden sich auf der Hauptseite.

Sichtstrukturen

Wie bereits erwähnt wurde, bevorzuge ich bei der Durchführung von Unterricht vor allem Verhaltensweisen, die auf Tiefenstrukturen und damit auf den Lehr-Lern-Prozess einwirken. Dennoch sind Sichtstrukturen wie die Organisationform, die Unterrichtsmethode und die Sozialform notwendige Bestandteile einer Strukturierung von Unterricht. Nachfolgen soll deshalb überlegt werden, wie konkrete Sichtstrukturen genutzt werden können, um Lerngelegenheiten zu optimieren.

Direkte Instruktion

Unter direkter Instruktion versteht man Unterrichtsmethoden, die ein durch die Lehrperson angeleitetes Lernen in den Vordergrund setzen und die empirisch nachweisbare wirksame Gestaltungsmerkmale besitzen (Hasselhorn/Gold 2006). Im nachfolgenden Bereich versuche ich die Beschreibungen von Hasselhorn und Gold zusammenfassen.

Die wesentlichen Merkmale der direkten Instruktion sind Lehreraktivität und Außensteuerung der Lerntätigkeiten. Lehrpersonen sind dabei für alles verantwortlich. Sie planen und überprüfen die individuellen Lerntätigkeiten der Lernenden, und es wird auf die Sachstruktur des Lerngegenstandes eingegangen und auf die Lernvoraussetzungen Rücksicht genommen.

Zu den Gestaltungsmerkmalen zählen die Wissensaktivierung, eine darbietende einführende Stoffvermittlung, eine Anleitung zum gemeinsamen Üben, eine kontinuierliche Lernüberwachung, eine Anleitung zum selbstständigen Üben und eine regelmäßige Wiederholung gelernter Inhalte.

Rückblick und Prüfung von Lernvoraussetzungen

Die Wissensaktivierung umfasst einen Rückblick auf bereits gelernte Inhalte als zusätzliche Lerngelegenheit und eine Prüfung der Voraussetzungen für die folgenden Inhalte. Lernende sollen in ihren Voraussetzungen für den neuen Stoff angeglichen werden.

Darbietende Stoffvermittlung

Die möglichst enthusiastische und kleinschrittige Präsentation von Inhalten durch die Lehrperson. Abstrakte Prinzipien werden an konkreten Beispielen erläutert und es wird auf mögliche Fragestellungen direkt eingegangen. Es geht grundsätzlich um eine modellhafte Vorstellung bestimmter Wissensinhalte, bevor Übungen dieses Wissen vertiefen.

Angeleitetes Üben und Verstehensprüfung

Durch gezielte Fragen werden Lernende angeleitet, den Lernstoff erneut durchzugehen. Mit dieser Tätigkeit soll sichergestellt werden, dass ein Verstehen beim Lernenden stattgefunden hat.

Lernüberwachung und Rückmeldung

Das konkrete Fragestellen einer Lehrperson soll dabei helfen, Lernende zum Nachdenken anzuregen und Lernresulte sichtbar zu machen. Fragen sollten dabei auf wichtige Unterrichtsziele ausgerichtet sein. Dabei ist es notwendig, die Antworten geeignet zu kommentieren und den Lernenden direktes Feedback auf unterschiedlichen Ebenen zu geben. Dabei ist es wichtig, dass keine Lehrantwort unbeantwortet bleiben sollte und gebenenfalls von der Lehrperson selbst beantwortet wird.

Selbstständiges Üben

Stillarbeit oder Hausaufgaben werden genutzt, um eigenständige Lernprozesse stärker anzuleiten, indem konkrete Aufgabenformate vorgegeben werden. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Lernenden dazu bereit sind, die Aufgabe selbstständig lösen zu können.

Rückblick und Überprüfung des Lernfortschritts

In regelmäßigen Abständen soll ein zusammenfassende Wiederholung der Lerninhalte stattfinden, um damit den Lernstoff zu verfestigen. Darüber hinaus sollen Überprüfungen stattfinden, die den Lernfortschritt der Lernenden transparent machen sollen. Darauf aufbauend können Reflexionen der eigenen Methodik stattfinden oder Entscheidungen zur Wiederholung eines Lerngegenstands getroffen werden.

Wirksamkeit

Die direkte Instruktion ist besonders für kognitive Ziele (im Gegensatz zu emanzipatorischen oder sozialen Zielen) geeignet, die darüber hinaus gut strukturiert werden können. Die Wirksamkeit ist dabei sehr von der Umsetzung durch die Lehrperson abhängig, da es keine perfekte Unterrichtsmethode gibt.

Kooperatives Lernen

Beim kooperativen Lernen handelt es sich um eine Unterrichtsmethode, bei dem Lernende in kleinen Gruppen zusammenarbeiten, um sich beim Aufbau von Kenntnissen und beim Erwerb von Fähigkeiten gegenseitig zu unterstützen (Hasselhorn/Gold 2006). Die Methode ist im Gegensatz zu direkten Instruktion lernerzentriert, weil sich die Lehrperson aus dem Lernprozess zurücknimmt.

Als Gruppenmethode werden beim kooperativen Lernen kommunikative Fähigkeiten vorausgesetzt. So müssen Lernende zum Beispiel anderen zuhören, Inhalte paraphrasieren oder Überzeugungen aushandeln können. Dabei soll das kooperative Lernen dabei unterstützen, dass im Unterricht nicht nur kognitive, sondern auch motivationale und emotionale Lernziele in den Vordergrund gestellt werden. Dabei soll ein sozialintegrativer Austausch zwischen den Lernenden entstehen, weil sie intensiv zusammenarbeiten, um einen bestimmten Lerninhalt zu ergründen.

Es werden fünf Basismerkmale für das kooperative Lernen vorgestellt, die es von der Sozialform der einfachen Gruppenarbeit abgrenzen: positive Interdependenz, individuelle Verantwortlichkeit, förderliche Interaktionen, kooperative Arbeitstechniken und reflexive Prozesse.

Positive Interdependenz

Eine Gruppenaufgabe kann nur durch eine Zusammenarbeit erfolgreich bewältigt werden (Zielinterdependenz), sodass das Lernziel einer lernenden Person nur erreicht wird, wenn die gesamte Gruppe das Ziel erreicht. Dies führt allerdings dazu, dass Aufgaben benötigt werden, die eine Rollenzuweisung unterstützen. Die Lernenden sollen dementsprechend sich gegenseitig ergänzenden Aufgaben widmen (Rolleninterdependenz), sie sollen für ihre Leistung als Gruppe bewertet werden (Belohnungsinterdependenz) und sie sollen voneinander abhängig sein, weil die Materialien nur verknappt vorhanden sind (Aufgaben- und Ressourceninterdependenz).

Individuelle Verantwortlichkeit

Die individuelle Leistung der einzelnen Lernenden muss für das Gesamtprodukt erkennbar bleiben, damit Individuen nicht einfach andere ihre Arbeit machen lassen. Eine individuelle Verantwortlichkeit kann dahingehend in einer konkreten Arbeitsteilung und einer Herausstellung der eigenen Anteile einhergehen, die unter anderem über die Gruppenarbeit hinaus gesondert belohnt werden können.

Förderliche Interaktionen

Die Vorteile des Gruppenlernens werden nur erreicht, wenn sich die Gruppe auch wirklich über die Lerninhalte gemeinsam austauscht und sich nicht nur die Arbeit aufteilt, aber in Wirklichkeit jeder im Nachhinein alles einzeln erarbeitet. Förderliche Interaktionen bestehen aus wechselseitigen Erklärungen und Korrekturen sowie eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven.

Kooperative Arbeitstechniken

"Erfolgreiches Lernen setzt voraus, dass die Lernenden gewillt sind, angemessen miteinander zu kommunizieren, ein vertrauensvolles Gruppenklima aufzubauen, Führungsaufgaben zu übernehmen und anzuerkennen, sich einer Führung unterzuordnen und Kontroversen konstruktiv zu bewältigen." (Hasselhorn/Gold 2006, S. 311) Dabei ist die Bewältigung sachlicher Konflikte eine besonders wichtige Arbeitstechnik, da sie dabei unterstützt, auch argumentative Denkmuster zu ermöglichen.

Reflexive Prozesse

Indem das eigene Vorankommen kommentiert und eigene Methoden erklärt und kritisch besprochen werden, kann die Arbeit der Gruppe insgesamt verbessert werden. Dieser selbstregulative Aspekt soll dazu beitragen, dass die Gruppe ihre Ziele im Blick behält.

Probleme einer klassischen Gruppenarbeit